Vorerwartungen

In diesem Testbericht bekommt Sie ein Novum auf dieser Website geboten. Denn zum ersten Mal widmet sich ein Smartphonetest einem iPhone aus dem Hause Apple. An dieser Stelle handelt es sich um ein refurbished Gerät, nämlich dem iPhone SE2, dass ich in der weißen Version mit 128 GB Speicher für unter 170 € ergattern konnte.

Für diesen geringen Preis bekommen wir ein Gerät aus dem Apple Kosmos, von dem ich davon ausging, dass man für o.g. Preis in Sachen Verarbeitung, Performance, Kamera und Lautsprecher doch einiges geboten bekommen würde. Ich war mir jedoch bereits im Vorwege sicher, dass es auch Stellen geben wird, in denen man klar einem Redmi Note 12 oder auch einem realme 10 klar unterlegen sein wird.

Seien Sie als gespannt, ob ich nach diesem Testbericht auch zu einem Apple Jünger geworden bin.

 

Verpackungsinhalt

Bei dem hier vorgestellten Gerät handelt es ich um eine refurbished Version des Geräts, was soviel bedeutet, wie dass das Gerät neu aufbereitet wurde. Außerdem wurde auch der Akku ausgetauscht.

Demnach fehlt uns hier auch sowohl die originale Apple Verpackung, als auch die Dokumentation. Die Verpackung zeigt daher weder Apple Logo, noch Darstellungen des Geräts, sondern trägt den die Aufschrift „Forza refurbished“ und „Premium Pre-owned“. Damit kann man sich dann noch umweltschützender darstellen, als Apple das ohnehin mit dem Gerät vorhatte.

Ansonsten ist der Verpackungsinhalt sogar üppiger, als Apple Website beschrieben:

  • ein weißes USB-A auf Lightning Daten- und Ladekabel,
  • Sim-Eject-Tool (nach Apple nicht im Verpackungsinhalt enthalten),

Wie, das war’s? Ja, bei einem Premium Hersteller, wie Apple, war es das, trotz Erweiterung des vorgesehenen Verpackungsinhalts.

 

Design und Verarbeitung

Die Maße des Geräts belaufen sich auf 125,6 mm x 67,2 mm x 7,3 mm (8,5 mm am Kameramodul), bei einem Gewicht von 149 g (inklusive Simkarte). Damit ist bei allen Geräten in unseren Tests allerhöchstens das Cubot Pocket kompakter, wenn auch nicht so wertig. Dies soll aber nochmal unterstreichen, dass auch in dieser Größe das Gerät nicht alternativlos ist. In jedem Fall lässt sich ein iPhone SE2 aber problemlos einhändig bedienen und das auch ohne den integrierten Einhandmodus.

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste und der Simschlitten. Auf der linken Seite haben wir die Lautstärkewippe und eine Mute-Taste. Die Tasten sind aus Metall und haben aber einen sehr guten Druckpunkt. An der Unterseite haben wir ein Mikrofon, den Lightning-Ausgang und einen der beiden Stereolautsprecher. Die oberen Seite ist clean. Als zweiter Stereolautsprecher wird die Hörmuschel verwendet. Das ist ja nicht schlimm, aber wer das beim Motorola Edge 30 Neo kritisiert, dem sei einmal vor Augen geführt, dass Apple das hier auch nicht anders löst.

Zur Spezifikation des Frontglases habe ich nichts gefunden, außer, dass es fettabweisen sein soll. Möglicherweise ist bei diesem Gerät die Frontscheibe ausgetauscht worden, aber besonders fettabweisend finde ich sie gegenüber aktuellen Einsteigergeräten nicht. Dafür ist das iPhone SE2 aber, nach IP67, wasser- und staubgeschützt.

Mir liegt die weiße Version des Geräts vor. Bis auf das Apfelsymbol nimmt man bei ihr auf jeden Fall kaum Fingerabdrücke war. Mein Favorit wäre aber die rote Version gewesen. Alternativ gibt es das Gerät natürlich auch in Schwarz.

Sehr positiv muss man bei dem Gerät die Auswahl der Materialien loben. Denn hier ist es wirklich top. Und grundsätzlich sollte sich jeder Apple Fan zu Tode schämen, der so ein Gerät mit Schutzhülle und -folie versieht. In der heutige Zeit wird man bzgl. der Rückseite kaum ein wertigeres Gerät für unter 800 € finden.

 

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (kapazitiv)
  • Face-Unlock: Nein

Schon im Jahr 2020, als das Gerät auf den Markt kam, waren andere Geräte hier faszettenreicher oder mit modernerer Technologie ausgestattet. Einen Fingerabdrucksensor, der nicht unter dem Display oder im Power Button integriert war, habe ich ewig nicht gesehen. Davon abgesehen funktioniert der Fingerabdrucksensor aber wirklich schnell und zuverlässig. Da gibt es nichts zu bemängeln.

 

Display

Wo anerkannte Tester reihenweise IPS Panels günstiger Geräte durchweg kritisieren, so ist es mir ein Rätsel, wie man das hier ohne gewaltige Kritik 2020 durchwinken konnte. Allein oberer und unterer Rand nehmen 33,4 cm und somit über ein Viertel des Frontdisplays ein. Das ist vom Designmerkmal absolut konträr gegenüber meinem o.g. Lob für die Rückseite.

Das verbaute 4,7 Zoll große IPS LCD Panel im 16:9 Format, mit einer Auflösung von 1334 x 750 Pixeln und einer maximalen Bildwiederholfrequenz von 60 Hz war schon 2020 im Test gegenüber dem damals unter 90 € teuren Sharp Aquos S2 unterlegen.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarzwerte ab 5 , die Weißwerte bis 254 unterscheiden. Im Multitouch werden lediglich fünf Finger parallel erkannt, auch so etwas ist wirklich ungewöhnlich. Als maximale Helligkeit konnte ich 440 Lux messen. Das ist für ein IPS Panel nicht wenig, aber o.g. Gerät aus dem Hause Sharp erreicht fast 580 Lux.

Wer sich in dieser Preiskategorie die Konkurrenz in Sachen Display von Redmi, realme oder Motorola auf dem Markt anschaut, der muss schon wirklich schmerzbefreit und auf das Prestige von Apple fokussiert sein, um hier den Qualitätsverlust zu akzeptieren. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Und wenn anerkannte Tester dies recht unkommentiert durchwinken, dann sind sie einfach gebuttert.

 

Software

Wo man dem Gerät aber nichts nachsagen kann, ist in der Aktualität der Softwareupdates. Denn diese kamen am 6. März 2024  gleichzeitig mit denen des iPad 9 eingeflogen und laufen somit auf der Version iOS 17.4. Hut ab für ein Gerät aus dem Jahre 2020, auch wenn ein Google Pixel 6a das neue Update diesmal vor den Apple Geräten angeboten bekam.

Als Informatiker habe ich in meiner Vergangenheit mit vielen Betriebssystemen gearbeitet, als Smartphonetester habe ich viele Benutzeroberflächen zu Gesicht bekommen. Persönlich finde ich die Apple Welt dabei weniger intuitiv, als Android, ChromeOS, Linux oder Windows. Das mag aber auch daran liegen, dass es an einigen Stellen einfach mehr anders ist und mir das nicht zusagt. Ich weiß, dass viele Menschen genau darauf schwören.

Allgemein bekommt man zwar das eine oder andere interessante Feature angeboten (und das auch vor den Mitbewerbern), aber in Sachen Individualisierung und Kontrolle des Geräts ist man hier an vielen Stellen eingeschränkter.

Informationen über DRM Widevine Level habe ich weder gefunden, noch eine Software, die in der Lage war dies auszumessen. In Anbetracht der geringen Auflösung des Displays ist dies aber auch unwichtig.

Einen Kritikpunkt muss man hier allerdings an der refurbished Version anbringen. Denn man erhält durchgehend eine Benachrichtigung im Einstellungsmenü, dass im Gerät ein Apple eigener Akku verbaut wurde. Der Verkäufer wies hierauf allerdings im Vorwege hin. Die Benachrichtigung am Einstellungsicon lässt sich aber nicht entfernen.

Auch wenn ich kein Freund von iOS bin, so muss ich an dieser Stelle die Aktualität der Softwareupdates hoch loben.

 

Performance

Auch keine Sorgen muss man sich bei dem iPhone SE2 in Sachen Performance machen. Als SOC wird hier auf den Apple A13 Bionic gesetzt. Ihm zur Seite stehen 3 GB unspezifizierter RAM (Lesegeschwindigkeit: 292,6 MB/s, Schreibgeschwindigkeit: 692,4 MB/s).

Apple spezifisch können wir bei den Benchmarks nicht auf den Geekbench 5 zurückgreifen, sondern müssen uns auf den Antutu Benchmark, in der Version 10.2.1, beschränken. Hier erreicht das Gerät stolze 723.270 Punkte, was dem 6. Platz von bislang 21 getesteten Geräten entspricht. Verwunderlich ist nur, dass dieser Wert etwa 300.000 Punkte hinter dem gleich ausgestatteten iPad 9 liegt. Ich führe das am ehesten auf den kleinen Akku zurück, der hier vermutlich schneller erhitzt? Das einer der Tests nicht korrekt funktioniert, kommt durchaus immer mal wieder vor und sollte dem Gerät nicht kritisch angewertet werden.

Wenn ich in meinen Tests immer äußere, dass ich mit über 250.000 Antutu Punkten stets uneingeschränkt arbeiten kann, dann muss man sich bei dieser Leistung und vor allem zu diesem Preis keine Gedanken machen. Das ist top, auch im Jahr 2024.

 

Lautsprecher

Auch in Ordnung sind die Stereolautsprecher. Sie erreichen bei maximaler Lautstärke 98,2 dBa. Das ist ein guter Wert und wirklich laut. Ein Xiaomi 13T, ein Redmi Note 11 Pro+ 5G oder ein Motorola Edge 30 Neo sind hier aber, in Sachen Klangqualität, noch besser aufgestellt.

Die Telefoniequalität ist in Ordnung und hebt sich nicht von den Mitbewerbern nach oben oder unten ab. Hier muss man nicht auf die Idee kommen, dass ein Apple Gerät besser ist.

Nichts sagen kann ich leider zum Kopfhörerausgang, da man hierfür die Lightning Anschluss verwenden müsste und ich keine entsprechend kompatiblen Geräte habe. Ich bitte dies zu entschuldigen.

Per Werk haben wir verschiedenen Equalizereinstellung (z.B. auch für diverse Kopfhörermodelle des Herstellers). Man hat aber auch die Möglichkeit manuell nachzubessern.

 

Kameras

Hauptkamera

Das iPhone SE2 verbaut auf der Rückseite die gleiche 12 MP Linse (unbekannt, ƒ/1.8), die einst im iPhone 8 verbaut war. Auf der Frontseite ist ein 7 MP Sensor (unbekannt, f/2.2) verbaut. Weitere Linsen gibt es keine.

Lowlight mit der Hauptkamera

Wer nun ein Premiumerlebnis erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Die Bilder liegen in etwa auf dem Niveau des Redmi Note 12 und sind somit bzgl. des von mir gezahlten Preises angemessen. Wenn Tester dieses Gerät in den Kameras aber durchwinken und einem Redmi Note 12 bescheinigen Abstriche gegenüber 500 € Geräten zu haben, dann passt dieses Verhältnis bei einem der beiden Geräte nicht.


Miteinander verglichen muss man dem iPhone SE2 die besseren Bokeh- und Frontkameraaufnahmen attestieren, während ein Redmi Note 12 durch seine verschiedenen Linsen und einen höheren Detailgrad bei Landschaftsaufnahmen punkten kann.

Videos lassen sich auf der Rückseite mit maximal 4k und 60 Fps aufnehmen. Das ist allerdings nur bei wenigen Geräten der Fall. Auf der Frontseite ist man auf FullHD und 30 Fps beschränkt. Viele Tester haben bei dem Gerät die Videoqualität gelobt. Das kann ich zum Teil bestätigen, wobei sich bei schlechteren Belichtungsverhältnissen aber durchaus Artefakte bilden.

Über einen Kritikpunkt sollte man sich aber klar sein, die Bilder sind für Apple optimiert. Ich habe den Eindruck, dass Videos und Bilder auf anderen Systemen Abstriche aufweisen. So wird dieses Format z.B. von WordPress nicht akzeptiert und muss dann umgewandelt werden.

 

Akkuleistung

Im iPhone SE2 ist lediglich ein 1.821 mAh großer Akku verbaut. Und diese geringe Größe lässt sich am Ende in der Akkulaufzeit nicht wegoptimieren.

Gemäß der Batteriemessung von Apples eigener Software erhalte ich eine Screen-On-Zeit von knapp über fünf Stunden. Unser üblicher Test mit AccuBattery kann hier leider nicht erfolgen, da die Software nicht kompatibel zu iOS ist. Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbraucht das Gerät zwischen 14-15 %. Das sind sehr schwache Zahlen.

Gemäß Hersteller kann das Gerät mit 18 Watt geladen werden, wobei bei den Tests auch 30 Watt angegeben werden. Mit einem 67 Watt Netzteil von Xiaomi lud der Akku in 1h 10 min um 53 % auf. Damit würde eine volle Ladung knapp unter 2,5 h benötigen.

Gemäß Apple lässt sich das Gerät kabellos laden, wobei hier nichts über die Geschwindigkeit gesagt wird. Mangels Hardware konnte ich das allerdings nicht testen.

 

Konnektivitäten

Das iPhone SE2 ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 12, 13, 17, 20, 25, 26, 28, 29, 30, 32, 38, 40, 41 und 46. Ein Kompatibilität zu 5G ist nicht vorhanden.

Das Gerät verfügt weder über die Möglichkeit zwei physische Simkarten einzusetzen, noch den Speicher per Micro SD Karte zu erweitern. Dafür aber kann man neben der der Nanosim noch eine eSim zuschalten. Der interne Speicher beläuft sich auf 128 GB, von denen bei Auslieferung 112,64 GB frei zur Verfügung stehen. In der UVP hätte der halbe Speicher ein Ersparnis von 50 € gebracht, der doppelte Speicher 120 € extra gekostet.

Exzellent schlägt sich das Gerät in Sachen WLAN-Empfang. Denn egal ob direkt vor dem Router oder oben auf meinem Dach erhalten ich noch immer über 90 % der maximalen Downloadrate und über 85 % der maximalen Uploadrate.

Einen detaillierten GPS Test muss ich schuldig bleiben, denn meine übliche App GPS Test läuft unter iOS nicht, so dass die Testergebnisse nicht richtig vergleichbar wären.

An übrigen Konnektivitäten haben wir: Bluetooth 5.0, NFC, wodurch man das Gerät zum kontaktlosen Zahlen verwenden kann und den Apple typischen Lightninganschluss.

Eine Benachrichtungs-LED gibt es nicht.

 

Preis- und Preisleistung

Das iPhone SE2 lässt sich refurbished mittlerweile für etwa 170 € in der kleinen Version mit 64 GB aus Deutschland erstehen. Beim Kauf dieses Geräts hatte ich Glück und zahlte 163 € für die 128 GB Version. Allgemein ist die rote Version dabei zumeist am teuersten. Die UVP für die 128 GB Version lag einst bei 529 €.

Egal, ob man nun Apple Fan ist oder nicht, für diesen Preis kann man nichts sagen. Hier passen die Hardware und der Preis zusammen. Im Jahr 2020 hätte ich aber jeden für hirnrissig gehalten, der bereit war für dieses Gerät über 500 Tacken zu blechen.

 

Fazit

Das Refurbished mal ausgeklammert, sollte man sich gut überlegen, gerade auf dieses Gerät zu setzen.

Auf der positiven Seite erhalten für für diesen Preis: einen günstigen Einstieg in den Apple Kosmos (wenn man das denn will oder braucht), eine hervorragenden Verarbeitung, Kompaktheit, Performance und Softwareupdatepolitik, eine gute Kamera und gute Stereolautsprecher.

Auf der negativen Seite haben wir: ein schon 2020 nicht mehr zeitgemäßes Display mit großen Rändern, eine schwache Akkuperformance und einen quasi nicht existenten Verpackungsinhalt.

Und nun muss man rechnen. Heben die Stärken die Schwächen der zwei, in meinen Augen, wichtigen Kategorien der Akkuperformance, des Displays und der Modernität auf? Die Entscheidung müssen Sie selbst treffen. Bei mir wäre es ganz klar nicht so.