Vorerwartungen

Nach dem jüngsten Test des Redmi Note 11 und dem Test des Redmi 9, bereits im November 2020, mag es ein wenig verwundern, was hier nun ein Test des Redmi 9a soll. Die Antwort ist einfach: Das Gerät fiel uns für unter 70 € in Hand.

Mit Blick auf all unserer Smartphonetests der Vergangenheit wird vermutlich schon dem einen oder anderen aufgefallen sein, das im Jahr 2022 noch kein Gerät um die 100 € vorgestellt wurde. Mit dem Redmi 9a liegt nun endlich wieder ein solches Gerät vor.

Ob man für diesen Preis auch im Jahr 2022 ein vernünftiges neues Gerät bekommt, erfahren Sie in diesem Test

 

Verpackungsinhalt

Die weiße Verpackung mit schwarzen Schriftzügen und dem Mi Logo zeigt die Rückansicht einer blauen und einer grünen Version des Geräts, sowie dessen Frontansicht. Sämtliche Spezifikationen des Geräts, abgesehen dass es sich um ein Redmi 9a handelt, sind allerdings nicht in den Karton eingestanzt, sondern per Aufkleber angebracht.

Normal bekommt man in jedem Jahr bei der Redmi Serie durchweg die gleiche Kost geboten. Beim Redmi 9a ist aber auch dies ein bisschen weniger. Der Verpackung enthalten sind neben dem Gerät: Garantiebedingungen und User Guide in jeweils 14 Sprachen, darunter auch Deutsch. Es gibt ein Sim-Eject-Tool, ein Micro-USB- auf USB-A-Daten- und Ladekabel, sowie ein europäisches 10 Watt Netzteil.

Gegenüber dem normalen Redmi 9 fehlen hier also die Silikonschutzhülle und eine Schutzfolie. Außerdem ist hier noch kein USB-C-Anschluss verbaut, wodurch das Daten- und Ladekabel ein anderes ist. Ein Samsung Galaxy M22 bietet, abgesehen vom anderen Daten- und Ladeteil, ein 15 Watt Netzteil auf.

 

Design und Verarbeitung

Die Maße des Redmi 9a belaufen sich auf 164,6 mm x 76,9 mm x 8,9 mm (9,8 mm an der herausstehenden Kamera), bei einem Gewicht von 194 g (inklusive Sim- und SD-Karte).

Rahmen und Rückseite des Geräts liegen mir in Granite Grey vor, was grundsätzlich schwarz ist. Alternativ bekommt man das Gerät auch in Grün (Peacock Green) und Blau (Sky Blue). Die preislichen Abweichungen richten sich dabei in meinen Augen nach der Verfügbarkeit und sind nicht allgemeiner Art. Das Material ist ein wenig schraffiert, was einen bessern Grip ermöglicht.

Auf der rechten Seite befindet sich die Power Taste und die Lautstärkewippe. Die Tasten sind aus Kunststoff, sitzen bombenfest und haben einen ordentlichen Druckpunkt. Auf der linken Seite finden wir den Einzug für den Simschlitten. Am unteren Ende haben wir den Micro-USB-Anschluss, den Monolautsprecher. und ein Mikrofon. Oben finden wir einen 3,5 mm Klinkenausgang und ein weiteres Mikrofon.

Es liegt keine IP-Zertifizierung vor und auch eine Spezifikation des verbauten Glases konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Rein haptisch sehe ich aber keinen Unterschied zum Samsung Galaxy M22 oder Redmi 9. Das Gerät ist schlicht, verzichtet zwar auf wertige Materialien, aber fühlt sich nicht billig an. Das geht vollkommen in Ordnung.

 

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Nein
  • Face-Unlock: Ja

Zum einen fehlt hier ein Fingerabdrucksensor, ähnlich den aktuellen Apple Geräten. Die Gesichtserkennung funktioniert hier aber wirklich langsam. Ob dies den Sensoren oder der Performance zuzuschreiben ist, kann ich nicht mit Sicherheit beurteilen. Bei den sonstigen Erfahrungen mit der Performance würde ich es ihr aber zuschreiben.

Auch wenn die Mechanismen zuverlässig entsperren, muss man für die Durchführung um die 3-5 s einplanen. Mich nervt das. Vermutlich würde ich bei einer langzeitigen Nutzung die Mechanismen daher deaktivieren.

 

Display

Im Redmi 9a ist ein 6,53 Zoll große IPS LCD Panel im 20:9 Format verbaut. Dieses löst in 720p auf und bietet eine maximale Bildwiederholfrequenz von 60 Hz. Die Frontkamera verbirgt sich in einer Water-Drop-Notch.

Im Farbstufentest des Antutu Benchmark konnte ich, bei maximaler Helligkeit, einen Wert von 239,5 Lux messen. Die Schwarzwerte lassen sich ab 6 unterscheiden, die Weißwerte bis 252. Im Multi-Touch werden alle zehn Finger parallel erkannt.

Allgemein wird das Gerät weniger hell, als andere Geräte. Das merkt man auch draußen, wo die adaptive Helligkeit sehr oft in den oberen Bereich schrauben muss. Auch die Blickwinkelstabilität lässt sich natürlich nicht mit einem Amoled Panel vergleichen. Schaut man aber direkt drauf kann man auch Medien konsumieren. Das Farbprofil gefällt mir durchaus.

Klar muss man hier Abstriche gegenüber dem Samsung Galaxy M22 oder gar dem Redmi Note 11 machen, aber in der Wohnung kann ich damit gut arbeiten. Der Digitizer funktioniert auf jeden Fall gut.

 

Software

Zum Zeitpunkt des Tests arbeitet das Redmi 9a auf Android 10 Basis, unter der hauseigenen MiUI in der Version 12.0.19.0. Der Sicherheitspatch ist vom 1. Mai 2022. Auch bei diesem zwei Jahre alten Gerät kamen im Testzeitraum noch mehrere Sicherheitsupdates rein, auch wenn die Android und MiUI Versionen nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind.

Das DRM Security Level liegt auf L2, wodurch sich Videos auf Netflix oder Amazon Video nur in bis zu 720p streamen lassen. Angesicht des verbauten Displays, das eh keine höhere Auflösung anbietet, ist das aber kein Problem.

Die Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten, die MiUI bietet, bekommt man auch bei diesem günstigen Gerät. So hat man viele Personalisierungsmöglichkeiten im System und hat auch vollen Zugriff auf den Themen Store.

Diverse Apps waren auf dem Gerät vorinstalliert, ließen sich aber alle deinstallieren. Allein die Apps, die ich nicht benötigte machten dabei 1,7 GB aus. Bei dem geringen internen Speicher ist das eine Menge.

 

Performance

Als Informatiker bin durch die Bank weg gewohnt, mit wenig performanten Geräten zu arbeiten. Doch beim Redmi 9a ist mir die Kombination des Helio G25 aus dem Hause Mediatek mit seinen 2 GB RAM aber einfach zu langsam.

Das gilt nicht nur bei den o.g. Entsperrmechanismen. Denn durch die Bank weg sind mir die Startvorgänge und Installations- sowie Speicherprozesse einfach zu langsam. Auch das 720p Display hilft hier nur wenig. Im Gegenzug möchte ich aber betonen, dass auch das Navgationssystem von meinem Honda HR-V nicht schneller ist. Hat man Apps allerdings geladen kann man auch mit ihnen arbeiten. Das gilt auch für Spiele, wie Backgammon, Domino oder sogar Rennspiele, wie Breackneck, sowie Streamingdienste.

Die Benchmarkzahlen belegen diesen Eindruck. Der Antutu Benchmark in der Version 9.3.3. kann leider nicht abgeschlossen werden. Im Geekbench 5 erreicht das Redmi 9a 134 Punkte im Single-Core und 465 Punkte im Multi-Core. Beides enstpricht dem 38. Platz von bislang 38 getesteten Geräten. Im Single-Core erreicht man 95 % der Punkte des Vorletzten, im Multi-Core nur 54 %. Da das vorplatzierte Umidigi A11 auf den gleichen Prozessor setzt, allerdings 4 GB RAM verbaut hat, muss der Arbeitsspeicher hier einen gewichtigen Anteil dran haben.

Grundsätzlich sollte jeder einmal ausprobieren, wo beim ihm die Toleranzschwelle liegt. Denn auch mit wenigen PS kommt man schließlich durch den Stadtverkehr. Mehr PS machen aber einfach mehr Spaß.

 

Lautsprecher

Keine Kompromisse gegenüber anderen Geräten, die nur einen Monolautsprecher verbaut haben, muss man hier eingehen: Als maximale Lautstärke von 94,0 dBa messen. Auch das Samsung Galaxy M22 kann hier nicht mehr bieten. Bei hoher Lautstärke blechert das Gerät zwar, aber auch das ist bei teureren Konkurrenzprodukten nicht anders.

Die Telefoniequalität ist in Ordnung und weder nach unten, noch oben, bemerkenswert.

Der Kopfhörerausgang bietet gute Leistung. Der Klang hier erst bei über 80 % zu laut.

Auch bei den Equalizereinstellungen profitiert man von MiUI. So kann man zwischen vorgefertigten Profilen wählen oder auch manuelle Einstellungen vornehmen. Zudem sind verschiedene Optimierungen für zahlreiche Lautsprechermodell des Xiaomi Konzerns gegeben.

 

Kameras

Hauptkamera

Hauptkamera mit Bokeheffekt

Durch die wenigen Linsen kann man diesen Bereich deutlich kürzer abhandeln, als bei den zuletzt getesteten Quad-Kamera Setups. Das Redmi 9a setzt auf der Rückseite auf einen unbekannten 13 MP Sensor (ƒ/2.2) und eine unbekannte 5 MP Linse (f/2.2) auf der Frontseite. Unerwarteterweise finde ich die Resultate deutlich besser, als erwartet. Denn bei guten Belichtungsverhältnissen sind die Resultate durchaus brauchbar. Da habe ich wirklich schon deutlich schlechteres gesehen. Und vor allem die Farbdarstellung ist wirklich gut.

Egal ob auf der Front- oder der Rückseite funktioniert auch der softwaregenerierte Bokeheffekt recht gut, so dass man sich fragen kann, wozu man hierzu einen Tiefensensor braucht, wenn man schon in einem Billiggerät solche Effekte softwaregeneriert umsetzen kann.

Lowlight Aufnahme

Frontkamera im Portraitmodus

Durch die Bank weg, ist das Gerät aber dann deutlich anfälliger für die Veränderung von Lichtverhältnissen, so dass man hier doch deutlich mehr Acht geben muss und nicht einfach drauf los knipsen kann. Mit ein wenig Geduld sind aber auch hier brauchbare Aufnahmen machbar. Die Bilder haben dann zwar einen leichten Gelbstich sind aber in keiner Weise unbrauchbar.

Das Gleiche lässt sich auch bei den Videos beobachten. Diese lassen sich auf beiden Seiten mit maximal 1080p und 30 Fps aufnehmen. Dabei finde ich das Resultat aber weder besonders wacklig, noch muss ich den Ton gesondert kritisieren.

Abgesehen von der Anzahl der Linsen, ist der Sprung zum Samsung Galaxy M22 wirklich nicht gewaltig und wäre mir unter keinen Umständen einen Aufpreis von 100 € bzw. 145 % wert.

 

Akkuleistung

Erwartungsgemäß gute Resultate erreicht das Redmi 9a in der Ausdauer seines Akkus, auch wenn die Ladezeiten nicht mehr an aktuelle Generationen heranreichen und eher an Apple erinnern. Der 5000 mAh große Akku gekoppelt mit dem leistungsschwachen Prozessor ist halt energieschonend.

Auch wenn AccuBattery es nicht schafft den Akku richtig zu kalibrieren, so kann ich immerhin mit Hilfe der verbauten Analysetools einen kombinierten Verbrauch von 200 h nachweisen. Das Gerät wurde dabei als Testgerät von mir verwendet.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbrauche ich 6 %. Das ist ein sehr guter Wert.

Mit dem beigelegten 10 Watt Netzteil lädt das Gerät in etwa 200 min von 0-100 % auf. Das sind also fast drei Stunden für eine volle Ladung und wirklich lang.

 

Konnektivitäten

Das Redmi 9a ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 12, 13, 17, 18, 19, 20, 28, 38, 40, und 41. Es ist nicht 5G-kompatibel.

Das Gerät verfügt über einen Dualsimslot. Man kann also gleichzeitig zwei Simkarten nutzen und den Speicher zusätzlich per SD-Karte erweitern. Dies habe ich auch mit einer 64 GB Karte von Samsung getestet. Der interne Speicher beläuft sich auf 32 GB, von denen per Werk 18,9 GB (nach Deinstallation der nicht benötigten Apps) frei zur Verfügung stehen. Alternative Speicherausbaustufen habe ich keine gefunden.

Der WLAN Empfang bleibt in meinen Augen im 2,4 GHz Netz. Denn auch vor dem Router erreiche ich nur 40 % im Dowload und 66 % im Upload von der möglichen Rate. Diese Zahlen bleiben dafür aber auch bis hoch zum Dach konstant.

Schnell und genau hingegen ist der GPS Empfang. Hier erreiche ich mit GPS-Test auf meiner Loggia schnell einen Fix und finde 39 Satelliten, von denen 23 benutzt werden und zu einer auf 1 m genauen Position kommen. Der Hardwarekompass funktioniert.

Das Gerät verfügt lediglich über einen Micro-USB-Anschluss, dafür aber einen 3,5 mm Klinkenausgang. Eine Blutooth Verbindung mit dem Anker Soundcore 2 verlief problemlos.

Verzichten muss man auf NFC, so dass man das Gerät nicht zum kontaktlosen Zahlen nutzen kann. Außerdem haben wir weder eine Benachrichtigungs LED und auch der Xiaomi-typische Infrarotsensor ist hier nicht verbaut.

 

Preis- und Preisleistung

Der normale Preis des Redmi 9a liegt bei um die 100 €. Im Angebot sind dabei Preise von um die 70 € möglich.

Wenn man sich nun bei Amazon anschaut, dass man für einen MP3 Player mit Display 40 € hinlegt, dann hat man hier natürlich für nur 30 € Aufpreis ein vollwertiges Smartphone, wenn auch kein schnelles. Allein die Größe des Displays wäre mir diesen Aufpreis allerdings wert. Hier bekommt man für 69 € eine ganze Menge Smartphonefunktionen dazu. Und für 70 € möchte ich auch erstmal die Kompaktkamera sehen, die bessere Bilder macht.

 

Fazit
Ich tue mich jetzt in der Tat schwer damit die richtige Zielgruppe für dieses Gerät zu finden. Denn die Schnittmenge aus „Ich habe die 30 € mehr, um einen MP3 Player mit größeren Display zu haben“ und „Mir fehlen die 50 €, damit mein Smartphone schneller ist“, ist für mich schwer zu treffen.

Fakt ist: Im Vergleich zu einem MP3 Player haben wir hier ein größeres Display, eine wirklich lange Akkulaufzeit, eine brauchbare Kamera und ein vollwertiges Androidsystem. Damit ich es aber selbst als vollwertiges Smartphone nutzen könnte, fehlt mir vor allem einiges an Performance und NFC.

Daher richtet sich das Redmi 9a, in meinen Augen, an Menschen, die auf der Suche nach einem ein wenig besseren Medienabspieler sind oder wenig Ansprüche an ein Smartphone haben. Vielleicht sucht man auch eine günstige Kompaktkamera? In der Summe bekommt man, insbesondere für 69 €, aber eine ganze Menge für wenig Geld, wenn man auch Abstriche machen muss.