Smartphone Test | Poco M4 Pro 5G by Xiaomi

Vorerwartungen

Poco ist eine der beiden günstigen Marken des Xiaomi Konzerns. Dabei wagt sich Poco in Teildisziplinen aber auch weiter nach oben, als es Redmi tut.

Mit dem hier vorliegenden Poco M4 Pro 5G liegt uns dabei ein Gerät der Mittelklasse vor. Im Gegensatz zu den Redmi Note 10 Geräten, mit denen es vergleichbar ist, verzichtet Poco in diesem Modell aber auf ein Amoled Display. Dafür ist es aber 5G-fähig, was dem meisten Nutzern aber im Grunde egal sein kann, mangels Abdeckung.

Daher war ich mir vor dem Test nicht so ganz sicher, inwiefern dieses Gerät mit o.g. Serie mithalten können wird. Andererseits kommt die Inflation auch bei den Smartphones an und die 40 € Aufpreis zum Redmi 10 sind wiederum nicht die Welt. Ob das Poco M4 Pro 5G  für einen Preis von 201 € aber dennoch ein wenig gegenüber der 10er-Redmi-Note-Serie punkten kann, erfahrt Sie in diesem Test.

Verpackungsinhalt

Die gelbe Verpackung mit schwarzen Schriftzügen des Poco M4 Pro 5G verzichtet, Poco-typisch, auf eine Abbildung des Geräts, sondern beschränkt sich auf Schriftzüge mit dessen Namen. An einer Seite ist ein schwarzer Aufkleber mit weißen Schriftzügen angebracht, der über die vorliegende Ausführung und den Verpackungsinhalt informiert.

Hier erhalten wir im Grunde die gleiche Kost, wie schon beim Poco X3 Pro: Garantiebedingungen, Sicherheitshinweise und eine Kurzanleitung liegen in 14 Sprachen vor, darunter auch in deutsch. Es gibt ein Sim-Eject-Tool, eine Silikonschutzhülle in trans-clesar, ein USB-C- auf USB-A-Daten- und Ladekabel, sowie ein europäisches 33 Watt Netzteil. Eine Schutzfolie wurde bereits im Vorwege am Gerät angebracht.

Als Bonus gegenüber anderen Marken des Xiaomi Konzerns liegt auch bei diesem Poco Gerät wieder ein Stickerbogen bei.

Design und Verarbeitung

Die Maße des Poco M4 Pro 5G belaufen sich auf 163,2 mm x 75,6 mm x 8,7 mm (10,6 mm an der herausstehenden Kamera), bei einem Gewicht von 197 g (inklusive Simkarte).

Die Rückseite liegt bei unserem Gerät in gelb vor, wobei der obere Bereich um das Kameramodul, wie schon beim Poco M3, in schwarz gefärbt ist. Damit sollte es der Traum eines jeden BVB-Fans sein. Der Rahmen besteht aus gelb-goldenen Metall, die Rückseite aus Kunststoff. Dieses fühlt sich aber sehr angenehm an und bleibt frei von sichtbaren Fingerabdrücken. Alternativ bekommt man das Gerät auch in den Farben Schwarz oder Blau. Einen preislichen Unterschied bei den Farben konnte ich nicht feststellen.

Auf der rechten Seite befindet sich die Power Taste, mit integriertem Fingerabdrucksensor und die Lautstärkewippe. Die Tasten sind aus Metall, sitzen bombenfest und haben einen sehr guten Druckpunkt. Auf der linken Seite finden wir den Einzug für den Simschlitten. Am unteren Ende haben wir den USB-C-Ausgang, sowie einen der Duallautsprecher und einen 3,5mm Klinkenausgang. Zudem vermute ich oben und unten einen zusätzliches Mikrofon. Oben finden wir den zweiten Dualsprecher, einen Infrarotstrahler, sowie ein weiteres Mikrofon.

Eine IP-Zertifizierung liegt nicht vor. Das Glas des Displays soll aus Gorilla Glass 3 bestehen.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern.

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (seitlich)
  • Face-Unlock: Ja

Alle Mechanismen funktionieren sehr zuverlässig und in einer guten Geschwindigkeit.

Display

Das Poco M4 Pro 5G bedient sich eines 6,6 Zoll großem IPS-LCD Panels mit einer maximalen Bildwiederholfrequenz von 90 Hz im 20:9 Format. Die Auflösung liegt bei FullHD+. Die Frontkamera verbirgt sich hinter einem zentralem Punchhole.

Die Schwarzwerte lassen sich im Graustufentest des Antutu Benchmark ab 4, die Weißwerte bis 253 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 282,3 Lux messen. Dies ist natürlich ein Wert, der deutlich unter den Amoled Displays der Redmi Note 10 Serie liegt, aber auch nicht an den Wert des Poco X3 Pro herankommt, welches ebenfalls nur auf ein IPS Panel setzt.

Über einen adaptiv einstellbaren Modus der Bildwiederholfrequenz, wie beim realme GT Master Edition, verfügt auch dieses Gerät aus dem Xiaomi Konzern nicht. Man muss sich also zwischen 60 Hz oder 90 Hz entscheiden.

Software

Zum Zeitpunkt des Testberichts (9. April 2022) arbeitet das Poco M4 Pro auf Android 11 Basis, unter der hauseigenen MiUI in der Version 12.5.6, mit einem Sicherheitspatch vom 1. Januar 2022. Im Rahmen des Testzeitraums von drei Wochen kamen zwei Updates herein.

Alle Google Services funktionieren und zertifiziert.

Das DRM Widevine Level ist auf L1, wodurch sich Filme z.B. bei Netflix oder Amazon Video auf FullHD oder 4k streamen lassen.

Verschiedene Apps waren auf dem Gerät bereits vorinstalliert, ließen sich aber allesamt vom Gerät löschen.

MiUI bietet eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten und Tools. Ein App Draw kann bei Bedarf aktiviert werden.

Performance

Auch wenn bekanntere Tester bei der kleinen Version (mit 4 GB RAM) nicht von der Performance des Poco M4 Pro 5G überzeugt waren, so kann ich dem Gerät in der großen Version (6 GB RAM) eine merkbar bessere Performance, als der gesamten Redmi Note 10 Reihe bescheinigen.

Das 90 Hz Display lässt sich gewinnbringend nutzten und der Dimensity 810 aus dem Hause Mediatek mit seinen 6 GB RAM liefert eine wirklich gute Leistung ab.

Im Antutu Benchmark in der Version 9.2.6. erreicht das Gerät 355.370Punkte, was dem 7. Platz von bislang 17 getesteten Geräten entspricht. Im Geekbench 5 erreicht es 595 Punkte im Single-Core und 1.801 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht dem 7. bzw. 9. Platz unter bisher 34 getesteten Geräten.

Im Alltag lässt sich alles flüssig nutzen. Der Unterschied zur Redmi Note 10 Serie ist zwar keine Welt, aber doch da. Allerdings ist der Abstand nach oben zum Poco X3 Pro nochmal deutlich höher.

Lautsprecher

Auch wenn das Poco M4 Pro 5G über Stereolautsprecher verfügt, so kommen diese weder an die Redmi Note 10 Serie, noch an das Poco X3 Pro heran. Abgesehen vom Oppo A52 halte ich sie für die bislang schwächsten Stereolautsprecher, die von mir getestet wurden.

Als maximale Lautstärke von 93,3 dBa messen. Bei über 80 % fängt das Gerät dann merklich an zu blechern. In Sachen Stereoqualität kommt aus dem unteren Lautsprecher deutlich mehr Saft heraus, als aus dem oberen.

Die Telefoniequalität ist in Ordnung und weder nach unten, noch oben, bemerkenswert.

Der Kopfhörerausgang bietet zwar eine ausreichende Leistung, ist bei anderen Geräten aus dem eigenen Hause allerdings deutlich lauter. So wird mir der Klang hier erst bei über 90 % zu laut.

Im System lassen sich zudem verschiedene Equalizereinstellungen einstellen, bzw. Einstellungen für verschiedene Kopfhörer aus dem Xiaomi Konzern wählen.

Kameras

Hauptkamera

In der Tat interessant ist die Kameraauswahl des Poco M4 Pro 5G. Denn wo andere Geräte des gleichen Konzerns stets auf ein Quadkamerasetup auf der Rückseite setzen, werden hier nur zwei Sensoren verbaut. Dabei setzt das Gerät setzt auf der Rückseite auf einen 50 MP Hauptsensor (Samsung S5KJN1, ƒ/1.8) und eine 8 MP Ultraweitwinkellinse (unbekannt, f/2.2). Auf der Frontseite ist eine 16 MP Linse (unbekannt, f/2.45) verbaut.

Ultraweitwinkel

Bokehaufnahme

Stimmen die Belichtungsverhältnisse, so lassen sich mit dem Poco M4 Pro 5G wirklich schöne Aufnahmen erstellen. Dies gilt nicht nur für die Hauptlinse, sondern auch für den Ultraweitwinkel. Auch muss man sich keine Sorgen über den fehlenden Tiefensensor machen. Denn Bokehaufnahmen funktionieren hier auch softwaregeneriert, ohne jegliche Probleme. Im Falle von schlechteren Belichtungsverhältnissen (gleich, ob hell oder dunkel) lässt die Qualität dann aber auf beiden Rückseitenlinsen deutlich nach. Auch Bilder bei Regen führen zu einer deutlichen Unschärfe und Schwierigkeiten den Fokus zu halten.

Ordentlich schneidet man hingegen wieder auf der Frontseite ab. Auch hier gelingen Aufnahmen, gleich ob mit oder ohne Portraitmodus wirklich gut. Meine Kritik an der Schwäche bei schwereren Belichtungsverhältnissen kommt hier nicht zum tragen.

Videos lassen sich auf der Rückseite mit maximal 1080p und 60 Fps aufnehmen. Der Ultraweitwinkel ist auf 1080p und 30 Fps beschränkt ebenso die Frontkamera. Bei hoher Bildwiederholrate funktioniert der Autofokus weniger zuverlässig. Ab 1080p und 30 Fps ist dies aber bei allen Linsen zuverlässig der Fall. Die Audioaufnahme ist auf der Rückseite lauter, blechert dann aber ein wenig mehr.

In der Summe würde ich allen Redmi Note 10 Geräten den Vorzug vor dem Poco M4 Pro 5G geben, wobei der Unterschied zum normalen Note nicht gewaltig ist. In der Summe ist das immer noch eine gute Leistung. Den Trend auf die im Grunde nie verwendete Makrolinse zu verzichten begrüße ich auf jeden Fall.

Frontkamera im Portraitmodus

Akkuleistung

Auch wenn man nicht an die Zeiten des Redmi 10 oder Note 10 herankommt, die aber zum Teil auch nur auf 60 Hz Panels setzen, so erreicht man doch bessere Zeiten also die zuvor getesteten Poco X3 Pro oder realme GT Master Edition:

Gemäß AccuBattery komme ich auf eine Bildschirm an Zeit von 8:45 h und einen kombinierten Verbrauch von 187 h und 57 min. Unter dieser Nutzung habe ich die adaptive Helligkeit bei 90 Hz Bildwiederholrate verwendet und zum Großteil gespielt. Das Gerät wurde nur als Testgerät und nicht als Daily Driver verwendet. Eine Messung bei 60 Hz habe ich nicht vorgenommen.

Überzeugung hingegen ist die Leistung beim Schauen von Videos. Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit verbraucht das Gerät nur 6 %.

Mit dem mitgelieferten 33 Watt Netzteil lädt das Gerät in etwa 80 min von 0-100 % auf.

Für ein Gerät, das eine 90 Hz Bildwiederholfrequenz verwendet, sind das gute Werte.

Konnektivitäten

Das Poco M4 Pro 5G ist nicht nur LTE-, sondern auch 5G-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: 1, 2, 3, 5, 7, 8, 17, 18, 19, 20, 28, 32, 38, 39, 40, 41, 66, 77 und 78.

Das Gerät verfügt über einen Hybridslot. Man hat also die Wahl gleichzeitig zwei Simkarten zu nutzen, oder eine Simkarte und eine Speichererweiterung durchzuführen. Dies habe ich auch mit einer 64 GB Karte von Samsung getestet. Der interne Speicher beläuft sich auf 128 GB, von denen per Werk 104 GB frei zur Verfügung stehen. Durch Löschung der vorinstallierten Apps konnte ich weitere 1,5 GB gewinnen. Eine Variante mit 64 GB Festspeicher und dann nur 4 GB RAM erhält man für etwa 20 € (10-30 €) weniger, so dass ich den Aufpreis für die größere Version zahlen würde, vor allem, weil die 4 GB Variante anderen Testern zu langsam erschien.

Beim WLAN Empfang konnte ich sowohl vor dem Router, als auch ein Zimmer weiter und auf dem Dach noch die volle Bandbreite im Download abrufen. Im Upload verlor ich ein Drittel bzw. die Hälfte. Das ist selten der Fall und sind wirklich gute Werte.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet auf meiner Loggia 42 Satelliten, von denen 25 benutzt werden und zu einer auf 1 m genauen Position kommen. Der Hardwarekompass funktioniert. Allgemein erreichen anderen Geräte den GPS Fix aber schneller.

Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss. Wie bereits oben erwähnt verfügt das Gerät über einen 3,5 mm Klinkenausgang und ist gemäß Einstellungen NFC-fähig, wodurch man es zum kontaktlosen Zahlen nutzen kann. Eine Verbindung mit dem Anker Soundcore Boost verlief über beide Technologien problemlos. Mittels Infrarotsensor kann man das Gerät auch als Fernbedienung (z.B. für Fernseher und Beamer) verwenden.

Verzichten muss man hingegen auf eine Benachrichtigungs-LED.

Preis- und Preisleistung

Preislich erhält man das Poco M4 Pro 5G, in der vorliegenden Version, aus Deutschland für zwischen 215-230 €. Als EU Import konnte man es zwischenzeitlich für um die 200 € bekommen, während man als China Import weitere 10 € sparen konnte.

Für keinen dieser Preise macht man in meinen Augen etwas falsch. Der Fokus in dieser Preisregion liegt dabei auf Performance, 5G-Fähigkeit und der schönen Verarbeitung.

Fazit

Die Performance und 5G-Fähigkeit rechtfertigen, ohne Frage, den Preis des hier vorliegenden Poco M4 Pro 5G. Aus heutiger Sicht würde ich auch das Design und die Verarbeitung in dieser Preisklasse loben. Aber ob das nun wirklich die Kategorien sind, die am Ende für einen den Ausschlag geben sollten?

Für mich wäre der Gewinn an Performance gegenüber der Redmi Note 10 Reihe nicht so wichtig, wie das Amoled Display, die stärkeren Lautsprecher und die leicht bessere Kamera schon beim Redmi Note 10. 5G habe ich in meinem Vertrag ohnehin nicht dabei. Auch das realme 8 oder realme 8i sind interessante Mitbewerber.

Hier sollte man wirklich den Preis anschauen und worauf man selbst am meisten wert legt.


Björn WinterbergÜber den Autor
Björn Winterberg unterstützt das Team von Digitales für Einsteiger seit Januar 2020 unentgeltlich. Dabei betreut er die neu eingeführte Kategorie Smartphone-Tests, einem Hobby dem er seit 2018 nachgeht. Normal ist er beruflich an einem Hamburger Gymnasium als Lehrer in den Fächern Mathematik und Informatik tätig.