Smartphone Test | Poco M3 by Xiaomi

Poco M3 by Xiaomi

Mit dem Poco M3 steht heute nach langer Zeit mal wieder ein Gerät der Einsteigerklasse im Test, dem Bereich, auf dem in unseren Tests eigentlich der Fokus liegt. Um es bereits zu Beginn des Tests vorwegzunehmen: Das Poco M3 bietet für unter 110 € ein tolles, aber durch das Doogee N20 Pro oder das Redmi 9 in keinem Fall alternativloses Gesamtpaket.

Vorerwartungen

Mit dem Poco M3 wagt sich das Xiaomi untergeordnete Label erstmals an die Einsteigerklasse heran. Schon mehrfach konnte die Marke vor allem durch eins überzeugen, ein tolles Preisleistungsverhältnis. Und genau das machte das Poco M3 für mich interessant, wo Xiaomi mich zuletzt nicht immer im gleichen Maße überzeugen konnte, wie noch vor einem Jahr.

Das Poco M3 bietet ein einmaliges Design, eine 48 MP Hauptkamera, einen 6000 mAh großen Akku und den Snapdragen 662 aus dem Hause Qualcomm als Prozessor. Für unter 110 € aus Deutschland ist hier also einiges geboten, oder sollte das Gerät noch böse Überraschungen aufweisen? Das wollten wir in unserem Test erfahren.

Verpackungsinhalt

Die in orange mit schwarzen Schriftzügen gehaltenen Verpackung enthält genau das, was auch Redmi bei seinen Geräten dabei in diesem Preisbereich dabei hat, wobei sich die Leistung des Netzteils immer weiter nach oben schraubt: Es gibt eine durchsichtige Silikonhülle, eine Simnadel, die Kurzanleitung und Garantiebedingungen in 14 Sprachen (darunter deutsch), ein USB-C auf USB-A Daten- und Ladekabel, sowie ein europäisches 22,5 Watt Ladeteil. Eine Schutzfolie wurde zuvor an dem Gerät angebracht.

Design und Verarbeitung

Das Poco M3 misst 162,1 mm x 77,0 mm x 10,1 mm (11,0 mm an der herausstehenden Kamera) bei einem Gewicht von 200 g (inklusive Simkarte). Es ist also weder klein, noch leicht, aber andererseits bei weitem auch nicht das größte und schwerste Gerät der vergangenen Monate.

Die mitgelieferte Schutzhülle verschließt gut mit dem Gerät, hinterlässt jedoch Staubränder um das herausstehende Kameramodul herum. Der gesamte Rahmen des Unibodys besteht aus Kunststoff. Dabei ist die Rückseite leicht geriffelt, so dass sie eine gewisse Lederhaptik hat. Im Test liegt uns die gelbe Version des Geräts vor (alternativ erhält man das Gerät auch in schwarz oder blau, beides hat aktuell keinen Einfluss auf den Preis). Aber genau diese gelbe Farbe ist es, die sich von vielen Smartphones der heutigen Zeit absetzt. Denn in Kombination mit dem schwarzen Kamerabereich sieht das Poco M3 einfach anders, als die übrigen Geräte auf dem Markt aus. Und auch wenn mein Bruder das Poco M3 als Post- oder Bananentelefon abtut, sehe ich hier eine enorme Stärke des Geräts.

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste mit integriertem Fingerabdruckleser und die Lautstärkewippe. Die Tasten sind aus Kunststoff, sitzen aber bombenfest im Gehäuse und haben einen guten Druckpunkt. Auf der linken Seite befindet sich oben der Sim-Schlitten. Unten befindet sich der USB-Typ-C-Anschluss. Oben haben wir einen 3,5 mm Klinkenanschluss. Zudem verfügt das Gerät oben und unten über Stereolautsprecher.

Es ist zwar ungewöhnlich, aber das Poco M3 hebt sich als Einsteigergerät im Design gegenüber anderen Geräten hervor.

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabruchsensor: Ja (seitlich)
  • Face-Unlock: Ja

Die Sicherheitsmechanismen funktionieren dem Prozessor entsprechend, wobei man einräumen muss, dass der seitliche Fingerabdruckleser schneller und zuverlässiger, als jene unter dem Display von Top-Modellen, wie dem Lenovo Z6 Pro funktioniert. Ich kann hier nur die Empfehlung geben, dass Indisplaysensoren zwar die Optik des Geräts aufwerten, nicht aber die Funktionalität. Insofern muss man hier kaum Abstriche zu höher klassigen Geräten mit Sensoren unter dem Display machen.

Display

Das 6,53 Zoll große IPS Display im 19,5:9 Format löst in FullHD+ auf. Die Frontkamera verbirgt sich unter einer Tropfennotch. Die Bildwiederholfrequenz liegt bei 60 Hz.

Als maximale Helligkeit konnte ich bei 250 Lux messen. Das ist ein schwacher Wert und macht sich auch dadurch bemerkbar, dass man die Displayhelligkeit doch über die Hälfte justieren muss. Bei 75 % bin ich aber vollkommen zufrieden in der Alltagsnutzung. Wer viel in der Sonne unterwegs ist, der wird hier aber Abstriche machen müssen.

Die Schwarzwerte lassen sich ab 5 unterscheiden, die Weißwerte bis 253. Im Multitouch werden alle zehn Finger erkannt.

Um es vorwegzunehmen, das Display ist die schwächste Kategorie des Geräts, obgleich ich mit der Helligkeit im Alltag immer noch auskomme. Im Vergleich zum zuvor getesteten Lenovo Z6 Pro, dass seiner Zeit allerdings mal ein Flagschiff war, merkt man den Unterschied aber gewaltig.

Software

Zum Zeitpunkt des Tests (16.03.2021) arbeitet das Poco M3 auf Android 10 Basis unter der Xiaomi hauseigenen MiUI in der Version 12.0.7 mit einem Sicherheitspatch vom 1. Januar 2021.

MiUI wird regelmäßig geupdated, das ist auch beim Poco M3 nicht anders. So konnte ich im Testraum bereits mehrere Updates genießen.

Obgleich MiUI viele Einstellungen bietet, habe ich in letzter Zeit immer mehr den Eindruck, dass die UI mittlerweile an der Mittel- und Oberklasse ausgerichtet wird. Das war früher anders. So kommt es, dass das Gerät, trotz der eigentlich ansprechenden Prozessorleistung nicht immer ganz flüssig läuft. Das war früher bei günstigen Xiaomigeräten besser, daher schreibe ich das durchaus der Umgestaltung der UI zu. Denn bei meinem Xiaomi Mi Note 10 Lite läuft das Gerät mittlerweile fixer, als noch zu Beginn.

Ebenfalls bemerkenswert zu erwähnen, finde ich die Tatsache, dass es mit dem Poco M3 nicht möglich ist Apps im RAM zu sperren, also dafür zu sorgen, dass diese nicht vom System geschlossen werden. Dies ist bei jedem anderen Gerät aus dem Xiaomi Konzern bislang der Fall gewesen.

Performance

Trotz der oben genannten Ruckler in der Systemperformance liefert das Poco M3, mit seinen 4GB RAM und dem Snapdragon 662 aus dem Hause Qualcomm, für den gegeben Preis eine solide Performance, was sich auch in den Benchmarks zeigt:

Im Antutu Benchmark 8.5.3 erreicht das Gerät 184.196 Punkte, was dem 14. Platz von 25 getesteten Geräten seit November 2019 entspricht. Auch im Geekbench 5 erreicht das Gerät 315 Punkte im Single-Core und 1376 Punkte im Multi-Core.

Grundsätzlich lassen sich alle Tätigkeiten mit dem Poco M3 absolvieren. Perfomanceunterschiede machen sich aber auch schon zur hauseigenen Mittelklasse, dem Poco X3 NFC bemerkbar. Allgemein kamen mir aus meiner Erinnerung heraus auch das Redmi 9 unter MiUI 11 und das Doogee N20 Pro seiner Zeit schneller vor.

Lautsprecher

Wo sich das Poco M3 aber auch mit hochklassigen Geräten messen kann ist in der Leistung seiner Lautsprecher:

Zunächst einmal fällt die Qualität der Telefonie als wirklich gut auf.

Das Gerät liefert in der Einstiegsklasse Stereolautsprecher, die wirklich ordentlich klingen und auf der maximalen Helligkeit von 93,3 dBA noch immer nicht blechern. Dennoch muss man einräumen, dass die Klangabstimmung hier nicht mit der des Lenovo Z6 Pro mithalten kann.

Für Kopfhörer gibt es die Xiaomi typischen Equalizereinstellungen. Der Ausgang bietet eine ordentliche Lautstärke, die mir bei 80 % zu laut wird.

Gegenüber anderen Einsteigergeräten hat man hier einen ordentliche Pluspunkt.

Kameras

Hauptkamera

Das Poco M3 setzt auf einen 48 MP Hauptsensor (Spectra 340 mit ƒ/1.8 Blende), eine 2 MP Makrolinse (f/2.4 Blende) und einen 2 MP Tiefensensor (f/2.4 Blende) auf der Rückseite. Auf der Frontseite ist eine 8 MP Kamera mit einer Blende von f/2.1 verbaut.

Die Hauptkamera liegt dabei in etwa auf dem Niveua des Redmi 9. Zwar wirken dort die Farben, meiner Meinung nach, ein wenig natürlicher, dafür liefert das Poco M3 jedoch die schärferen Bilder. Verglichen mit der eigenen Mittelklasse muss man jedoch ein paar Abstriche hinnehmen. Bei schlechteren Belichtungsverhältnissen nimmt die Qualität dann wieder deutlich ab, wenn auch nicht so doll, wie bei der direkten Konkurrenz.

Makrokamera

Im Gegensatz zum Redmi 9 muss man hier auf eine Ultraweitwinkellinse verzichten. Andererseits kann man auf diese Linse in der Einsteigerklasse auch zumeist verzichten. Gleiches muss man auch hier wieder bei der Makrolinse feststellen, die für mich wieder einmal keinen Mehrwert bietet. Im direkten Vergleich überzeugte bei Nahaufnahmen immer die Hauptkamera mehr.

Hauptkamera mit Bokeheffekt

Einen Mehrwert bietet dann wieder der Tiefensensor, der, wie bei eigentlich jedem Xiaomigerät schöne Bokeheffekte ermöglicht.

Die Frontkamera bietet, ob mit oder ohne Portraiteffekt, eine gute Leistung, wie man sie von Redmi auch in der Einstiegsklasse gewohnt ist.

Videos lassen sich sowohl auf der Rück-, als auch auf der Frontseite mit bis zu 1080p Auflösung bei 30 Fps aufnehmen. Hier finde ich die Klangqualität der Audioaufnahme recht gut.

Insgesamt macht das Kameraerlebnis gegenüber anderen Einsteigergeräten aus dem eigenen Haus keinen enormen Sprung, liefert für 110 € aber die solide gute Leistung im Einsteigerbereich, die man bei Xiaomi/Redmi gewohnt ist. Das Weglassen des Ultraweitwinkels bewerte ich im Einsteigerbereich nicht als schlecht, da dies dem Gewicht des Geräts zu Gute kommt. Bei den vielen Kartoffel-Ultraweitwinkeln im Einsteigerbereich ist das vielleicht die bessere Wahl.

Frontkamera im Portraitmodus

Akkuleistung

Kommen wir zur Königsdisziplin des Poco M3, der Akkuleistung. Der 6000 mAh große Akku des Poco M3 liefert in Kombination mit dem Snapdragon 662 herausragende Ergebnisse:

Gemäß Akku Battery komme ich auf eine Screen On Zeit von 16,5 Stunden bei einem kombinierten Verbrauch von fast 379 h, wohlbemerkt als Testgerät. Für eine Stunde Youtube auf mittlerer Helligkeit verbrauche ich 6 %. Das ist ebenfalls gleichauf Bestwert.

Leider war mir im Vorwege des Testberichts nicht bewusst, dass dem Gerät ein 22,5 Watt Netzteil beiliegt, so dass ich das Gerät nur mit einem 15 Watt Ladeteil geladen habe. Hiermit kam ich auf etwa 2,5 Stunden von 0 auf 100 %. Das deckt sich durchaus mit anderen gelesenen Testberichten.

Konnektivitäten

Das Poco M3 ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: 1/2/3/4/5/7/8/20/28/38/40. Eine Kompatibilität zu 5G fehlt.

Das Gerät verfügt über einen Dualsimslot. Man kann also gleichzeitig zwei Simkarten nutzen und den Speicher per Micro SD Karte zusätzlich erweitern. Der interne Speicher beläuft sich auf 64 GB, von denen einem per Werk 46,1 GB zur Verfügung stehen. Alternativ gibt es für einen Aufpreis von 20 € auch eine Variante des Geräts mit 128 GB internem Speicher.

Im WLAN Test kann ich vor dem Router die volle Bandbreite abrufen. Der GPS Empfang (GPS-Test) findet 53 Satelliten, von denen 44 benutzt werden und zu einer auf 4 m genauen Position kommen. Der Hardwarekompass funktioniert.

Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss. Wie bereits oben erwähnt verfügt das Gerät über einen 3,5 mm Klinkenausgang. Eine Blutooth Verbindung mit dem Xiaomi Mi Band 5 verlief problemlos. Wie man es bei Xiaomi kennt hat man zudem einen Infrarotblaster verbaut.

Leider muss man bei dem Gerät auf NFC und eine Benachrichtungs LED verzichten.

Preis- und Preisleistung

Das Poco M3 bekommt man aus Deutschland in der vorliegenden Variante für 150 €, das uns liegenden Modell konnten wir für unter 110 ebenfalls aus Deutschland beziehen. Aus China konnten wir Angebote um die 100 € erspähen.

Man erhält hierfür ein als Daily Driver in jeder Kategorie nutzbares Gerät, bei dem man lediglich auf NFC als grundlegender Kategorie verzichten muss, die beim Redmi 9 oder Elephone E10 in dieser Preiskategorie mit an Bord ist.

Die Stärken des Poco M3 liegen in meinen Augen im Design und der Lautsprecherleistung, sowie messbarer Weise in der Akkuleistung.

Fazit

Für 110 € macht man mit dem Kauf des Poco M3 nichts falsch bzw. erhält ein gutes Gesamtpaket.

Wie bereits oben genannt, liegt das Gerät aber in keiner Weise in jeder Kategorie über den Konkurrenten Doogee N20 Pro, Elephone E10 oder Redmi 9. Wenn man sich unter diesen Geräten für das Poco M3 entscheidet, sind die Akkuleistung, das einmalige Design und die starken Lautsprecher die Hauptargumente. Oder man bekommt es halt zu einem besseren Preis.


Björn WinterbergÜber den Autor
Björn Winterberg unterstützt das Team von Digitales für Einsteiger seit Januar 2020 unentgeltlich. Dabei betreut er die neu eingeführte Kategorie Smartphone-Tests, einem Hobby dem er seit 2018 nachgeht. Normal ist er beruflich an einem Hamburger Gymnasium als Lehrer in den Fächern Mathematik und Informatik tätig.