Vorerwartungen

Neue Features findet man auf dem Smartphonemarkt  immer weniger. Im Grunde wird von Jahr zu Jahr die Performance erhöht und die Kamera verbessert und nebenher immer eine andere Kategorie runter- oder der Preis raufgesetzt, so dass man auch im kommenden Jahr die Notwendigkeit eines Neukaufs hat.

Das Umidigi A11 bietet mit einem integrierten Infrarotthermometer nun aber tatsächlich ein neues Feature. Ansonsten ist es ein Einstiegsgerät. Da ich nun aber den Helio G25 von Mediatek noch nie als Prozessor unter der Lupe hatte und das Gerät zugleich mit einem 5150 mAh große Akku und 128 GB verbautem internen Speicher auch mal an anderer Stelle üppig ausgestattet ist, erschien uns das Gerät im Einstiegssektor durch aus mal als eine willkommene Alternative. Außerdem finde ich persönlich, dass es auch optisch etwas hergibt.

Ob wir es nun z.B. einem Doogee N20 Pro, Redmi 9 oder Poco M3 im gleichen Preissegment vorziehen würde, folgt in diesem Test.

 

Verpackungsinhalt

Die gelbe Verpackung zeigt an der Ober- und Unterseite schwarze Schriftzügen mit „UMIDIGI Beyond Dreams Smartphone“. Dazu wurden einige Aufkleber mit Gerätenamen, Farbe und Spezifikationen angebracht.

Die Verpackung beinhaltet: eine, wie eine Simnadel, eine Kurzanleitung in sechs Sprachen (darunter jeweils deutsch), ein rotes USB-C auf USB-A Daten- und Ladekabel (weiß an den Enden) und ein europäisches 10 Watt Netzteil. Außerdem ist hier auch wieder eine Silikonhülle dabei. Die ist zwar nichts besonderes, sitzt aber in keinem Fall so schlecht, wie es in anderen zu findenden Testberichten  bewertet wurde.

 

Design und Verarbeitung

Das Umidigi A11 misst 162,6 mm x 74,9 mm x 8,7 mm (10,5 mm an der herausstehenden Kamera) bei einem Gewicht von 227 g (inklusive Simkarte). Rein von den Außenmaßen sind das ähnliche Werte, wie z.B. beim OnePlus Nord N10, wenngleich auch das Gewicht deutlich darüber liegt. Diesen Unterschied bemerkt man. Abgesehen von den Rundungen an den Ecken stehen die Seiten dabei orthogonal aufeinander, was ein wenig von Apple abgekupfert, aber durchaus attraktiv wirkt.

Der Rahmen ist aus Metall und die Rückseite aus Glas. Dies fühlt sich deutlich wertiger an, als bei der o.g. Konkurrenz von Doogee, Redmi oder Poco. Uns lag das Gerät in Mist Blue (mattes blau) vor. Als alternative Farbe kann man auch Frost Grey (mattes anthrazit) wählen. Preislich konnten wir zwischen den Farben keinen Unterschied feststellen. Der uns vorliegende Farbton ist gelungen und bleibt vor allem recht frei von Fingerabdrücken. Auf der Rückseite sind zudem die Schriftzüge „Beyond Dreams“ und „UMIDIGI“ eingestanzt. Beide wirken aber unserer Meinung nach weniger störend, als beim höher anzusiedelnden realme 8. Im Testzeitraum blieb das Gerät frei von Kratzern auf Front- und Rückseite.

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste (mit integrierten Fingerabdrucksensor) und die Lautstärkewippe. Beide Schalter sind aus Metall, sitzen bombenfest und haben einen guten Druckpunkt. Die Kritik anderer Tester an diesen Tasten müssen wir daher explizit dementieren. Auf der linken Seite befindet sich der Einzug für den Simschlitten, sowie eine frei belegbare Taste, mit der man voreingestellt das Thermometer startet. Oben befindet sich der 3,5 mm Klinkenausgang. Am unteren Ende haben wir den USB-C-Ausgang, sowie den Monolautsprecher.

Abgesehen von dem hohen Gewicht, ist man in dieser Kategorie den drei o.g. Konkurrenzgeräten überlegen.

 

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (seitlich)
  • Face-Unlock: Ja

Alle Mechanismen funktionieren, sind auf Grund des vorliegenden Prozessors aber langsamer, als bei Mittelklassegeräten. Wenn man kein solches Gerät parallel liegen hat, wird man sich aber nicht daran stören.

 

Display

Das 6,53 Zoll große IPS Display im 20:9 Format löst in HD+ auf. Die Frontkamera verbirgt sich unter einer mittig gelegenen Tropfennotch. Die Bildwiederholfrequenz liegt bei maximal 60 Hz.

Die Schwarzwerte lassen sich ab 6, die Weißwerte bis 252 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger erkannt.

Als maximale Helligkeit konnte ich 293 Lux messen. Damit kommt das IPS Display durch aus auf einen helleren Maximalwert, als das Poco M3 oder das Redmi 9. Zwar fällt mir bei adaptiver Nutzung auf, dass das Display häufig mit maximaler Beleuchtung strahlt, aber es ist dafür durchaus selten, dass es mir zu dunkel wird.

Bei schwachen Prozessoren ist die Wahl auf ein 720p Display zu setzen, nicht immer für falsch. Denn für die meisten Nutzer ist die schnellere Performance und die längere Akkuleistung, die man hier gewinnt wichtiger, als das schärfere Display. Abgesehen vom Doogee N20 Pro ist man hier auch heller, als die Einsteigerkonkurrenz des gesamten letzten Jahres aufgestellt. Auch das Frontglas hinterlässt einen wertigeren Eindruck.

 

Software

Zum Zeitpunkt des Tests arbeitet das Umidigi A11 auf Android 11 Basis, mit einem Sicherheitspatch vom 1. Juni 2021 (Stand vom 4. August).

Im Rahmen des Testzeitraums herhielt das Gerät bereits ein Sicherheitsupdate, das zudem einen nervigen Fehler behob, da der Näherungssensor offenbar falsch kalibriert war. Das Display schaltete sich zuvor beim Telefonat immer aus und erst nach Beendigung wieder an. Allgemein soll Umidigi seine Geräte aber nicht lange mit Updates versorgen. Da es unser erstes Gerät dieser Marke ist, können wir hierzu keine eigenen Erfahrungen einbringen.

Die Software ist an Stock Android angelegt. Man kann lediglich den Smartkey auf der linken Seite mit verschiedener Software belegen, den App Drawer ein- oder ausschalten oder bei den Bedienelementen zwischen zwei und drei Tasten wechseln. Eine reine Gestensteuerung wird nicht angeboten. Grundsätzlich wirkt das System auch ganz gut eingedeutscht.

 

Performance

Wenig zu bieten hat das Gerät in Sachen Performance. Der Helio G25 aus dem Hause Mediatek mit seinen 4 GB RAM (es gibt für 20 € weniger auch eine Version mit 3 GB/64 GB für 20 € weniger) ist halt im Einstiegsbereich anzusiedeln.

Der Antutu Benchmark in der Version 9.0.12 ist hier mal wieder nicht in der Lage die Grafikleistung zu messen. Im Geekbench 5 erreicht das Gerät 149 Punkte im Single-Core und 867 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht jeweils dem 22. bzw. 23 Platz unter bislang 23 getesteten Geräten.

Für Telefonieren, Messenger, Browsen und Soziale Netzwerke reicht das natürlich immer noch. Einfache Spiele, wie Backgammon, Domino oder Skat lassen sich damit natürlich ebenfalls locker bewältigen. Sogar Asphalt 9 zieht hier wieder einen Vorteil aus der geringen Auflösung des Displays und läuft recht flüssig. Allerdings muss man hier schon deutlich längeren Ladezeiten einplanen. Wer aufwendigere Spiele regelmäßig nutzen möchte, dem würden wir das Gerät daher nicht empfehlen.

Allgemein kann man von der Alltagsperformance mit dem Gerät arbeiten, aber hier sind eigentlich alle preislichen Konkurrenzprodukte stärker aufgestellt.

 

Lautsprecher

Einen ordentlichen Eindruck hinterlässt auch das Klangerlebnis. Der Monolautsprecher kommt zwar bei weitem nicht an die starken Stereolautsprecher des Poco M3 heran, bietet aber mit 94,0 dBA maximaler Ausgangsleistung einen ordentlichen Wert. Zudem verzieht vor allem auch bei höherer Lautstärke nicht. Ein wenig voller könnte der Klang natürlich sein.

Die Telefoniequalität ist normal. Bei einem Einzelfall in der Natur kam es zwar zu zahlreichen Telefonatabbrüche, das schiebe ist aber eher dem Netz zuzuschreiben. Daheim lief alles wieder problemlos und an anderen Tagen konnte dieses Problem nicht reproduziert werden.

Der Kopfhörerausgang wird mir der Empfindung nach bei 80 % der Lautstärke zu laut. Auch das ist solide.

Equalizereinstellungen bietet Umidigi hingegen nicht an, sieht man mal an einem schlecht eingedeutschten Schalte für Klangverstörung ab.

 

Kameras

Hauptkamera

Das Umidigi A11 setzt auf einen 16 MP Hauptsensor (ƒ/1.8 Blende), einen Ultraweitwinkelsensor 8 MP (f/2.2 Blende) und eine 5 MP Makrolinse (f/2.4 Blende) auf der Rückseite. Auf der Frontseite ist eine 8 MP Kamera (f/2.2) verbaut.

Um es ohne Umschweife zu sagen, das Kameraerlebnis ist das schwächst, was uns in unseren gesamten Smartphonetests bislang vor die Augen kam. Dies gilt insbesondere im Bereich der Schärfe, wohingegen die Farbdynamik deutlich besser ist und der Ultraweitwinkel ebenfalls in den Farben keinen großen Unterschied aufweist.

Hauptkamera

Gibt man der Hauptkamera nun einzelne Objekte, wie den oben aufgeführten Blumenkasten, so ist das Bild durchaus brauchbar. Bildet man eine ganze Landschaft ab, so nimmt die Unschärfe am Rand zu, insbesondere in der Ultraweitwinkelaufnahme oder unter schwereren Belichtungsverhältnissen.

Ultraweitwinkel

Frontkamera

Gar nicht so schlecht schnitt man dann wieder bei den Bokehaufnahmen ab. Hier gelingt jedenfalls die Abtrennung des Vorderbereichts vom Hintergrund gut. Einen Versuch mit der Makrolinse etwas aufzunehmen empfand ich gänzlich unbrauchbar.

Besser als die Rückkameras schneidet dann jedoch, wie so oft im Einsteigerbereich, die Frontkamera ab, gleich ob mit oder ohne Portraiteffekt. Diese kommt zwar ebenfalls nicht an andere Einstiegsgeräte heran, macht aber brauchbare Aufnahmen.

 

Schaut man sich die Bilder an, so sind sie sicher kein Totalausfall. Aber egal bei welchem anderen Gerät, auch zu diesem Preis, habe ich sonst mehr bekommen. Wer seine Bilder nur auf dem Smartphone anschaut, der hat hier aber am Ende weniger Probleme, als jemand, der damit später auch an größeren Monitoren arbeiten will oder vorhat, seine Bilder detailliert auszudrucken.

 

Akkuleistung

Was den Akkuverbrauch angeht, so zeigt sich der Helio G25 als guter Standbye-Verbraucher, während er in der Nutzung doch deutlich mehr verliert.

Der Akkutest mit AkkuBattery liefert bei adaptiver Helligkeit eine Screen-On-Zeit von 7:44 h und einen kombinierten Verbrauch von 184 h 14 min, wohlbemerkt als Testgerät. Wo der erste Wert für den 5150 mAh großen Akku sehr enttäuschend ist, insbesondere mit dem 720p Display, so ist der kombinierte Verbrauch ein guter Wert.

Für eine Stunde Youtube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbraucht das Gerät 8 %, allerdings müsste das Display dabei eigentlich heller gemacht, wenn das visuelle Erlebnis genossen werden soll.

Mit dem mitgelieferten 10 Watt Netzteil lädt das Gerät unter 170 min vollständig auf. Das ist der Kombination aus langsamer Ladegeschwindigkeit (zur Erinnerung: 10 Watt) und großem Akku geschuldet.

 

Konnektivitäten

Das Umidigi A11 ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1/B2/B3/B4/B5/B7/B8/B12/B13/B17/B18/B19/B20/B26/28A/28B/B40/B41/B66. Ein Kompatibilität zu 5G fehlt.

Das Gerät verfügt über einen Dualsimslot und ein zusätzliches Speichererweiterungsfach. Man kann also gleichzeitig zwei Simkarten nutzen und den Speicher per Micro SD Karte zusätzlich erweitern. Der interne Speicher beläuft sich auf 128 GB. Für 20 € weniger bekommt man, wie bereits oben erwähnt, auch eine Version mit 3GB RAM und 64 GB ROM.

Im WLAN Test kann das Gerät vor dem Router und ein Zimmer weiter die volle Bandbreite im Download und zwei Drittel im Upload abrufen. Bei weiterer Entfernung geht der Download auf ein Fünftel und der Upload auf ein Drittel runter. Das ist in Ordnung.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet auf meiner Loggia 40 Satelliten, von denen 23 benutzt werden und zu einer auf 2 m genauen Position kommen. Zudem werden die Satelliten auch schnell gefunden und der Hardwarekompass funktioniert.

Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss. Wie bereits oben erwähnt, ist im Gerät auch ein 3,5 mm Klinkenausgang verbaut. Eine Blutooth Verbindung mit dem Anker Soundcore 2 und der Zeblaze GTS Pro funktionierte einwandfrei.

Das Gerät ist weder NFC-fähig, noch verfügt es über eine Benachrichtigungs-LED.

Dafür aber haben wir ein Infrarotthermometer bei den Kameras verbaut, dass immerhin auf die gleichen Werte kommt, wie mein Infrarotthermometer aus dem Hause Xiaomi. Man kann damit sowohl Personen, als auch Objekte vermessen. Grundsätzlich sehe ich das Thermometer als ganz witziges Feature an, für das man separat auch zwischen 20-30 € zahlt.

 

Preis- und Preisleistung

Während man das Gerät als Import aus China für 100-120 € beziehen kann, ist es auf dem deutschen Markt nur spärlich vertreten. Immerhin über Ebay lassen sich Angebote von 150 € für die vorliegende Version finden.

Als Einstiegsgerät kann man mit dem Gerät dabei durchaus arbeiten. Insbesondere werden die Schwerpunkte hier auf andere Aspekte gelegt, als bei der Konkurrenz. Ob man seinen Schwerpunkt nun gerade auf die hier angebotenen Schwerpunkte (großer Speicher, gute Verarbeitung, Infrarotthermometer und Akku) legen sollte, muss jeder für sich entscheiden. In der Summe ist das für das Geld gebotene aber solide.

 

Fazit

Für den Preis kann man dem Umidigi A11 nicht viel vorwerfen: Im Alltag ist es gebrauchsfähig und durch die bessere Verarbeitung und Materialien, den großen internen Speicher oder das Infrarotthermometer bietet man Features, die es in der preisgleichen Konkurrenz normal nicht gibt.

Persönlich würde ich aber das Doogee N20 Pro, das Redmi 9 oder das Poco M3 dem Umidigi A11 vorziehen. Allesamt sind deutlich performanter, und die beiden Xiaomi Geräte haben einfach die deutlich besseren Kameras. Das Poco M3 bietet dann deutlich bessere Lautsprecher, das Redmi 9 NFC und das Doogee N20 Pro das deutlich bessere Display. Das wäre für mich jeweils ausschlaggebender als die drei Vorzüge des Umidigi A11.

Wer aber viel Musik auf dem Gerät hinterlegen will, das Aussehen (berechtigterweise) attraktiv findet oder gerne ein Infrarotthermometer hätte, der kann hier ruhig auch mal zur anderen Marke greifen.