Smartphone Test
Das Redmi 10c ist in meinem Augen, seit dem Testbericht des Sharp Auqos V im Herbst 2021, das erste sinnvolle Smartphoneangebot für unter 120 €, das ich hier vorstelle oder auch nur gefunden habe. Wo ich früher eigentlich nur in diesem Preissektor unterwegs war, so fiel mir dies im vergangenen Jahr unglaublich schwer, hier fündig zu werden.
Warum ich trotz dieser ersten sehr positiven Bewertung doch die 20-50 € mehr in die Hand nehmen würde, erfahren Sie in diesem Bericht.
Vorerwartungen
Das Redmi 10c ist das aktuelle Einsteigergerät der Marke Redmi. Per UVP liegt die hier vorliegende Version 50 € unter dem Preis des hier bereits vorgestellten Redmi Note 11. Dies entspricht auch der preislichen Differenz, die ich für beide Testgeräte gezahlt habe.
Für diesen Preis bekommt man zwar den gleichen Prozessor und die gleiche Akkugröße, muss aber, nach dem Datenblatt, beim Redmi 10c Abstriche beim Kamerasetup, dem Arbeitsspeicher, den fehlenden Stereolautsprechern, den Schnelladefunktionen oder dem hier verbauten 60 Hz IPS Display hinnehmen.
Im Grunde stellte sich mir hier die Frage, ob mir dies alles den Aufpreis von 50 € wert wäre, und ob ich an dieser Stelle endlich mal wieder ein 120 € Smartphone als sinnvoll ansehen würde.
Verpackungsinhalt
Der Verpackung des Redmi 10c ähnelt der, wie sie auch bei der Redmi Note 11er Serie verwendet wird. Die weiße Verpackung erhält auf der Frontseite eine Front- sowie die Rückseitenansicht der schwarzen und blauen Version. Die Spezifikationen sind auch hier aufgeklebt.
Der Verpackungsinhalt hingegen ist dann doch etwas reduziert. So müssen wir hier auf ein Schutzhülle, sowie eine vorabinstallierte Schutzfolie verzichten. Auch das mitgelieferte Netzteil beschränkt sich auf eine Leistung von 10 Watt, obgleich 18 Watt Ladung möglich sein soll. So etwas habe ich bislang nur beim Samsung Galaxy M22 erlebt, bei Geräten des Xiaomi Konzerns jedoch noch nie.
Ansonsten beschränkt sich der Verpackungsinhalt auf ein Sim-Eject-Tool, ein USB-C auf USB-A Daten- und Ladekabel, sowie Safety Guide, Quick Start Guide und Grantieinformationen (jeweils in 14 Sprachen, darunter Deutsch).
In meiner Amazon-Bestellung war dem Gerät ein paar In-Ear-Kopfhörer beigelegt. Diese gehören aber nicht zu Standardinhalt.
Design und Verarbeitung
Ebenfalls Abstriche, im Vergleich zum Redmi Note 11, muss man bei der Verarbeitung machen. Diese liegt im Grunde auf dem Niveau des Redmi 9a.
Die Maße des Redmi 10c belaufen sich auf 169,1 mm x 76,2 mm x 8,9 mm (9,7 mm an der herausstehenden Kamera), bei einem Gewicht von 190 g (inklusive Simkarte). Bislang war in meinen Testberichten nur das ZTE Axon 20 4G länger.
Das Gerät liegt mir in Graphite Gray vor. Das ist ein sehr dunkles Grau, ich würde es fast eher als Schwarz bezeichnen. Alternativ gibt es auch eine blaue (Ocean Blue) und eine grüne (Mint Green) Version, die ich bislang aber noch nicht im gleichen Umfang rabattiert vorgefunden habe. Trotz des karierten Designs ist es ein Fingerabdruckmagnet und ließ sich auch für das Rückseitenfoto kaum von Fingerabdrücken befreien. Rahmen und Rückseite sind dabei aus Kunststoff. Die Displayscheibe soll aber aus einem nicht weiter spezifiziertem Gorilla Glass bestehen.
Auf der rechten Seite haben wir die Power-On-Taste mit integriertem Fingerabdruckleser und die Lautstärkewippe. Die linke Seite beinhaltet oben den Simschlitten. Am unteren Ende finden wir den USB-C-Anschluss den Monolautsprecher und ein Mikrofon. Am oberen Ende haben einen 3,5 mm Klinkenausgang.
Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von jeglichen Kratzern.
Entsperrmechanismen
- Codes: Ja
- Fingerabdrucksensor: Ja (hinten)
- Face-Unlock: Ja
Die Entsperrmechanismen funktionieren zuverlässig, reihen sich aber in das allgemeine Performanceerlebnis des Geräts ein. Das heißt, sie könnten, auch für mich, ein wenig zackiger sein. Womöglich liegt das aber auch daran, dass ich das vergangene Jahr mit einem Flagschifferlebnis unterwegs war. So viel schneller ist das Xiaomi Mi Note 10 Lite am Ende auch nicht gewesen.
Die Lage des Fingerabdrucksensor am Kameramodul ist dabei, nicht nur aus aktueller Sicht, etwas ungewöhnlich.
Display
Das Gerät setzt auf ein 6,71 Zoll großes IPS LCD Panel mit einer maximalen Bildwiederholfrequenz von 60 Hz im 20:9 Format. Die Auflösung liegt bei 720p. Die Frontkamera verbirgt sich hinter einer zentral gelegenen Tropfennotch.
Die Schwarz- und Weißwerte lassen sich im Graustufentest des Antutu Benchmark von 3-252 unterscheiden. Als maximale Helligkeit konnte ich 272 Lux messen. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt.
Das Display bietet im Grunde das, was günstige Geräte der Xiaomi Firmen auch vor zwei Jahren geboten habe. Damit kann man natürlich arbeiten, es befindet sich aber eindeutig mehrere Levels unter den Amoled Displays, die seit der Note 10er Serie verbaut sind.
Software
Zum Zeitpunkt des Testberichts (9. Januar 2023) arbeitet das Redmi 10c auf Android 12 Basis, unter dem hauseigenen MiUI in der Version 13.0.3.0 mit einem Sicherheitspatch vom 1. November 2022. Im Rahmen des Testzeitraums kamen kam regelmäßig Softwareupdates herein, wenn auch nicht monatlich. Darunter war auch ein großes Update von Android 11 auf Android 12.
Alle Google Services funktionieren und der PlayStore ist zertifiziert.
Das DRM Widevine Level ist jedoch nur auf L1, wodurch sich Filme, z.B. bei Netflix oder Amazon Prime Video potenziell auf 1080p und 4k streamen lassen. Die Auflösung (720p) des Displays macht einem hier allerdings einen Strich durch die Rechnung.
Nach der Einrichtung ist zahlreiche Bloatware auf dem Gerät vorinstalliert. Selbige lässt sich aber ausnahmslos deinstallieren. Auch wenn ich davon etwas behielt, so waren es am Ende 3,2 GB, die ich deinstalliert habe.
Die üblichen Vor- und Nachteile von MiUI kommen auch bei diesem Gerät in vollem Umfang zum tragen.
Performance
Das Redmi 10c biete als SOC einen Snapdragon 680 aus dem Hause Qualcomm und 3 GB RAM. Durch den geringeren Arbeitsspeicher bleiben wir dabei nicht nur im Antutu Benchmark oder im Multicore des Geekbench 5, sondern auch in meiner Wahrnehmung hinter dem Redmi Note 11, das auf den gleichen Prozessor setzt, zurück. Grundsätzlich bekommt man das Gerät auch mit 4 GB RAM, dann weicht die UVP aber nur noch 30 € vom Redmi Note 11 ab, was für mich absolut keinen Sinn mehr ergäbe.
Im Antutu Benchmark in der Version 9.4.7. erreicht das Gerät 236.105 Punkte, was dem 21. Platz von bislang 26 getesteten Geräten entspricht. Im Geekbench 5 erreicht das Gerät 375 Punkte im Single-Core und 1.201 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht dem 28. bzw. 38. Platz unter bisher 43. Da die Platzierung im Single-Core des Geekbench 5 sogar leicht über dem Redmi Note 11 liegt, sehe ich meinen Eindruck bzgl. des Arbeitsspeichers als bestätigt an.
Grundsätzlich reicht das aber immer noch problemlos um Messenger zu nutzen, Musik zu hören, einfache Games zu spielen oder mit der Kamera Bilder zu knipsen. Wer hier keine großen Ansprüche hat, dem wird das vollkommen reichen.
Lautsprecher
Auch wenn im Redmi 10c lediglich ein Monolautsprecher verbaut ist, so klingt dieser wirklich gut und ist in meinem Augen in Klangqualität sogar über dem eines ZTE Axon 20 4G oder OnePlus Nord CE 5G einzuordnen.
Als maximale Lautstärke von 95,9 dBa messen. Selbst dann nehme ich nur wenig blechern war.
Die Telefoniequalität ist in Ordnung, setzt sich für mich aber weder positiv, noch negativ von normalen Geräten ab. Es gab keine gesonderten Probleme.
Der Kopfhörerausgang liefert eine ordentliche Lautstärke, die mir bereits bei über 75 % zu laut wird.
Es gibt vier vordefinierte Equalizereinstellungen. Ansonsten hat man auch die Möglichkeit manuell nachzubessern oder sich bei für verschiedenen Xiaomi Kopfhörermodelle passende Einstellungen zu bedienen.
Kameras
Wo wir schon bei der Tropfennotch des Display oder dem Fingerabdrucksensor auf der Rückseite eine Reise in der Zeit zurück gemacht haben, so erleben wir dies auch im Setup der Kameras: Das Redmi 10c setzt auf der Rückseite auf einen 50 MP Hauptsensor (Samsung S5KJN1 / f/1.8) und einen 2 MP Tiefensensor (OmniVision OV02B10 / f/2.4). Auf der Frontseite ist eine 5 MP Linse (unbekannt / f/2.4) verbaut. Auf eine Ultraweitwinkel-, Makro- oder Telelinse wird hier verzichtet.
Auch wenn wir nicht das Niveau des Poco M4 Pro 5G oder gar des Redmi Note 11 erreichen und auch zwei Sensoren zum aktuell üblichen Setup fehlen, so sind die Bilder in Regel brauchbar und teilweise sogar schön.
Dabei wird der Abstand auf der Frontseite, nicht nur auf dem Datenblatt, nochmal größer. Hier fehlen in der Tat ein paar Details, und es wirkt weicher. Der Portraiteffekt funktioniert aber auch hier und nicht nur in Kombination mit dem Tiefensensor auf der Rückseite.
Videos lassen sich auf beiden Seiten mit maximal 1080p mit 30 Fps aufnehmen. Der optische Eindruck der Kameras trifft auch hier zu. Bei Videos mit der Frontkamera blechert der Ton deutlich mehr.
Zusammengefasst sind die Kameras brauchbar. In tendiere aber dazu, dass allein die Kameras mir den 50 € Aufpreis zum Redmi Note 11 wert wären.
Akkuleistung
Richtig gute Werte erreichen wir natürlich bei der Akkuleistung. Hier liefert der Snapdragon 680 in Kombination mit dem 5000 mAh großem Akku ab. Ich habe das Gerät stets auf adaptiver Helligkeit genutzt. Die hier abgebildeten Werte beziehen sich dabei auf die Nutzung als Testgerät.
Gemäß AccuBattery komme ich auf eine Screen-On-Zeit von etwa 10,5-11,5 h und einen kombinierten Verbrauch von über 13 Tagen. Gerade letzteres ist natürlich ein super wert, auch wenn es sich nur auf die Nutzung als Testgerät bezieht.
Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbrauche ich 4 %. Das ist mein bisheriger Bestwert.
Auch unter voller Ladeleistung braucht eine volle Ladung über 2 Stunden.
Konnektivitäten
Das Redmi 10c ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 20, 28, 38, 40 und 41.
Das Gerät verfügt über einen Dualsimslot. Es lassen sich also zwei Simkarten parallel zu nutzen. Zusätzlich lässt sich der Speicher parallel per Micro SD Karte erweitern. Der interne Speicher beläuft sich auf 64 GB, von denen per Werk und nach Deinstallation der Bloatware 35,2 GB frei zur Verfügung stehen. Eine Version mit 4GB/128 GB kostet in der Regel 40 € Aufpreis.
Der WLAN-Empfang könnte besser sein. Direkt vor dem Router habe ich 50 % der Downloadrate und 66 % der Uploadrate. Ein Zimmer weiter sind es nur noch 30 % im Download aber weiterhin 66 % im Upload. Auf dem Dach brechen die Daten dann nur unwesentlich weiter ein.
Der GPS Empfang (GPS-Test) findet seinen fix zwar nicht so schnell, wie manch anderes Gerät, kommt dann aber auf 42 Satelliten, von denen 31 benutzt werden und zu einer auf 3 m genauen Position kommen. Der Hardwarekompass funktioniert.
Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss (2.0).
Es ist zudem NFC-fähig, wodurch man es zum kontaktlosen Zahlen nutzen kann. Eine Verbindnung mit dem Anker Soundcore Boost per NFC/Blutooth Kopplung funktionierte problemlos.
Verzichten muss man hingegen auf eine Benachrichtigungs-LED und den bei Xiaomi sonst üblich verbauten Infrarotsensor.
Preis- und Preisleistung
Selbst habe ich das Gerät im Herbst 2022 für unter 120 € über Amazon bezogen. Dies ist auch der von mir bislang gesehene Bestpreis. Normal bekommt man das Gerät zwischen 130-150 €.
Meinen im Vorwort abgegebenen Eindruck wiederhole ich auch hier gerne: Für unter 120 € wird man kein aktuell besseres Smartphone erhalten. Auch enthält das Gerät, ohne Frage, alle Funktionen, die man für den Alltag bracht. Man sollte sich aber überlegen, ob man nicht ein paar Euros mehr für ein Redmi Note 11 hinlegt. Im Grunde war das aber auch meist in vorherigen Jahrgängen so.
Fazit
Die Attraktivität des Redmi 10c kommt über den Preis und darüber, dass man für die hier hingelegten 120 € kein besseres aktuelles Gerät am Markt hat. Man erhält ein Gerät, dass allen Alltagssituationen gewachsen ist und eine starke Akkuleistung hat.
Wieviel man nun zusätzlich hinlegen kann, muss jeden selbst entscheiden. Aber für die 50 € UVP Aufpreis bekommt man mit dem Redmi Note 11 einfach ein viel besseres Display, bessere Kameras, bessere Lautsprecher, eine schnellere Ladeleistung und Performance und, und, und…
Auch als Fan günstiger Smartphones wäre für mich jeder einzelne den genannten Punkte schon den Aufpreis wert. Dennoch sind wir dann in einer anderen Preisdimension.