Vorerwartungen

In unseren Testberichten kommt eigentlich nie vor, dass Smartphones der Premium Marken vorgestellt werden. Die bisherige Ausnahme ist dabei das Samsung Galaxy M22 gewesen.

Mit dem heutigen Tag öffne wir die Tür für Google. Denn das Pixel 6a ist in vielen Verkaufscharts aktuell die Nummer in der Kategorie Smartphones. Die Gründe hierfür sollen der faire Preis von aktuell etwa 330 €, die starke Kameraleistung und die kompakte Größe sein. Aus diesen Gründen habe auch ich das Gerät schon anderen Personen empfohlen. Nun wollte ich mir aber ein eigenes Bild machen.

Ist das Google Pixel 6a zu diesem Preis ein guter Deal oder sogar alternativlos ist. Wie wir von Digitales für Einsteiger das Gerät nun einschätzen, erfahren Sie in diesem Bericht.

 

Verpackungsinhalt

Die weiße Verpackung mit grauer Schrift und dem Google Logo zeigt auf der Frontseite die weiße Version des Geräts. Auf der Rückseite werden wir in fünf Sprachen (darunter Deutsch) über den allgemeinen Lieferumfang der Pixel 6a Reihe informiert. Lediglich die Spezifikation von Farbe und Speicherausbau wurde auf das Gerät aufgeklebt.

Der Lieferumfang selbst ist eher spartanisch. Folgende Dinge sind dem Karton enthalten:

  • USB-C auf USB-C Daten- und Ladekabel,
  • USB-C auf USB-A-Adapter,
  • Quickstart Guide und Sicherheitsinformationen in fünf Sprachen (darunter Deutsch) und ein
  • Sim-Eject-Tool.

Netzteil, Schutzhülle und -folie oder gar Kopfhörer sind explizit nicht enthalten. Im Grunde hatte selbst Samsung hier mehr aufzubieten, jedenfalls in der getesteten unteren Mittelklasse. Setzt man das in Relation mit den halb so teuren realme 9i oder Redmi Note 11, so kann man fast von einer Frechheit für den Preis sprechen. Da braucht auch keiner mit Umweltschutz zu kommen.

 

Design und Verarbeitung

Eine der Stärken des Geräts ist, ohne Zweifel, das kompakte Design. Denn im Jahr 2023 sucht man bei unter 500 € fast vergebens nach einem kompakten aktuellen Gerät. Das von uns vorgestellte Cubot Pocket mag hier als erfreuliche Ausnahme nochmal genannt werden. Die Maße belaufen sich auf 152,0 mm x 71,7 mm x 8,7 mm (10,1 mm an der herausstehenden Kamera), bei einem Gewicht von 185 g (inklusive Simkarte).

Die Rückseite liegt uns in Chalk vor, was ein glänzender Weißton ist. Die Glasrückseite ist aber dennoch extrem resistent gegenüber Fingerabdrücken. Alternativ bekommt man das Gerät auch in einem Grau- (Charcoal) und einem Grünton (Sage). Letzterer scheint immer als erster vergriffen zu sein bzw. von Angeboten ausgeschlossen. Nach anderen Testern soll der Grauton empfindlicher gegenüber Fingerabdrücken sein. Das ist bei unserer Version aber in jedem Fall nicht der Fall und ist lobend zu erwähnen. Der Rahmen besteht aus schwarzem Kunststoff bzw. ist von einer Kunststofflegierung überzogen. Da lässt sich natürlich nicht drunter schauen.

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste und die Lautstärkewippe, wobei bei diesem Gerät die Lautstärkewippe unter der Power Taste angebracht ist. Das erscheint durchaus sinnvoll, da man die Power Taste ja im Grunde nie bedienen muss. Beide Schalter sind sitzen bombenfest und haben einen guten Druckpunkt. Auf der linken Seite finden wir am unteren Ende den Simschlitten. An der Unterseite haben wir den USB-C-Ausgang, sowie den Ausgang eines der beiden Stereolautsprecher und ein Mikrofon. Oben finden wir ein weiteres Mikrofon. Als zweiter Stereolautsprecher wird die Hörmuschel verwandt. Die Rückseite ist, außer Google Logo und CE Zeichen, clean.

Ein 3,5 mm Klinkenausgang ist explizit nicht verbaut.

Das Gerät ist nach IP67 staub- und wassergeschützt. Die Frontscheibe besteht, gemäß Hersteller, als Corning Gorilla Glass 3.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern.

 

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (In-Display)
  • Face-Unlock: Nein

Wo viele Tester das Gerät bzgl. des Fingerabdrucksensors im Display kritisiert haben, kann ich diese Kritik zum Zeitpunkt des Tests nicht mehr bestätigen. In meinen Augen funktioniert der Sensor schnell und auch zuverlässig, auch im Vergleich zu seitlich angebrachten Fingerabdrucksensoren anderer Hersteller.

Lediglich auf eine Gesichtserkennung muss man hier verzichten. Auch das ist nicht mehr zeitgemäß, auch wenn die anderen Entsperrmechanismen natürlich bei den meisten Geräten ohnehin sicherer sind.

 

Display

Das Google Pixel 6a bedient sich eines 6,1 Zoll großes AMOLED Displays mit einer maximalen Bildwiederholfrequenz von 60 Hz im 20:9 Format. Die Auflösung liegt bei FullHD+. Die Frontkamera verbirgt sich hinter einem zentral gelegenen Punchhole.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarzwerte ab 5, die Weißwerte bis 254 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 740,4 Lux messen.

Das Gerät hat ein schönes Display und wird wirklich hell. Nur das Xiaomi 11T konnte diesen Wert bislang überbieten. Allerdings ist es auch bei Geräten zum Preis von 150 € weniger heutzutage üblich eine höhere Bildwiederholfrequenz zu verbauen. Das versäumt Google hier einfach.

 

Software

Zum Zeitpunkt des Testberichts arbeitet das Google Pixel 6a auf Android 13 Basis mit einem Sicherheitspatch vom 5. März 2023. Da das Gerät von Google ist, haben wir Stock Android vorliegen. Im Rahmen des Testzeitraums erhielt das Gerät stets als erstes seine Updates, bis bei mir diese Woche das Redmi Note 12 eingetroffen ist, das bereits über ein April Sicherheitspatch verfügt. Grundsätzlich kann man von Google natürlich ein hohe Aktualität erwarten, wo man auf Grund des Herstellers direkt an der Quelle sitzt.

Allgemein führt das UI dazu, dass das Gerät sehr clean ist. Auch auf vorinstallierte Apps wird bei der Auslieferung verzichtet. Dafür bieten andere Hersteller aber deutlich mehr Systemanpassungen an. Umgekehrt hat man hier den Vorteil das diverse Google Anwendungen, wie z.B. der Übersetzer im System verankert sind.

Das DRM Widevine Level ist auf L1, wodurch sich Filme z.B. bei Netflix oder Amazon Prime Video auf FullHD oder 4k streamen lassen.

 

Performance

Das Google Pixel 6a setzt beim SOC auf den hauseigenen Tensor Titan M2 und stellt ihm 6 GB LPDDR5 RAM an die Seite. Das ist eine sehr leistungsstarke Kombination, die auch in den Benchmark Scores an die Spitzenpositionen kommt:

Im Antutu Benchmark erreicht das Google Pixel 6a 729.500 Punkte, was dem 1. Platz von bislang 30 getesteten Geräten entspricht. Im Geekbench 5 erreicht das Gerät 1.056 Punkte im Single-Core und 3.010 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht dem ersten Platz im Single-Core und dem zweiten Platz im Multi-Core. Unter bislang 47 getesteten Geräten muss sich das Google Pixel 6a somit nur dem Xiaomi 11T im Multi-Core geschlagen geben.

Die Performance ist auch in allen Anwendungen wirklich sehr flüssig, aber durch die fehlende erhöhte Bildwiederholfrequenz wirkt z.B. auch ein Poco F3 5G nochmal deutlich schneller. Trotzdem liegt hier aber klar ein höheres Niveau vor, wie beim zuletzt getesteten realme 9i. Allein durch den Preisunterschied sollte man das aber auch erwarten.

 

Lautsprecher

Die Stereolautsprecher liefern einen guten Klang und erreichen eine maximale Lautstärke von 92,5 dBa. Meiner Erinnerung nach klingen sie auch ein wenig voller, als beim zuletzt getesteten realme 9i, erreichen aber bei weitem nicht dessen Lautstärke. Die Stereolautsprecher des Xiaomi 11T haben aber eine bessere Klangqualität.

Die Telefoniequalität ist gut und weicht positiv von der Konkurrenz ab.

Mit analogen 3,5 mm Kopfhörern über einen Adapter von LeEco war das Gerät leider nicht kompatibel. Das ist mir bei anderen Geräten bislang nicht vorgekommen.

Equalizereinstellungen habe ich im System keine gefunden. Natürlich kann man hierfür aber auf externe Apps zurückgreifen.

 

Kameras

Hauptkamera im Bokehmodus

Das Google Pixel 6a setzt auf der Rückseite auf einen 12 MP Hauptsensor (Sony IMX363 Exmor RS, ƒ/1.7) und einen 12 MP Ultraweitwinkel-Sensor (Sony IMX386 Exmor RS, f/2.2). Auf der Frontseite ist eine 8 MP Kamera (unbekannt, f/2.0) verbaut.

Die Kameras sind eine große Stärke des Geräts. Insbesondere die Software leistet bei den Bildern eine wirklich gute Optimierung bzgl. der Farben. Gerade auf dem Smartphone selbst, aber auch im sozialen Netzwerk hinterlassen die Bilder eine besseren Eindruck als vergleichbare Mitbewerber. Das gilt vor allem für das Farbprofil. Bei der Betrachtung auf größeren Bildschirmen habe ich den Eindruck, dass das Xiaomi 11T aber schärfere Bilder generiert, ohne diese zu überschärfen. Bokehaufnahmen funktionieren auch ohne separaten Tiefensensor sehr zuverlässig.

Die Ultraweitwinkellinse ist meinen Augen die beste, die wir bislang im Test hatte. Sie liefert wirklich wenig Farbveränderung gegenüber der Hauptlinse und ist im Randbereich deutlich schärfer, als die der Mitbewerber.

Ultraweitwinkellinse

Die Frontkamera liefert ebenfalls ordentliche Aufnahmen und gerade bei guter Belichtung, die besten, die wir bislang im Test hatte. Gerade, wenn es darum geht Farben und Schärfe im Hintergrund abzulichten oder Gruppenbilder zu erstellen, ist das hier wirklich toll.

Frontkamera im Portraitmodus

Videos lassen sich auf der Rückseite mit bis zu 4k und 60 Fps aufnehmen. Auf der Frontseite ist man allerdings auf 1080p und 30 Fps beschränkt. Die Hauptkamera ist dabei sogar mit einem optischen Bildstabilisierer (OIS) ausgestattet. Die Videoaufnahmen biete zudem eine gute Klangqualität.

Kurzum, die Kameras sind größte Stärke des Geräts, insbesondere für den Preis wird man die Konkurrenz hinter sich lassen. Mein Xiaomi 11T ist jedenfalls sicher nicht besser.

 

Akkuleistung

Ein wenig skeptisch war ich im Vorfeld bzgl. der Akkuleistung. Denn im Gerät wurde lediglich ein 4.410 mAh großer Akku verbaut, und bei Vorgängermodellen tat sich Google wohl immer schwer dabei durch den Tag zu kommen. Selbst bestätigen kann ich das nicht, da ich die Geräte nicht selbst in der Hand hatte. Jedenfalls was die Nutzungszeit des Google Pixel 6a angeht, kann ich hier Entwarnung geben:

Gemäß der App AccuBattery komme ich auf eine Screen-On-Zeit von 10 h 21 min (teilweise wurden sogar 16 h angezeigt, was mir aber unrealistisch vorkam). Die kombinierte Nutzungsdauer als Dienstsmartphone liegt zwischen 3-4 Tagen. Das sind ordentliche Werte.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit verbraucht das Gerät 8 %. Auch das ist ein ordentlicher Wert und lässt keine Kritik zu.

Wo man nun aber klare Abstriche, insbesondere für den Preis, hinnehmen muss, ist die Ladeleistung. Denn die maximale Ladeleistung liegt hier bei 18 Watt. Das führt dazu, dass das Gerät in 30 min lediglich um 18 % auflädt. Für eine volle Ladung brauchen wir also etwa 2 h 45 min. Das sind Werte aus der Steinzeit oder wie bei Apple. Verglichen mit einem realme GT Master Edition oder dem Xiaomi 11T fühlt man sich hier in jedem Fall in eine andere Zeit versetzt. Wer darauf keinen Wert lädt, kann sich natürlich über eine akkuschonendere Methode die schlechte Leistung schönreden und dabei bleiben, das Gerät über Nacht aufzuladen. Hierbei unterstützt einen die KI des Geräts und passt die Ladezeit an die Aufstehvorlieben an.

 

Konnektivitäten

Das Google Pixel 6a ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 12, 13, 14, 17, 18, 19, 20, 25, 26, 28, 29, 30, 38, 39, 40, 41, 42, 48, 66, 71. Es ist zudem 5G-kompatibel.

Es weder möglich, das Gerät mit zwei Simkarten zu nutzen, noch den Speicher per Micro SD Karte zu erweitern. Hier ist man auf eine Nano Sim beschränkt. Der interne Speicher beläuft sich auf 128 GB, von denen per Werk 114 GB frei zur Verfügung stehen. Alternative Speicherausbaustufen gibt es meinen Recherchen nach nicht.

Der WLAN Empfang ist gut und vor allem auch auf größerer Distanz konstant. Per App Speedtest kann ich vor dem Router bis auf das Dach etwa 80 % bei Download und Upload Datenrate abrufen.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet auf meiner Loggia 33 Satelliten, von denen 27 benutzt werden und zu einer auf 4 m genauen Position kommen. Bei anderen Geräte funktioniert der Fix aber schneller. Der Hardwarekompass funktioniert.

Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C 3.0 Anschluss, was zu einer deutlich schnelleren kabelgebundenen Übertragung an einen Rechner führen sollte, als bei anderen Geräten der Mittelklasse. Eine Blutooth Verbindung mit dem Anker Soundcore Boost funktionierte einwandfrei, auch über NFC. Damit ist es ebenfalls zum kontaktlosen Bezahlen geeignet.

Auf eine Benachrichtigungs LED muss man verzichten, hierfür wird das AMOLED Display genutzt, auf dem man sich Nachrichten anzeigen lassen kann. Ebenfalls verzichten muss man auf einen Infrarotsensor, wie er bei so gut wie Geräten des Xiaomi Konzerns in der Mittelklasse verbaut wird.

 

Preis- und Preisleistung

Aktuell erhält man das Google Pixel 6a für um die 330 € bei verschiedenen Anbietern aus Deutschland, wie Amazon, Media Markt oder Saturn.

Obwohl der Preis etwa 100 € über den hier sonst vorgestellten Geräten liegt, macht man damit in meinen Augen einen guten Deal. Wir erhalten dafür ein kompaktes Design, eine höhere Performance und vor allem bessere Kameras. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es hier durchaus auch ein paar Abstriche hinzunehmen gibt und man in keinem Fall in jeder Kategorie besser aufgestellt ist, als die Mitbewerber.

 

Fazit

Wer das Google Pixel 6a kauft, der sollte Bedarf an seinen Stärken haben. Diese findet man in der Kompaktheit, der Kameraleistung, der Performance und den schnellen und langfristigen Softwareupdates. In diesen Kategorien ist es für den Preis wirklich stark.

Man sollte sich aber auch im Klaren darüber sein, dass hier einige aktuelle Standards hier fehlen: Wir müssen hier mit langen Ladezeiten hinkommen, haben keine Möglichkeit, zwei Simkarten einzusetzen oder eine Speichererweiterung vorzunehmen und haben ebenfalls keine erhöhte Bildwiederholfrequenz beim Display. Gerade als Daily Driver schließen die ersten zwei Negativpunkte das Google Pixel 6a für mich als Daily Driver aus. Als Dienstsmartphone, das ich deutlich weniger in der Hand halte und für das ich keine separate Datenflat habe, kann ich diesen Kompromiss aber eingehen.

All das sind für viele Nutzer sicher kein KO-Kriterien. Das sind in meinen Augen aber auch die Abstriche, die man z.B. beim realme 9i gegenüber diesem Gerät hinnehme muss auch nicht. Man sollte sich einfach überlegen, was für einen persönlich wichtig ist.