Vorerwartungen

Mit dem Doogee S100 widme wir uns, nach dem Test des Doogee N20 Pro, zum zweiten Mal einem Gerät der Marke Doogee. Seiner Zeit (Oktober 2020) zeigte sich das Gerät durchaus als Alternative im Einsteigerbereich.

Zudem ist das Doogee S100 auch das erste Outdoor Smartphone, das wir hier bei Digitales für Einsteiger vorstellen. Dies bedeutet, dass es über Schutzverkleidungen und IP-Zertifizierungen, einen riesigen Akku (und das bedeute doppelt so groß) und eine Nachtsichtkamera verfügt. Features, die üblicherweise in herkömmlichen Geräten nicht verbaut werden. Dafür hat man aber natürlich auch einen riesigen Brocken in der Hand und kann das Gerät sogar zur Selbstverteidigung benutzen.

Beim Kauf des Geräts interessierte mich, wie sich das Gerät für knapp 230 €, Dank verschiedener Rabattaktionen, gegenüber der Konkurrenz schlägt und ob das Gerät nach dem Test wohl wirklich einen Abnehmer finden würde. Dieser fand sich trotz oder durch den Status als Nischengerät aber schon vor Abschluss des Testberichts

Wer also Interesse an einem gelungenen Outdoorgerät hat, der sollte weiterlesen.

Verpackungsinhalt


Schon der gelbe Karton mit schwarzen Schriftzügen wirkt gewaltiger, als die Verpackung anderer Geräte. Per Kleber wurden an verschiedenen Stellen die Spezifikationen des erstandenen Geräts angebracht.

Der Lieferumfang lässt nichts zu wünschen übrig und bietet im Grunde das, was wir auch von anderen chinesischen Anbietern her kennen:

  • USB-C auf USB-C Daten- und Ladekabel,
  • Europäisches 66 Watt Netzteil,
  • eine nicht angebrachte Schutzfolie, nebst Anbringungsutensilien,
  • Benutzerhandbuch in 15 Sprachen, darunter auch Deutsch,
  • SAR Sicherheitsinformationen in 15 Sprachen, darunter Deutsch
  • und eine Garantiekarte in Englisch.

Uns fällt auf, dass das üblich mitgelieferten Sim-Eject-Tool und eine Schutzhülle fehlen. Der Simschlitten lässt sich hier an der Gummiabdichtung herausziehen, eine Schutzhülle benötigt man durch die Schutzränder des Geräts schlichtweg nicht. Das wäre, als würde man einen Panzer mit Klarsichtfolie zum Schutz einwickeln, damit er keine Kratzer kriegt. Fortschrittlich ist die Nutzung eines USB-C-Netzteils zu werten. Das bieten andere Anbieter zu dem Preis nicht.

Design und Verarbeitung

Es gibt in meinen Augen zwei Gründe, die gegen das Doogee S100 sprechen können. Der erste davon ist. ohne Zweifel, die Gerätabmessung. Die Maße belaufen sich auf 177,0 mm x 79,5 mm (82,5 mm an einigen besser abgedichteten Stelle) x 18,8 mm (19,1 mm an der herausstehenden Kamera), bei einem Gewicht von 377 g (inklusive Simkarte). Bei Gewicht und Tiefe ist das in etwa die doppelte Dimension eines gewöhnlichen Smartphones. Diese Maße sollte man im Auge behalten und wer damit nicht leben kann, der braucht an dieser Stelle eigentlich nicht weiterzulesen.

Kann man das allerdings, so erhält man ein wirklich gut verarbeitetes Gerät. Die Ränder sind jeweils mit Metall und Gummi abgedichtet, damit das Gerät gegen Stürze geschützt ist. Im Grunde kauft man das Gerät ja genau aus diesem Grund. Die Displayscheibe besteht aus Corning Gorilla Glass 5. Auch hier ist an den Rändern nochmal ein Schutz für Stürze eingebaut, damit die Scheibe bei ebenem Boden nicht auf diesem landet. Bei einem kleineren Stein nutzt einem das aber auch nichts.

Die Rückseite liegt mir in Gelb vor. Sie ist aus einer Art Kunstleder gefertigt und setzt sich angenehm von anderen Geräten ab. Vor allem ist völlig resistent gegenüber Fingerabdrücken. Alternativ bekommt man das Gerät auch in einem hellen Blauton oder in Schwarz. Preislich konnte ich keine Unterschiede feststellen.

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste (mit integriertem Fingerabdruck) und die Lautstärkewippe. Beide Tasten unterscheiden sich auch haptisch voneinander. Sie sitzen bombenfest und haben einen guten Druckpunkt. Auf der linken Seite finden wir am unteren Ende den abgedichteten Simschlitten, sowie eine weitere frei belegbare Taste, die man zum für verschiedene Druckarten mit dem Starten von Apps verknüpfen kann. So habe ich sie z.B. mit einem einfachen Druck für das Starten der Kamera belegt, ein langer Druck startet den LED Blitz als Taschenlampe und einem Doppelklick für eine Screenshot. An der Unterseite haben wir den ebenfalls abgedichteten USB-C-Ausgang, einen der beiden Stereolautsprecher und ein Mikrofon. Oben finden wir den zweiten Stereolautsprecher.

Ein 3,5 mm Klinkenausgang ist explizit nicht verbaut.

Das Gerät ist nach IP68, IP69K, MIL-STD-810H staub- und wassergeschützt. Man sollte damit also auch Unterwasseraufnahmen machen können. Im Test habe ich das allerdings nicht ausprobiert. Am Ende reden sich die Hersteller hier meistens über einen nicht korrekten Verschluss der Dichtungen raus, sollte es zu Defekten kommen. Mit Doogee habe ich da zwar keine Erfahrung gemacht, aber bei dem hoch dotierteren Sony gab es einen solchen Fall mal im Bekanntenkreis.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät, wen wundert’s, frei von Kratzern.

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (seitlich im Power Button)
  • Face-Unlock: Ja

Alle Entsperrmechanismen funktionieren schnell und zuverlässig und in meinen Augen sogar besser, als es der Prozessor vermuten lassen würde.

Display

In der Preisregion, in der sich das Gerät befindet, bekommt man üblicherweise schon AMOLED Panels geboten. Hier muss man sich mit einem IPS LCD Panel begnügen.

Das 6,58 Zoll große Display löst in FullHD+ auf. Die Frontkamera ist hinter einer Tropfennotch verborgen. Durch die Schutzvorkehrungen sind die Bildschirmränder hier größer, als bei normalen Smartphones. Als maximale Bildwiederholfrequenz lassen sich 120 Hz einstellen. Man hat hier sogar die Möglichkeit, die Bildwiederholfrequenz adaptiv einzustellen. Die meisten Hersteller lassen das nur bei Flagschiffen zu.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarzwerte ab 5, die Weißwerte bis 253 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 247,1 Lux messen. Das ist natürlich kein guter Wert und liegt deutlich unter dem zuletzt getesteten IPS Panel des realme 9i.

Das Display ist sicher nicht die Stärke des Geräts. Zwar funktionieren alle Eingaben flüssig und auch die hohe Bildwiederholfrequenz lässt das Gerät deutlich flüssiger erscheinen, als das zuletzt vorgestellte und deutlich performantere Google Pixel 6a, aber andere Mitbewerber bieten auch bei IPS Panels deutlich hellere und blickwinkelstabilere Displays.

Software

Zum Zeitpunkt des Testberichts (4. Mai 2023) arbeitet das Doogee S100 auf Android 12 Basis mit einem Sicherheitspatch vom 1. November 2022. Letzteres ist für einen Test im Mai natürlich als schlecht zu bewerten, auch wenn ich im Rahmen des Testzeitraums zwei OTA Updates erhielt. Allgemein sollte man im Mai 2023 bei einem neuen Gerät auch Android 13 erwarten.

Doogee liefert das Gerät ohne eigenes UI aus. Dadurch gibt es wenig Personalisierungsmöglichkeiten, sieht man mal von der Belegung der Seitenschlüsselfunktion ab. Andererseits ist das System dadurch aber clean und frei von jeglicher Werbung. Auch vorinstallierte Apps gab es hier keine.

Verglichen mit anderen Herstellern ist die deutsche Übersetzung aber schlecht. Man findet schon an einigen Stellen unpassende oder sogar gar keine Übersetzungen und bleibt bei englischen Bezeichnungen.

Das DRM Widevine Level ist auf L3, wodurch sich Filme z.B. bei Netflix oder Amazon Prime Video nur auf maximal 720p streamen lassen.

Performance

Das Doogee S100 setzt beim SOC auf einen Helio G99 aus dem Hause Mediatek. Ihm zur Seite stehen 12 GB LPDDR4X RAM, der sich bis auf 20 GB durch den internen Speicher erweitern lässt. Insbesondere in Kombination mit der 120 Hz Bildwiederholfrequenz macht das Gerät einen sehr performanten Eindruck, der sogar über den nach Benchmarkergebnissen zu erwartendem liegt:

Im Antutu Benchmark in der Version 9.5.7. erreicht das Doogee S100 387.688 Punkte, was dem 11. Platz von bislang 30 getesteten Geräten entspricht. Im Geekbench 5 erreicht das Gerät 543 Punkte im Single-Core und 1.809 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht dem 17. Platz im Single-Core und dem 13 Platz im Multi-Core von bislang 47 getesteten Geräten.

In der Summe liegt die Performance somit in etwa auf der der Redmi Note Pros verschiedener Generationen, rein von den Benchmarks. Vom Nutzungserlebnis her, finde ich das hier gebotene tatsächlich nochmal flüssiger. Selbst das Google Pixel 6a wirkt für mich nicht schneller.

Lautsprecher

Sehr überzeugend finde ich auch die verbauten Stereolautsprecher, die beide nach vorne strahlen und eine maximale Lautstärke von 94,6 dBa erreichen. Selbst bei voller Lautstärke blechern andere Geräte deutlich mehr.

Die Telefoniequalität ist Ordnung und dem Niveau der Mitbewerber.

Schließe ich einen USB-C auf 3,5 mm Klinken-Adapter von LeEco an, so erhalten wir eine schön laute Ausgabe an den Kopfhörer, die mir bereits bei 55 % zu laut wird.

An gesonderten Einstellung haben wir die Möglichkeit, einen High-Fidelity zu aktivieren oder deaktivieren.

Kameras

Hauptkamera

Das Doogee S100 setzt auf der Rückseite auf einen 108 MP Hauptsensor (Samsung HM2, ƒ/1.8) , eine 16 MP Ultraweitwinkellinse (unbekannt, f/2.2) und einen 20 MP Infrarot-Sensor (Sony IMX350, f/1.8). Auf der Frontseite ist eine 32 MP Kamera (Sony IMX616, f/2.0) verbaut. Rein von den Herstellern sind die Sensoren schon mal etwas.

Der Samsung HM2 ist der Sensor, der auch im Redmi Note 11s oder dem Xiaomi 11T verbaut ist. Entgegen anderer Tester, wie China Mobile Mag, bin ich der Meinung, dass die Bilder durchaus auf dem Niveau des Redmi Note 11s sind. Man mag sich gerne dort von meinen Testbildern überzeugen und ein eigenes Urteil fällen. In meinen Augen bekommt man hier schöner Bilder heraus. Verzichten muss man allerdings auf künstliche Bokeheffekte. Weder wird ist hier ein Tiefensensor verbaut, noch eine entsprechende Softwarelösung geboten.

Ultraweitwinkel

Die Ultraweitwinkellinse weicht farblich merklich vom Hauptsensor ab. Allgemein finde ich die Randschärfe hier aber besser, als bei den üblich verbauten 8 MP Sensoren der Mittelklasse.

Nachtsichtkamera

Mittels der Infrarotlinse lassen sich tatsächlich Nachtsichtaufnahmen erstellen. Natürlich kommen dabei keine gestochen scharfen Bilder heraus, die man später in ein Fotoalbum kleben wird. Wir erhalten aber mehr, als bei anderen Geräten ohne diese Funktion. Man könnte damit z.B. Mäuse und Ratten auf dem Speicher identifizieren. Ich werte das tatsächlich als nettes Gimmick, um ohne jegliche Beleuchtung etwas aufnehmen zu können.

Frontkamera

Überraschend positiv sehe die Frontkamera an. Besonders farblich finde ich diese sehr überzeugend. Entgegen anderer Hersteller muss man aber auch hier auf die üblichen Portraitfunktionen verzichten.

Videos lassen sich auf der Rückseite mit bis zu 2k aufnehmen. Auf der Frontseite oder bei Verwendung der Ultraweitwinkel- oder Nachtsichtlinse ist man auf 1080p beschränkt. Eine Möglichkeit die Framerate einzustellen gibt es nicht, so dass ich von 30 Fps ausgehe. Die Hauptkamera verfügt über einen elektronischen Bildstabilisierer (EIS) ausgestattet. Rein vom Klang sind die Aufnahmen ein wenig dumpf. Optisch erreicht man aber durchaus das Niveau der Fotoqualität.

In meinen Augen punktet das Doogee S100 in dieser Kategorie. Auch wenn wir auf Bokeheffekte verzichten müssen, erhalten wir dafür mit der Nachtsichtkamera ein anderes nettes Gimmick.

Akkuleistung

Natürlich ist eine der Stärken des Geräts die Akkuleistung. Denn im Doogee S100 ist ein 10.800 mAh großer Akku verbaut. Logisch, dass damit extrem lange Akkulaufzeiten möglich sind. Da macht es auch keinen Unterschied mehr, wie gut die Optimierung mit dem verbauten Helio G99 ist.

Gemäß meiner ersten Messung mit AccuBattery komme ich auf eine Screen-On-Zeit von 23 h 45 min. Die kombinierte Nutzungsdauer als Testgerät wird mit über 36 Tagen angegeben. Beides sind Werte als Testgerät bei adaptiver Helligkeit und Bildwiederholfrequenz. Allerdings scheint die Software Probleme zu haben, den großen Akku richtig auszumessen, denn aktuell werden mir von gleicher 7 Stunden Screen On und eine kombinierte Nutzungsdauer von über 9 Tagen angezeigt. In der Praxis hielt das Gerät als Testgerät etwa 14 Tage. Auch das ist schon ein starker wert.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit verbraucht das Gerät 4 %. Auch das ist ein ordentlicher Wert und lässt keine Kritik zu. Im Grunde ist das der halbe Wert eines Geräts mit 5000 mAh großem Akku, was die doppelte Größe des Akkus bestätigt.

Kritik kann man bzgl. des Akkus auch an der Software des Geräts äußern. Denn zeigte mir das Gerät nach einer Woche Nutzung immer noch 90 % an, so verlor ich bei den letzten 30 % die gesamte Ladung in zwei Tagen.

Damit nicht genug, lässt sich das Doogee S100 auch mit 66 Watt betanken. So kommen wir trotz des riesigen Akkus in etwas über einer Stunde von 0-100 %. Gemäß Hersteller unterstützt das Gerät auch Wireless Charging mit dem Qi Standard bei einer maximalen Leistung von 15Watt. Hochgerechnet würde man damit aber über vier Stunden für eine volle Ladung benötigen. Ausprobiert habe ich das nicht.

Konnektivitäten

Das Doogee S100 ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1, B2, B3, B4, B5, B7, B8, B12, B13 B17, B18, B19 B20, B25, B26, B28 B34, B38 B39, B40 B41, B66 B71. Es ist nicht 5G-kompatibel.

Das Gerät verfügt über einen Hybridslot. Man kann hat also die Möglichkeit zwei Simkarten zu verwenden oder eine Simkarte und eine Speichererweiterung per Micro-SD-Karte durchzuführen. Der interne Speicher beläuft sich dabei auf 256 GB, von denen bei Auslieferung 240 GB frei zur Verfügung stehen.

Der WLAN Empfang ist gut und vor allem auch auf größerer Distanz konstant. Per App Speedtest kann ich vor dem Router bis auf das Dach etwa 90 % im Download und 80 % im Upload der Datenrate abrufen.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet auf meiner Loggia 50 Satelliten, von denen 33 benutzt werden und zu einer auf 2 m genauen Position kommen. Zudem funktioniert der Fix auch rasend schnell. Der Hardwarekompass funktioniert. Das weicht signifikant positiv von vielen Mitbewerbern ab.

Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C 2.0 Anschluss. Eine Blutooth Verbindung mit dem Anker Soundcore Boost funktionierte einwandfrei, auch über NFC. Über NFC ist es ebenfalls zum kontaktlosen Bezahlen geeignet.

Entgegen vieler aktueller Geräte bietet das Doogee S100 eine farbige Benachrichtigungs-LED. Nicht vorhanden ist allerdings ein Infrarotsensor.

Preis- und Preisleistung

Dank zweier gekoppelter Rabattaktionen habe ich das Doogee S100 für unter 230 € über Amazon bezogen. Die UVP liegt bei 439,99 €. Allerdings bekommt man das Gerät in der Regel für um die 320 €.

Abgesehen vom Display liefert das Gerät, auch ohne die Outdoor Smartphone Stärken, die für den Preis entsprechende Hardware. Einzig in Sachen Display und Software muss man ein paar Kompromisse eingehen. Dafür bekommt man aber die Schutzmechanismen, die Nachtsichtkamera und einen riesigen Akku on Top.

Fazit

Das Doogee S100 ist kein Smartphone für jedermann. Wer es wählt sucht im Grunde genau das was er bekommt.

Sieht man mal davon ab, dass es ein Backstein ist, das Display heller sein könnte und die Software von anderen Anbietern besser gepflegt wird, so liefert Doogee hier einfach ab. Abgesehen von den Schutzmaterialien erhalten wir zu dem Preis eine starke Akkuleistung, sehr gute Lautsprecher, gute Kameras und Performance und einen großen internen Speicher.

Wer ein Outdoor Smartphone sucht, der macht hier für 230 € nichts falsch. Auch bei 320 € habe ich, rein von der Ausstattung, kein besseres Outdoor Smartphone gefunden.