Smartphone Test | Sharp Aquos V
Sharp Aquos V
Gerade im niedrigen Preissegment gab es zuletzt immer etwas an den verschiedenen Eisteigermodellen zu meckern. Das Sharp Aquos V bietet nun eine willkommene Abwechslung. Denn auch wenn das Gerät in der Summe die Smartphonewelt nicht verändert, so kann es doch in jeder Kategorie eine solide Leistung abrufen und bietet sich damit in der Preisklasse unter 120 € durchaus als Daily Driver an.
Vorerwartungen
Mit dem Sharp Aquos S2 wurde in unseren Tests bislang ein Gerät der japanischen Marke vorgestellt, dass uns damals für unter 100 € durchaus beeindrucken konnte, gerade in den Kategorien Display und bei der Kamera.
Das Sharp Aquos V liegt preislich nun bei knapp über 110 € und bietet mit seinem ehemaligen Flagschiffprozessor, dem Snapdragon 835 aus dem Hause Qualcomm eine interessante Alternative zu den Einsteigermodellen von Redmi oder Poco.
Warum das Gerät nun mit seiner Dualkamera auf der Rückseite und seinem unter 3100 mAh großen Akku dennoch überzeugen konnte, obgleich die Konkurrenz hier auf Papier deutlich mehr anzubieten habt, erfahren Sie im folgenden Testbericht.
Verpackungsinhalt
Die weiße Verpackung mit schwarzer Schrift, die nicht nur den Namen des Gerätes verrät, sondern auch über zahlreiche Specs informiert, mutet zwar eher klassische langweilig an, informiert aber dafür zum Beispiel auch über die unterstützten LTE Bänder.
Die Verpackung beinhaltet dann aber doch die eine oder andere Überraschung: Neben einer Simnadel und einem schwarzen USB-A auf USB-C Datenladekabel liegt ein lediglich 10 Watt Netzteil bei. Die Kurzanleitung ist in 28 Sprachen verfasst, die Garantiekarte in 17, darunter jeweils deutsch. Entgegen der meisten anderen Hersteller im Einsteigersegment verzichtet man hier auf eine Schutzhülle, legt dafür aber ein paar In-Ear-Kopfhörer bei.
Kauft man ein modernes Einsteigergerät, so bekommt man aktuell zumeist ein leistungsstärkeres Netzteil, aber Kopfhörer werden einem so gut, wie nie, geboten.
Design und Verarbeitung
Das Sharp Aquos V ist aus Kunststoff durch und durch. Dafür bleibt es mit seinen Maßen von 156,6 mm x 75,8 mm x 9,0 mm (9,2 mm an der herausstehenden Kamera) bei einem Gewicht von 173 g (inklusive Simkarte) merklich unter der Konkurrenz.
Trotz der Verarbeitung aus Kunststoff liegt es gut in der Hand. Die Rückseite ist erstaunlich resistent gegen Fingerabdrücke, dafür fallen einem aber zahlreiche Staubkörner ins Auge. Im Testzeitraum blieben Front- und Rückseite auch ohne Schutzhülle frei von Kratzern.
Als einzig möglich Farbe liegt das Gerät in einem Schwarzton vor, ähnlich Klavierlack. Grundsätzlich ist der Farbton ansehnlich, andererseits aber wenig innovativ.
Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste und die Lautstärkewippe. Beide Schalter sind ebenfalls aus Kunststoff, sitzen bombenfest und haben einen guten Druckpunkt. Auf der linken Seite befindet sich der Einzug für den Simschlitten. Oben befindet sich 3,5 mm Klinkenausgang. Am unteren Ende haben wir den USB-C-Ausgang, sowie den Monolautsprecher. Der Fingerabdrucksensor ist klassisch auf der Rückseite verbaut.
Trotz der Materialauswahl bietet das Sharp Aquos V in der Verarbeitung durchaus Vorzüge gegenüber der Konkurrenz, insbesondere, wenn es um die Maße oder die Anfälligkeit gegen Fingerabdrücke geht.
Entsperrmechanismen
- Codes: Ja
- Fingerabdrucksensor: Ja (Rückseite)
- Face-Unlock: Nein
Alle Mechanismen funktionieren schnell und zuverlässig. Da können sich In-Display-Fingerabdrucksensoren eine Scheibe von abschneiden.
Auf Face-Unlock muss man mittlerweile verzichten, da dies ursprünglich über Smart Lock von Google gelöst wurde, dann aber aus dessen Funktionsumfang entfernt wurde. Ähnliches konnte man z.B. auch beim Lenovo Z6 Pro beobachten.
Display
Wie schon beim Sharp Aquos S2, so ist erneut auch beim Sharp Aquos V das Display eine große Stärke des Geräts, gerade im Einsteigerbereich. Das 5,9 Zoll große IPS Display im 18:9 Format löst in FullHD+ auf. Die Frontkamera verbirgt sich klassisch im Rahmen, der am oberen Ende aber durchaus ein wenig kleiner hätte gewählt werden können. Die Bildwiederholfrequenz liegt bei maximal 60 Hz.
Die Schwarzwerte lassen sich ab 4, die Weißwerte bis 254 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt.
Als maximale Helligkeit konnte ich bei 401 Lux messen, womit man die direkte Konkurrenz, wie das Umidigi A11, das schon heller als das Poco M3 oder Redmi 9 war, um mehr als 33 % an maximaler Helligkeit überbietet. Zuletzt konnte das Doogee N20 Pro in diesem Preissegment ein helleres Display aufbieten.
In diesem Preisbereich hebt sich das Display also in jedem Fall positiv von der direkten Konkurrenz ab.
Software
Zum Zeitpunkt des Tests arbeitet das Sharp Aquos V auf Android 9 Basis, mit einem Sicherheitspatch vom 1. Mai 2021.
Im Rahmen des Testzeitraums herhielt ich bereits ein Sicherheitsupdate. Mit einer Aktualisierung der Android Version rechne ich nicht mehr. Diese ist natürlich nicht die aktuellste, sondern liegt zum Zeitpunkt des Tests bereits zwei Generationen zurück.
Die Software ist an Stock Android angelegt. Man kann zwischen zwei und drei Bedientasten wechseln. Eine reine Gestensteuerung wird nicht angeboten. Grundsätzlich wirkt das System auch ganz gut eingedeutscht.
Das DRM Widevine Level ist allerdings immerhin auf L1, wodurch sich Filme z.B. bei Netflix oder Amazon auf FullHD oder 4k streamen lassen.
Wer nach einer aktuellen Android Version sucht, der wird hier vergeblich suchen. Immerhin scheinen die Sicherheitsupdates gepflegt zu werden. Das System läuft stabil, nur die Kamera App stürzte im Testzeitraum ein paar Mal ab.
Performance
Den größten Pluspunkt des Geräts findet man an dieser Stelle, denn der Snapdragon 835 aus dem Hause Qualcomm mit seinen 4 GB RAM liefert auch im Jahr 2021 immer noch eine gute Alltagsperformance.
Der Antutu Benchmark in der Version 9.1.3 ist hier mal wieder nicht in der Lage die Grafikleistung zu messen. Im Geekbench 5 erreicht das Gerät 385 Punkte im Single-Core und 1622 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht jeweils dem 13. bzw. 10. Platz unter bislang 23 getesteten Geräten. Gerade im Mulitcore ist man bei allen stärkeren Geräten mit dem doppelten Preis dabei.
Sowohl bei Spielen, langen PDFs, als auch den Alltagsanwendungen konnte ich eine gute Performance erleben, ohne irgendwo Einschränkungen feststellen zu müssen.
Lautsprecher
Einen soliden Eindruck hinterlässt auch das Klangerlebnis. Der Monolautsprecher kann es zwar nicht mit den starken Stereolautsprecher des Poco M3 aufnehmen, bietet aber mit 94,0 dBA bei maximaler Ausgangsleistung einen ordentlichen Wert, auch wenn es dann ein wenig blechert. Das Umidigi A11 war hier leicht besser. Ein wenig voller könnte der Klang natürlich sein.
Die Telefoniequalität ist normal. Es kam hierbei auch zu keinen spontanen Netzabbrüchen.
Besser schneidet der Kopfhörerausgang ab, denn dieser wird mir bereits bei über 60 % der Lautstärke zu laut. Das ist selten der Fall. Die mitgelieferten Kopfhörer selbst habe ich nicht ausgepackt.
Gesonderte Equalizereinstellungen bietet Sharp jedoch keine.
Kameras
Das Sharp Aquos V setzt auf der Rückseite auf einen 13 MP Hauptsensor (Spectra 180, ƒ/2.0 Blende), einen Schwarzweißsensor 13 MP zur Bestimmung von Tiefeninformationen. Eine Weitwinkel- oder Makrolinse liegt nicht vor. Auf der Frontseite ist eine 8 MP Kamera (f/2.0) verbaut.
Auch wenn man, für mein Dafürhalten, nicht ganz an die Konkurrenz von Xiaomi/Redmi in der gleichen Preiskategorie herankommt, so bleibt man nur knapp dahinter, sieht man mal von den fehlenden Weitwinkel- und Makrolinsen ab, die dann aber auch dort eher weniger prall sind. Bei der vorhandenen Linse sind Schärfe und Farbdynamik aber in Ordnung. Rückblickend gefallen mir die Bilder des Sharp Aquos S2 aber besser.
Bei ruhiger Hand gelingen auch Bokehaufnahmen und bei schlechten Belichtungsverhältnissen zeigt sich der Blitz als gelungener Gamechanger. Das ist selten in diesem Maß der Fall. Gerade, wenn man sich seine Bilder nur auf dem Smartphone ansieht, ist das alles ordentlich.
Die Frontkamera bietet dann leider eine breitere Streuung in der Qualität. Zwar sind auch hier schöne Aufnahmen möglich, aber hier musste ich auch bei gleicher Belichtung feststellen, dass nicht jede Situation in gleicher Qualität aufgenommen wird. Das Gleiche gilt auch für die Portraitaufnahmen, die hier Hochformat heißen.
Videos lassen sich auf der Rückseite in 4k, auf der Frontseite in 1080p aufnehmen. Eine Einstellung der Framerate ist nicht möglich. Gerade bei günstigen Smartphones sind Aufnahmen in 4k dabei nicht üblich. Die Klangqualität könnte bei Aufnahmen auf der Rückseite für meinen Geschmack ein wenig besser sein. Da rauscht schon das eine oder andere im Hintergrund.
Akkuleistung
Waren wir bei der Kombination des 3090 mAh großen Akkus in Kombination mit dem Snapdragon 835 im Vorwege skeptisch, im Hinblick auf die Akkuzeit, so wurde ich durch den Test eines besseren belehrt.
Der Akkutest mit AkkuBattery liefert bei adaptiver Helligkeit eine Screen-On-Zeit von 11:26 h und einen kombinierten Verbrauch von 154:18 h, wohlbemerkt als Testgerät. Das kleine Display zahlt sich hier deutlich aus und lässt Akkuzeiten zu, die größere Displays nur mit einem deutlich größeren Akku erreichen.
Für eine Stunde Youtube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbrauche ich 9 %, auch dieser Wert bestätigt diese Zahlen und ist ein solider Wert. Verglichen mit dem Umidigi A11 ist hier bei mittlerer Helligkeit vor allem das Display nicht zu dunkel.
Mit dem mitgelieferten 10 Watt Netzteil lädt das Gerät unter 90 min vollständig auf. Der kleine Akku kommt einem auch an dieser Stelle natürlich zu Gute. So kann man auch bei schwacher Ladezufuhr mit der modernen Konkurrenz Schritt halten.
Auch wenn hier Xiaomi mit seinen Redmi oder Poco Geräten zumeist auf deutlich bessere Zeiten kommt, sind das solide Werte, mit denen man vermutlich zwei Tage schaffen sollte.
Konnektivitäten
Das Sharp Aquos V ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1/B2/B3/B5/B7/B8/B12/B20/B28/B38/B40. Ein Kompatibilität zu 5G fehlt.
Das Gerät verfügt über einen Hybridsimslot. Man kann also zwischen der gleichzeitigen Nutzung von zwei Simkarten oder einer Simkarte mit Speichererweiterung per Micro SD Karte wählen. Der interne Speicher beläuft sich auf 64 GB, von denen per Werk 44,19 GB frei zur Verfügung stehen. Andere Speicherausbaustufen konnten wir in der Recherche nicht finden.
Im WLAN Test kann das Gerät vor dem Router und ein Zimmer weiter die volle Bandbreite im Download und zwei Drittel im Upload abrufen. Bei weiterer Entfernung geht der Download auf ein Fünftel und der Upload auf ein Drittel runter. Das ist in Ordnung.
Der GPS Empfang (GPS-Test) findet auf meiner Loggia 40 Satelliten, von denen 23 benutzt werden und zu einer auf 2 m genauen Position kommen. Zudem werden die Satelliten auch schnell gefunden und der Hardwarekompass funktioniert.
Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss. Wie bereits oben erwähnt verfügt das Gerät über einen 3,5 mm Klinkenausgang. Eine Blutooth Verbindung mit dem Anker Soundcore 2 und der Zeblaze GTS Pro funktionierte einwandfrei.
Das Gerät ist weder NFC-fähig, noch verfügt es über eine Benachrichtigungs-LED.
Preis- und Preisleistung
Das Sharp Aquos V lässt sich als Import für im die 110 € erstehen. Auf dem deutschen Markt fehlen aktuell entsprechende Angebote.
Das Gerät fällt dabei in keiner Kategorie als unbrauchbar ab und hat in dieser Preisklasse seine Stärken in der Performance und im Display. Als Schwäche würde ich als erstes die alte Android Version nennen.
Grundsätzlich sollte man das Gerät für diesen Preis aber in jedem Fall ins Auge fassen.
Fazit
Wer im günstigen Preisbereich seine Schwerpunkte auf Performance und Display setzt, der bekommt mit dem Sharp Aquos V hier bislang die Spitze der Messlatte, was die Kombination angeht. Zudem fällt das Gerät in wirklich keiner Kategorie dramatisch ab.
Zwar gibt es im Einsteigerbereich Geräte mit besseren Kameras, Lautsprechern, besserer Verarbeitung oder Akkuleistung, aber in der Summe der beiden genannten Kategorien hat man hier die Nase vorn.
Das Sharp Aquos V ist zwar in kein aufregendes Gerät, aber in jedem Fall grundsolide.