Vorerwartungen

Mit dem realme Narzo 50i Prime haben wir hier erstmals, seit dem Redmi 9a, mal wieder ein richtiges Budget Smartphone im Test. Dieses Gerät gab es in den vergangenen Woche für unter 80 € bei Amazon.

Der Fokus im Test sollte darauf liegen, wie viel man bei realme für das Einstiegsmodell bekommt, aber auch, wie es sich parallel zu dem etwas teureren Redmi 10c oder hier bald vorgestellten Oscal C80 schlägt.

Um es vorwegzunehmen, erstaunlich stark. Wer also den Fokus auf den Preis beim Smartphone legt, etwa, weil er ein Gerät für sein Kind sucht oder sein eigenes laufend durch Sturzschaden erneuern muss, der sollte hier weiterlesen.

Verpackungsinhalt

Erste Abstriche muss man bei dem Gerät schon einmal beim Verpackungsinhalt hinnehmen, denn dieser liegt auf dem Niveau der aktuellen Flagschiffe von Apple oder Samsung, was bedeutet, dass hier viel eingespart wird.

Wir erhalten:

  • USB-A auf Micros-USB Daten- und Ladekabel,
  • Quickstart Guide in 13 Sprachen, darunter auch Deutsch,
  • Sicherheitsinformationen in 13 Sprachen, darunter Deutsch
  • und ein Sim-Eject-Tool

Uns fällt auf, das hier gegenüber den meisten anderen Geräten eine Schutzhülle -oder folie, sowie ein Netzteil oder gar Kopfhörer fehlen.

Auch die Verpackung spart hier beim Deckel Geld ein. Sie ist blau und mit weißen Schriftzügen verziert. Allerdings hat sie keinen richtigen Deckel, sondern lediglich eine Pappummantelung. Einige Spezifikationen sind auf die Ummantelung aufgeklebt, andere aber sogar aufgedruckt.

Mit Fokus auf den Preis und vor dem Hintergrund, dass jeder noch ein 10 Watt Netzteil daheim liegen hat, kann man sicher auf die fehlenden Gegenstände verzichten. Mit Blick auf die Preisdifferenz zum Redmi 10c muss man aber einräumen, das etwa 10 der 40 € allein im Verpackungsinhalt durch das Netzteil eingespart wurden.

Design und Verarbeitung

Punkten kann man in meinen Augen aber wirklich mit dem Design. Dieses erreicht durchaus das Niveau der mehr als doppelt so teuren und bald mit Bericht folgendem Redmi Note 12. Die Farbe Mint-Green ist ein helles Grün und setzt sich positiv von anderen günstigen Geräten ab. Auch das kantige Design ist aktuell modern. Die Rückseite ist, wie auch bei den günstigen Redmi Geräten leicht geriffelt. Vermutlich muss man sich so weniger Mühe bzgl. Kratzern machen. Dafür ist das Gerät aber wirklich fingerabdruckresistent und griffiger in der Hand.

Die Maße belaufen sich auf 163,6 mm x 75,3 mm x 8,3 mm (9,5 mm an der herausstehenden Kamera), bei einem Gewicht von 183 g (inklusive Simkarte). .

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste und die Lautstärkewippe. Auch wenn die Tasten aus Kunststoff sind, so haben sie einen guten Druckpunkt und sitzen fest im Gehäuse. Auf der linken Seite finden wir am oberen Ende den Simschlitten. An der Unterseite haben wir den Micro-USB-Ausgang, den Monolautsprecher, ein 3,5mm Klinkenausgang und ein Mikrofon. Die obere Seite ist clean.

Rahmen und Rückseite bestehen aus Kunststoff. Aber auch die aktuelle Redmi Note Generation verbaut hier keine wertigeren Materialien.

Weder konnte ich Informationen über eine IP-Zertifizierung finden, noch über das verbauten Displayglas.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern, auch ohne Folie und Schutzhülle.

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Nein
  • Face-Unlock: Ja

Explizit müssen wir hier auf einen verbauten Fingerabdrucksensor verzichten. Die Gesichtsentsperrung funktioniert aber zuverlässig und deutlich schneller, als beim Redmi 9a.

Display

Das realme Narzo 50i Prime setzt auf ein 6,5 Zoll große IPS-LCD Panel im 20:9 Format. Es löst in 720p auf. Die Frontkamera ist hinter einer Tropfennotch verborgen. Die maximale Bildwiederholfrequenz liegt bei 60 Hz.
Selbst im Vergleich zu einem Oscal C80 muss man hier größere Ränder und vor allem ein größeres Kinn hinnehmen.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarzwerte ab 4, die Weißwerte bis 253 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 255 Lux messen. Der Wert liegt immerhin über dem des zuletzt getesteten und deutlich teureren Doogee S100 oder auch des Redmi 9a.

Software

Zum Zeitpunkt des Testberichts (22. Mai 2023) arbeitet das realme Narzo 50i Prime auf Android 11 Basis mit einem Sicherheitspatch vom 5. April 2023. Darüber liegt die realme UI in der R-Version, was dazu führt, dass das System mehr nach Stock Android aussieht und man mit weniger Einstellungsmöglichkeiten auskommen muss, wie sie z.B. im realme 9i möglich sind.

Im Zeitraum des Tests (eine Woche) durfte ich alle Updates des Geräts, seit Juni 2022, einzeln durchführen. Aber dafür haben ich hier schon ein aktuelles Sicherheitspatch. Respekt, für ein solches Budget Gerät!

Bei der Ersteinrichtung zieht das Gerät erstmal zahlreiche Bloatware, die man aber gesammelt deinstallieren kann. Bei dem geringen internen Speicher sollte man das auch.

Die deutsche Übersetzung im Einstellungsmenü weist zwar ein paar Tippfehler auf, bleibt aber von fragwürdigen Übersetzungen verschont.

Das DRM Widevine Level ist auf L3, wodurch sich Filme z.B. bei Netflix oder Amazon Prime Video nur auf maximal 720p streamen lassen, was mit Bezug auf das Display aber eh kein Problem darstellt.

Performance

Das realme Narzo 50i Prime setzt beim SOC auf den T612 aus dem Hause Unisoc. Ihm zur Seite stehen 3 GB LPDDR4X RAM. Für 20 € Aufpreis bekommt man 1 GB mehr RAM und gleichzeitig den doppelten internen Speicher. Allein die vorliegende Kombination zeigt sich deutlich performanter, als ich erwartet habe. Denn sowohl in der Alltagsperformance, wie auch bei einfachen Spielen, wie Domino oder Backgammon habe ich hier nichts zu motzen. Das Gerät wirkt für mich sogar schneller, als das Oscal C80, was vermutlich an der besser optimierten Software liegt.

Bei den Benchmark Scores erreichen wir im Antutu Benchmark in der Version 9.6.1. 188.371 Punkte, was dem 30. Platz von bislang 31 getesteten Geräten entspricht. Im Geekbench 5 erreicht das Gerät 344 Punkte im Single-Core und 1.285 Punkte im Multi-Core. Dies entspricht dem 38. Platz im Single-Core und dem 40. Platz im Multi-Core von bislang 49 getesteten Geräten. Die Benchmarkwerte lassen sich z.B. mit denen des Redmi Note 9 vergleichen.

Mit Blick auf den Preis ist das viel mehr, als ich erwartet habe.

Lautsprecher

Ebenfalls sehr überzeugend finde ich auch den verbauten Monolautsprecher. Dieser bietet eine maximale Lautstärke von 93,9 dBa und klingt selbst bei voller Lautstärke noch recht ordentlich. Natürlich ist das nicht mit den Stereolautsprechern von Premiumgeräten zu vergleichen.

Die Telefoniequalität ist ebenfalls in Ordnung und um Längen besser, als beim Oscal C80.

Weiterhin muss man auch den verbauten 3,5 mm Klinkenanschluss erwähnen. Dieser erreicht eine gute Lautstärke und wird mir etwa bei 60 % zu laut.

An gesonderten Einstellung haben wir die Möglichkeit, einen Real Original Sound Technology per Werk angeboten, die man ein- oder ausschalten kann.

Kameras

Hauptkamera

Hauptkamera

Das realme Narzo 50i Prime setzt auf der Rückseite auf einen 8 MP Hauptsensor (unbekannt, ƒ/2.0) und auf der Frontseite ist eine 5 MP Kamera (unbekannt, f/2.2). Rein vom Datenblatt her lässt beides nicht viel erwarten.

Auch wenn die Kameras beide kein Totalausfall sind, so bleibt man auf jeden Fall bei der Hauptlinse hinter dem Redmi 9a zurück. Kriegt man bei Blumen noch ansprechende Bilder hin, so nimmt dies bei Landschaftsaufnahmen oder gar schlechten Belichtungsverhältnissen stark ab. Für erste Bilder auf einem Smartphone reicht die Erfahrung aber immer noch. Aber hier muss man abstriche hinnehmen.

Die Frontkamera muss sich dieser Kritik nicht aussetzen und überzeugt mich durchaus mehr, sogar gegenüber dem Redmi 10c. Gerade wenn man alles klappt finde ich vor allem die Farbdarstellung recht gelungen. Auch hier führen schlechtere Belichtungsverhältnisse aber ebenfalls zu einem starken Einbruch der Qualität, insbesondere werden die Bilder verpixelt.

Frontkamera

Videos lassen sich auf der Rückseite mit bis zu 1080p aufnehmen. Auf der Frontseite ist man auf 720p beschränkt. Die Bildwiederholrate liegt vermutlich bei 30 Fps, eine Einstellungsmöglichkeit hat man jedenfalls nicht. Rein von der Bildqualität treten die Probleme der Fotos aber auch hier auf beiden Seiten auf. Ebenso lässt sich hier aber die gute Tonqualität der Lautsprecher wieder bemerken, denn diese ist auch bei den Videos wirklich in Ordnung.

Für 80 € erleben wir hier keine Totalausfall. Für 40 € Aufpreis sind wir hier aber bei Redmi dann doch besser aufgestellt. Aber ob sich dafür 50% mehr zu zahlen lohnt?

Akkuleistung

Wirklich gute Werte erhalten wir bei der Akkuleistung, jedenfalls, wenn es um die Zeiten im Gebrauch geht. Hier kommen mit dem Einsteigeprozessor (Unisoc T612), dem nicht so hellen 720p Display und dem 5000 mAh großen Akku gleich drei Elemente für lange Zeiten zusammen.

Gemäß meiner ersten Messung mit AccuBattery komme ich auf eine Screen-On-Zeit von 16 h 59 min. Die kombinierte Nutzungsdauer als Testgerät wird mit über 9,5 Tagen angegeben. Da sich mein Test auf eine Woche beschränkte, liegt diesen Zeiten aber nur ein Testdurchlauf zugrunde. In der Woche Testzeitraum habe ich 70 % verloren. Dementsprechend scheinen die Zahlen als Testgerät durchaus valide. Während des Testzeitraums habe ich das Gerät bei adaptiver Helligkeit genutzt.
Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit verbraucht das Gerät 6 %. Das ist ein guter Wert.

Die Ladegeschwindigkeit liegt, gemäß Hersteller, allerdings nur bei 10 Watt. In 42 Minuten konnte ich das Gerät um 25 % aufladen. Damit würde eine volle Ladung etwas über 2,5 h dauern, was die Herstellerangaben auch bestätigt. Natürlich ist das kein zeitgemäßer Wert, aber auch ein Google Pixel 6a lädt nicht schneller auf.

In jedem Fall aber hält das Gerät ordentlich lange.

Konnektivitäten

Das realme Narzo 50i Prime ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1, B2, B3, B5, B7, B8, B12, B20, B28, B38 B40 und B41. Es ist nicht 5G-kompatibel.

Das Gerät verfügt über einen Dualsimslot und ist parallel per Micro-SD speichererweiterbar.  Der interne Speicher beläuft sich dabei auf 32 GB, von denen bei Auslieferung 21,51 GB frei zur Verfügung stehen.

Der WLAN Empfang ist nicht der beste. Bereits vor dem Router messe ich mit der App Speedtest nur noch 50 % der Downloadrate, ein Zimmer weiter oder auf dem Dach ist sie bereits auf 25 % gefallen. Nur die Uploadrate bleibt auf allen drei Distanzen konstant bei 67 %.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet auf meiner Loggia 26 Satelliten, von denen 25 benutzt werden und zu einer auf 7 m genauen Position kommen. Das dauert allerdings deutlich länger, als bei anderen Produkten. Der Hardwarekompass funktioniert.

An übrigen Konnektivitäten haben wir wenig. Wir verfügen über Bluetooth 5.0, kein NFC, wodurch man das Gerät nicht zum kontaktlosen Zahlen verwendet kann, keinen Infrarotblaster und keine Benachrichtunguns-LED.

Preis- und Preisleistung

Die UVP des realme Narzo 50i Prime liegt bei 139,99 €. Aktuell bekommt man das Gerät für unter 90 €. Selbst haben wir das Gerät für unter 80 € aus Deutschland bezogen.

Für den Preis von 79,99 € macht man in meinen Augen rein gar nichts falsch. Natürlich sollte man den Fokus auf ein günstiges Gerät gelegt haben, aber verglichen mit anderen Geräten unter 100 € sind wir hier einfach deutlich performanter und müssen an wichtigen Funktionen eigentlich nur auf NFC verzichten.

Fazit

Das realme Narzo 50i Prime bietet für 79,99 € ein wirklich gutes Preisleistungsverhältnis. Für den Preis bekommen wir vermutlich kein performanteres Gerät. Zudem haben wir eine moderne Verarbeitung, einen guten Lautsprecher und eine lange Akkuleistung. Ebenso ist die Software auf dem aktuellen Sicherheitsstand, für so ein günstiges Gerät ist das keine Selbstverständlichkeit. Auch in anderen Disziplinen wird man für den Preis erstmal jemanden suchen müssen, der an die Leistung dieses Geräts herankommt.

Aber: Der Aufpreis in andere Kategorien ist nicht hoch. Für 150 € kommen wir zumindest an das Redmi Note 11, bei dem wir z.B. ein viel besseres Display, Kamerasetup und 33 Watt Laden erhalten. Wir sollten uns aber vor Augen führen, dass das der doppelte Preis ist. Für etwa 130 € hat ein Oscal C80 den vierfachen internen Speicher. Kauft man nun die Speicherkarte, Netzteil, Schutzfolie und Schutzhülle extra, ist man hier fast in der gleichen Preisregion.

Kurzum, man muss es hier auf den günstigen Preis anlegen und darf hinterher nicht an diversen Stellen nachschrauben, damit sich der Kauf auch lohnt.