Vorerwartungen

Das Oscal C80 ist unser erstes Testgerät des Herstellers Blackview. Von diesem Hersteller ist Oscal wohl eine Untermarke, so wie es bei Xiaomi die Untermarke Redmi gibt, oder bei Huawei die Untermarke Honor. Für unter 135 € aus Deutschland bietet das Gerät fürstliche 8 GB RAM, 128 GB internem Speicher, einen 5180 mAh großen Akku und einen 50 MP Hauptsensor auf der Rückseite.

Im Test werde ich auf den Vergleich eingehen, wie es sich gegenüber dem zuletzt getestete und 50 € günstigeren realme Narzo 50i Prime, aber auch dem aktuell wieder mal für unter 150 € erhältlichen Redmi Note 11 schlägt. Wer Lust auf einen neuen Hersteller hat, der sollte dran bleiben.

Verpackungsinhalt

Im Vergleich zum realme Narzo 50i Prime haben wir hier einen wesentlich üppigeren Verpackungsinhalt. Das sollte man im Auge behalten, wenn man meint, man kauft das Narzo für 80 € und bezahlt dann für Netzteil, Schutzfolien und -hülle erstmal 20-30 €, weil selbige eben
dort nicht enthalten sind.

Beim Oscal C80 hingegen erhalten wir:

  • USB-A auf USB-C-Daten- und Ladekabel,
  • Quickstart Guide in den sechs gängigsten europäischen Sprachen (Deutsch, Englisch,Französisch, Portugisisch, Russisch und Spanisch),
  • Sim-Eject-Tool,
  • europäisches 18 Watt Netzteil (entspricht der maximalen Ladeleistung),
  • Schutzhülle
  • und Schutzfolie (nicht vorinstalliert).

Auch die Verpackung ist hier wieder wertiger und aus festem Karton. Sie bietet einen purpur nach blau überlaufenden Farbverlauf mit weißen Schriftzügen. Als Highlight werden einige Spezifikationen des Geräts auf Front- und Rückseite aufgeklebt.

Vor einem Jahr noch hätte ich den Verpackungsinhalt als Standard bezeichnet, heutzutage sparen da andere Hersteller deutlich mehr ein, insbesondere im günstigen Segment.

Design und Verarbeitung

Mit Blick auf das Jahr 2023 muss man im Design keine Einbußen verzeichnen. Denn das Oscal C80 ist von der Verarbeitungsqualität auf einer Stufe mit dem 60 €
teureren Redmi Note 12.

Das Gerät liegt mir in Weiß vor, es gibt ein paar schillernde Effekte, die aber weniger auffällig sind, wie bei Mitbewerbern. Auf jeden Fall ist es sehr fingerabdruckresistent. Das kantige Design entspricht ebenfalls dem Zahn der Zeit. Alternativ erhält man das Gerät auch in Schwarz und Blau. Preislich konnte ich bei den Farben keinen Unterschied feststellen.

Die Maße belaufen sich auf 164,0 mm x 75,5 mm x 8,2 mm (10,6 mm an der herausstehenden Kamera), bei einem Gewicht von 190 g (inklusive Simkarte).

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste (mit integriertem Fingerabdrucksensor) und die Lautstärkewippe. Auch wenn die Tasten aus Kunststoff sind, so haben sie einen guten Druckpunkt und sitzen fest im Gehäuse. Auf der linken Seite finden wir am oberen Ende den Simschlitten. An der Unterseite haben wir den USB-C-Ausgang, den Monolautsprecher, ein 3,5mm Klinkenausgang und ein Mikrofon. Die obere Seite ist clean.

Rahmen und Rückseite bestehen aus Kunststoff. Wie oben gesagt, ist das aktuell aber auch bei teureren Geräten üblich. Vor ein paar Jahren waren hier noch wertigere Materialien verbaut.

Informationen über eine IP-Zertifizierung konnte ich keine finden. Bei dem Frontglas konnte ich 2,5-D-Glas herausbekommen.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern, obgleich weder Schutzhülle, noch -folie verwendet wurden.

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (seitlich)
  • Face-Unlock: Ja

Alle Entsperrmechanismen funktionieren zuverlässig und dem Prozessor entsprechend eher schneller, als zu erwarten ist.

Display

Das Oscal C80 setzt auf ein 6,52 Zoll große IPS-LCD Panel im 20:9 Format. Es löst in 720p auf. Die Frontkamera ist hinter einer Tropfennotch verborgen. Die maximale Bildwiederholfrequenz liegt bei 60 Hz. Obgleich im Rahmen noch einen RGB-Benachrichtigungs-LED verbaut
wurde, sind die Ränder des Oscal C80 deutlich kleiner, als beim realme Narzo 50i Prime.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarzwerte ab 5, die Weißwerte bis 253 unterscheiden. Im Multitouch werden jedoch nur fünf Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 273,3 Lux messen.

In Sachen Display liegt man weit hinter dem Redmi Note 11. Abgesehen vom Multitouch liegt man zwar über dem realme Nazro 50i Prime, aber das wäre für mich kein Argument für den Aufpreis.

Das Display ist hier, wie so häufig bei günsigen Smartphones, die Kategorie, bei der am meisten gespart wurde.

Software

Zum Zeitpunkt des Testberichts (1. Juli 2023) arbeitet das Oscal C80 auf Android 12 Basis mit einem Sicherheitspatch vom 5. Februar 2023. Wir haben hier Stock Android vorliegen, ohne ein gesondertes UI. Dadurch haben wir weniger Einstellungsmöglichkeiten, aber auch ein weniger überfrachtetes Einstellungsmenü, wie bei anderen Herstellern. Was für mich aber ein klares No-Go ist, ist die Tatsache, dass ich keine Möglichkeit gefunden habe, mir Benachrichtigungssymbole direkt in der Taskleiste anzeigen zu lassen. Man muss diese immer erstmal herunterziehen. Gerade bei Apple verstecken sich solche Einstellungen immer an unklaren Stellen, aber hier habe ich mich bemüht und bin nicht fündig geworden. Zwar gab es im Testzeitraum OTA-Updates, dennoch sehe ich es als enttäuschend an, dass realmes Budgetgerät aus dem Sommer 2022 einen aktuelleren Sicherheitspatch hat.

Verglichen mit Geräten des Xiaomi Konzerns ist die vorinstalliert Bloatware hier wesentlich überschaubarer. Dafür lassen sich einige Apps, wie z.B. WPS Office, leider nicht deinstallieren.

Positiv ist die deutsche Übersetzung zu werten, denn hier stachen mir keine Fehler ins Auge. Vermutlich liegt das am Fehlen des hauseigenen UIs.

Das DRM Widevine Level ist auf L3, wodurch sich Filme z.B. bei Netflix oder Amazon Prime Video nur auf maximal 720p streamen lassen, was mit Bezug auf das Display eh kein Problem darstellt.

Performance

Schaut man auf die Verpackung, so wirbt der Hersteller mit 14 GB RAM. Damit meint Blackview, dass sich die 8 GB um weitere 5 GB des internen Speichers erweitern lassen. Das ergibt bei mir zwar immer noch kein 14 GB, aber vielleicht habe ich dafür auch den falschen Studiengang
gehabt, wer weiß?

Beim SOC setzt das Oscal C80 auf den T616 aus dem Hause Unisoc. Auch mit dem deutlich größeren Arbeitsspeicher merkt man dem Gerät in der Alltagsnutzung aber keine größerer Performance, als dem realme Narzo 50i Prime an. Ein Redmi Note 12 ist hier deutlich performanter. Insbesondere nehme ich beim Oscal C80, trotz höherer Benchmarkwerte gegenüber dem Narzo, hin und wieder Lags beim Spielen einfacher Games, wie Backgammon war. Das hatte ich dort bislang noch nicht. Allgemein geht aber auch hier die Alltagsperformance in Ordnung.

In den Benchmark Scores erreicht das Oscal C80 im Antutu Benchmark in der Version 9.5.6. 228.256 Punkte, was dem 25. Platz von bislang 31 getesteten Geräten entspricht. Im Geekbench 5 erreicht das Gerät 302 Punkte im Single-Core und 1.325 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht
dem 43. Platz im Single-Core und dem 38. Platz im Multi-Core von bislang 49 getesteten Geräten. Mein Eindruck wird hier bestätigt, denn bei der Nutzung einfacher Aufgaben ist das realme Narzo 50i Prime auch im Geeknbench performanter, während bei Vollauslastung hier ein besserer Wert durch den größeren RAM herauskommt.

Allgemein ist das Oscal C80 das letzte Gerät für das vier die neunte Version des Antutu Benchmark zu Rate ziehen werden. Kommende Geräte werden wir in der Version 10 testen.

Wie beim Display, so sehe ich in der Performance auch keinen Grund, hier den Aufpreis gegenüber dem Narzo zu bezahlen. Das Gerät ist zwar performanter, aber der Sprung ist unwesentlich.

Lautsprecher

Klar hinter dem realme Narzo 50i Prime bleibt man in meinen Augen beim Lautsprecher. Dieser bleibt nicht nur mit einer maximalen Lautstärke von 93,6 dBa knapp hinter diesem, aber vor allem in der Klangqualität.

Die Telefoniequalität ist ebenfalls in Ordnung, weicht aber nach unten vom Standard ab und bleibt auch hier hinter o.g. Gerät zurück.

Nichts auszusetzen hingegen habe ich am Kopfhörerausgang. Denn dieser wird ordentlich laut und übersteigt schon bei 55 % meine Wohlfühllautstärke. Das finde ich toll.

Gesonderten Equalizereinstellung ab Werk gibt es nicht. Natürlich kann man hier mit entsprechender nachinstallierter Software nachbessern.

Kameras

Hauptkamera

Hauptkamera mit Bokeheffekt

Das Oscal C80 setzt auf der Rückseite auf einen 50 MP Hauptsensor (Samsung S5KJN1, ƒ/1.8), den wir aus dem realme 9i kennen, und einen 0,3 MP Tiefensensor (unbekannt, unbekannt). Auf der Frontseite ist eine 8 MP Kamera (Samsung S5K4H7, f/2.0).

Positiv ist erstmal zu erwähnen, dass Blackview darauf verzichtet den Tiefensensor in seiner Produktbeschreibung zu bewerben, man aber gegenüber dem realme Narzo 50i Prime, die Nase vorn hat, da hier wirkliche Bokehaufnahmen möglich sind.

Allgemein erreicht die Kamera zwar nicht ganz das Niveau des realme 9i oder des Redmi Note 11 bzw. gar 12, aber so viel schlechter ist sie bei guten Bedingungen dann auch wieder nicht. Die Nachteile zeigen sich dann durch zu grelle Farben oder geringere Schärfe. Außerdem hat man deutlich größere Schwierigkeiten mit schwierigen Lichtverhältnissen. Gegenüber dem Narzo ist man hier aber deutlich besser aufgestellt, insbesondere, wenn man sich die Bilder am großen Bildschirm anschaut.

Auch die Frontkamera ist bei guten Lichtbedingungen gar nicht so verkehrt, macht gegenüber dem Narzo aber keinen so großen Sprung. Vor allem aber baut sie hier bei schlechten Lichtbedingungen ebenfalls deutlich ab. Auch hier haben wir die Möglichkeit eines Portraiteffektes, wenn auch nur softwaregeneriert.

Frontkamera mit Portraiteffekt

Videos lassen sich auf beiden Seiten mit bis zu 1080p aufnehmen und 30 Fps aufnehmen. Der Ton klingt zwar etwas dumpf, ist aber gut verständlich. Auch hier haben wir Probleme mit grellem Licht. Bei guten ist die Aufnahme aber ganz ordentlich.

Wo ich bei ein paar Disziplinen geschrieben habe, dass ich keinen Aufpreis gegenüber dem realme Narzo 50i Prime zahlen würde, so würde ich das hier auf jeden Fall mit 20-50 € ansetzen. Für den Preis von 135 € ist das hier angemessen.

Akkuleistung

Trotz des größeren Akkus und einem quasi identischem Display, erreiche ich mit dem Oscal C80 deutlich schwächere Testergebnisse, als noch mit dem realme Narzo 50i Prime.

Gemäß meiner Messung mit AccuBattery komme ich auf eine Screen-On-Zeit von 8 h 39 min. Die kombinierte Nutzungsdauer als Testgerät wird mit über 4,5 Tagen angegeben. Während des Testzeitraums habe ich das Gerät bei adaptiver Helligkeit und den ausschließlich vorhandenen  60 Hz. genutzt. DieWerte sind daher eher durchschnittlich anzusehen.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit verbraucht das Gerät 10 %. Auch das unterstreicht die o.g. Benchmarkzahlen.

Die Ladegeschwindigkeit liegt, gemäß Hersteller, bei 18 Watt. In zweiStunden konnte ich das Gerät um 85 % aufladen. Das ist freilich etwas schneller, als beim realme Narzo 50i Prime, aber in etwa nur halb so schnell, wie beim Redmi Note 11. Allgemein entspricht das aber dem zu  erwartenden Wert einer 18 Watt Ladung eines über 5000 mAh großen Akkus.

Ob ich für die paar Minuten Ladezeit einen Aufpreis gegenüber dem Narzo zahlen würde, würde ich eher wieder verneinen. Denn 2-3 Stunden Ladezeit sind immer noch lang. Da käme mir das am Ende auf 20 min nicht mehr an.

Konnektivitäten

Das Oscal C80 ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1/B3/B7/B8/B20/B40. Es ist nicht 5G-kompatibel.

Das Gerät verfügt über einen Dualsimslot (Nano-Sims) und ist parallel per Micro-SD speichererweiterbar. Der interne Speicher beläuft sich dabei auf 128 GB, von denen bei Auslieferung 118,19 GB frei zur Verfügung stehen. Das ist als eine Menge Speicher für die hier vorliegende Preisdimension uns ist im Preisvergleich zum Narzo ebenfalls mit mindestens 20 € Aufpreis anzusetzen.

Der WLAN Empfang ist nicht der beste. Bereits vor dem Router messe ich mit der App Speedtest nur noch 50 % der Downloadrate, ein Zimmer weiter oder auf dem Dach ist sie bereits auf 35 % gefallen. Nur die Uploadrate bleibt auf allen drei Distanzen konstant bei 67 %.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet auf meiner Loggia 32 Satelliten, von denen 27 benutzt werden und zu einer auf 8 m genauen Position kommen. Das dauert allerdings deutlich länger, als bei anderen Produkten. Einen funktionierenden Hardwarekompass gibt es leider nicht.

An übrigen Konnektivitäten haben wir nur wenig: Wir verfügen über Bluetooth 5.0, kein NFC, wodurch man das Gerät nicht zum kontaktlosen Zahlen verwendet kann, keinen Infrarotblaster, dafür aber eine RGB-Benachrichtunguns-LED.

Preis- und Preisleistung

Das Oscal C80 bekommt man eigentlich immer für unter 140 €. Unserer Bewertung liegt ein Preis von 134 € aus Deutschland zu Grunde. Die UVP liegt bei 169,99 €.

Im Vergleich zum realme Narzo 50i Prime haben wir hier einen etwa 20 € wertigeren Verpackungsinhalt, einen viermal so großen Speicher, der sicher auch mit mindestens 20 € anzusetzen ist und eine bessere Kamera, für die ich 20-50 € mehr bereit wäre zu zahlen. In der Summe ist der Preis somit in Ordnung bzw. sogar gut.

Fazit

Eine ganz andere Frage ist jetzt, ob ich das Gerät empfehlen würde. Denn hier sehe ich die Zielgruppe eher bei jenen, die wenig Geld ausgeben wollen. Und auch wenn ich die 50 € Aufpreis gegenüber dem realme Narzo 50i Prime gerecht finde, so frage ich mich, wer dann nicht noch 15
€ mehr drauflegen würde, um das Redmi Note 11 zu bekommen. Hier hätte ich dann ein AMOLED Panel, ein Quadkamera mit besserer Hauptlinse, Stereolautsprecher und schnelleres Laden.

Wer schmal bei Kasse oder davon ausgeht, dass sein Kind das Smartphone im nächsten Brunnen versenkt, dem würde ich raten, die 50 € zu sparen, wer es sich leisten kann, dem würde ich die weiteren 15 € Aufpreis empfehlen. Wobei man bei der Konkurrenz dann aber 64 GB weniger
Speicher hinnehmen muss.

Das Oscal C80 ist also etwas für jene, die bereit sind 50 € mehr in die Hand zu nehmen, aber keine 65 €. Und bei wem trifft das schon zu?