Vorerwartungen

Fast schon zwei Monate ist es her, dass hier mit dem Redmi Note 13 4G ein letzter Smartphonetest veröffentlicht wurde. Mit dem CMF Phone 1 findet dieses Serie nun endlich ein Ende.

Das CMF Phone stellt dabei die günstigste Alternative aus dem Hause Nothing dar und kam für eine UVP von 239,99 € in der kleinsten Variante auf den Markt. Der Hersteller steht in meinen Augen, wie kein anderer Android Geräte Hersteller für eine besondere Individualität, was hier auf unserer Seite bereits beim Nothing Phone 1 belegt wurde. In eigener Nutzung konnte mich auch die CMF Watch 1 Pro von dieser Einschätzung überzeugen. Gleich ob Samsung, Google, Huawei oder Xiaomi, alle Hersteller bieten einfach ein Android Gerät, bei Nothing ist dies einfach besonders.

Verglichen mit anderen Geräten um die 200 € trifft Nothing dabei einige interessante Entscheidungen, die auch hier das Besondere bereits im Vorwege unterstreichen. So lässt sich z.B. die Rückseite abschrauben und gegen andere Farbmodelle austauschen. Außerdem gibt es zahlreiches Zubehör, dass sich an der Rückseite anbringen lässt (Ständer, Kreditkartenfach, Anhänger). Das Beste dabei allerdings ist, dass die 3D-Druckpläne für dieses Zubehör frei zur Verfügung gestellt werden. Davon abgesehen lässt auch die Ausstattung auf dem Papier nicht von verschmähen. So erhalten wir mit dem MediaTek Dimensity 7300 5G einen deutlich performanteren Prozessor, als bei vielen Mitbewerbern. Auch der verbaute 50 MP Sensor kommt aus dem Hause Sony.

Wer jetzt neugierig geworden ist, der sollte den gesamten Bericht genießen.

 

Verpackungsinhalt

Wie schon beim Nothing Phone 1, so muss man auch beim CMF Phone 1 Abstriche beim Verpackungsinhalt hinnehmen. Man erreicht hier lediglich das Niveau der Top-Hersteller Apple, Google oder Samsung und der ist eher spärlich aufgestellt.

In der Box befinden sich:

  • ein weißes USB-C auf USB-C Daten- und Ladekabel,
  • ein individuelles Sim-Eject-Tool,
  • Sicherheitsinformationen in über 13 verschiedene Sprachen, darunter Deutsch,
  • eine auf dem Gerät vorher angebrachte Schutzfolie.

Explizit müssen wir also auf Case, Netzteil und Kopfhörer verzichten. Ein Benutzerhandbuch lässt sich per QR-Code aufrufen.

Auch beim CMF Phone 1 bietet schon die Verpackung etwas individuelles, was sowohl das orangefarbene Farbdesign mit Hervorhebung des Kameramoduls angeht, als auch die eher unüblichen Maße. Das Material ist aber nicht wertiger, als z.B. bei Xiaomi Produkten. Auch ist die Rückseite nur in Weiß gehalten und die Spezifikationen ebenfalls nur aufgeklebt. Ob die Kartonfarbe bei verschiedenen Farbmodellen variiert, entzieht sich meiner Kenntnis.

 

Design und Verarbeitung

Die Maße des Geräts erreichen 163,5 mm x 77,5 mm x 8,6 mm (10,1 mm am Kameramodul), bei einem Gewicht von 203 g (inklusive Simkarte). Damit haben wir ein vergleichsweise großes und schweres Gerät.

Das Gerät liegt uns in Orange vor, das an die Nationaltrikots der Niederlande erinnert. Andererseits ist es aber auch eine der Farben des Herstellers. Alternativ bekommt man das Gerät auch in Schwarz oder einem hellen Grün. Nach dem Release war die orangene Farbe zunächst weniger reduziert, als die anderen beiden Farben. Mittlerweile ist dies aber nicht der Fall. Nothing bietet zudem eine blaue Rückseite für 25 € zum Kauf an.

Während die Knöpfe, Schrauben und das Kameramodul aus Metall bestehen, haben wir es bei der Rückseite lediglich mit Kunststoff zu tun. Dieses ist aber sehr griffig und vor allem absolut resistent gegen Fingerabdrücke. Mit Blick auf die Austauschbarkeit kann sich hier auch der deutsche Spießer den Kauf eines Cases ersparen, da sich die Rückseite ja austauschen lässt. Das metallene Kameramodul musste ich vor meinem Testbericht allerdings einmal putzen. LED-Leuchten, wie bei den Nothing Phones, findet man hier aber nicht.

Auf der rechten Seite finden wir die Power-Taste. Die Lautstärkewippe befindet sich auf der linken Seite. Beide Tasten haben einen hervorragenden Druckpunkt und wackeln nicht. Am unteren Ende finden wir den Simschlitten, ein Mikrofon, einen USB-C 2.0 Ausgang und einen den Monolautsprecher. Am oberen Ende gibt es lediglich ein weiteres Mikrofon.

Gegenüber dem Nothing Phone 1 konnte man zwar eine Verringerung der Bildschirmränder erreichen, ein Redmi Note 13 4G macht hier für einen deutlich geringeren Preis aber einen deutlich besseren Job. Gegenüber einem Poco M6 Pro zieht man, für den gleichen Preis, deutlich den kürzeren.

Das Display besteht aus planen Dragontrail Glas. Hier muss ich leider mit Unkenntnis aufwarten, denn von dieser Spezifikation habe ich bislang noch nichts gehört. Gemäß meinen Recherchen soll Dragontrail Glas besser gegen Kratzer von z.B. Autoschlüsseln geschützt sein, während Gorilla Glas besser im Gesamtschutz abschneiden soll. Das Gerät ist nach IP52 gegen Spritzwasser geschützt. Auch hier erreichen anderen Hersteller in der gleichen Preiskategorie aber mittlerweile eine höheren Standard.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern und anderen Schäden.

 

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (unter dem Display)
  • Face-Unlock: Ja

Alle Mechanismen funktionieren schnell, zuverlässig und mindestens der Prozessorleistung angemessen. Gegenüber anderen Geräten dieser Preiskategorie hat man hier in meinen Augen die Nase vorne.

 

Display

Im CMF Phone 1 wurde ein 6,67″ großes AMOLED-Panel im 20:9-Format, mit einer maximalen Bildwiederholfrequenz von 120 Hz, die sich jedoch nicht adaptiv einstellen lässt. Es löst mit 1.080 x 2.400 Pixeln auf und kommt eine Pixeldichte von 395 ppi.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarz- und Weißwerte von 3-248 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 862,2 Lux messen. Der Hersteller wirbt mit 2.000 cd/m².

Trotz AMOLED Panel habe ich keine Möglichkeit gefunden, ein Always-On-Display einzustellen.

In Sachen Helligkeit zählt das Display zu den Spitzenreitern aller Tests. Allerdings hat ich es noch nie, dass sich die oberen Weißwerte bis zu 249 runter nicht unterscheiden ließen. In der Summe ist das Display aber sehr positiv hervorzuheben.

 

Software

Zum Zeitpunkt des Tests (20. Dezember 2024) arbeitet das CMF Phone 1 auf Android 14 Basis, mit einem Sicherheitspatch vom 1. November 2024. Das Gerät soll Android Versionsupdates bis Android 16 erhalten, sowie Sicherheitsupdates bis Juli 2027. Als Benutzeroberfläche setzt Nothing aktuell auf das hauseigene Nothing OS 2.6.

Nothing OS ist in meinen Augen ein sehr individuelles Design, dass sich allein optisch durch seine Widgets und Töne von anderen UIs abhebt. Freilich hat man aber auch die Möglichkeit alles so aussehen zu lassen, wie man es von anderen Herstellern her kennt. Entgegen meines aktuell genutzten Nubia Z60S Pro, haben wir hier sogar die Möglichkeit, den App-Kloner auf alle Apps anzuwenden.

Das DRM Widevine Level liegt auf L1, wodurch sich Filme, über z.B. Netflix oder Prime Video, in FullHD oder 4k streamen lassen.

Die Google Services funktionieren hier uneingeschränkt. Der Google Play Store ist zertifiziert.

 

Performance

Im CMF Phone 1 wird als Prozessor ein MediaTek Dimensity 7300 5G verbaut. Ihm zur Seite stehen 8 GB LPDDR4X/5-RAM.

In den Benchmarks erreicht das Gerät die folgenden Werte und Platzierungen:

  • Geekbench 5: Single Core 789 (11. von 69), Multi Core 2.785 (11. von 69)
  • Geekbench 6: Single Core 1.039 (9. von 19), Multi Core 2.926 (11. von 18)
  • Antutu 10: 661.914 (10. von 29)

Damit bringt man gegenüber einem quasi preisgleichen Poco M6 Pro nocheinmal 50 % mehr Leistung ins Feld und das ist enorm und übersteigt die Preisklasse um Längen. Selbst ein Redmi Note 13 Pro 5G, das eine ganz andere Preiskategorie darstellt, ist hier schwächer aufgestellt. In allen Tests sind bislang nur zwei Geräte signifikant besser gewesen. In dieser Preiskategorie lässt man in Sachen Leistung quasi alles hinter sich.

 

Lautsprecher

Obgleich man erwartungsgemäß, in Sachen Lautsprechern, den beiden günstigen Xiaomi Marken in diesem Jahr nicht das Wasser reichen kann, so schneidet man hier doch solide bis gut ab . Denn als maximale Lautstärke konnte ich 100 dBa beim verbauten Monolautsprecher messen. Das ist wirklich laut, auch wenn man hier auf Stereoklang verzichten muss.

Die Telefoniequalität ist normal und vergleichbar mit anderen Mitbewerbern, aber sicher nicht besser.

Über einen 3,5 mm Klinkenausgang verfügt das CMF Phone 1 nicht. Mit Hilfe eines USB-C-Adapters von Xiaomi erhält man allerdings einen vollen und satten Klang, der mir bereits bei 55 % zu laut wird.

Gesonderte Equalizereinstellungen habe ich im System nicht gefunden. Mit Hilfe der Nothing X App soll man hauseigene Geräte einstellen und mit KI versehen können. Mangels der Geräte muss ich die Funktionalität allerdings schuldig bleiben. Beim Kauf des CMF Phone 1 über den Hersteller gewährt Nothing 15 % auf den Preis von hauseigenen Kopfhörern. Einen langfristigen Preisabgleich, ob dieser Deal lohnenswert ist, muss ich aber schuldig bleiben.

 

Kameras

Hauptkamera

Im CMF Phone 1 ist auf der Rückseite nur ein Dual Kamera Setup verbaut. Wir haben eine 50 MP Hauptlinse (Sony IMX882, ƒ/1.8) und eine 2 MP Tiefenlinse (unbekannt, f/2.4). Auf der Frontseite ist ein 16 MP Sensor (GalaxyCore GC16B3, f/2.0) verbaut. Nominell lässt sich festhalten, dass die Haupt- und Frontlinse auf dem Papier mehr zu bieten hat, als viele Redmi Geräte, dafür fehlt aber die Breite an Sensoren.

Hauptkamera im Portraitmodus

Die Hauptkamera schlägt sich dabei nicht schlecht und erreicht in meinen Augen das Niveau eines Redmi Note 13 4G, wobei beide in unterschiedlichen Disziplinen punkten können. Ein Poco M6 Pro ist hier aber, in meinen Augen, schon aber eine andere Liga. Vergleichsweise gut schneidet das CMF Phone 1 im Low-Light ab, während man den digitalen Zoom der Hauptlinse quasi vergessen kann. Auch den Portraitmodus finde ich gelungen.

Hauptkamera (Low-Light)

Die Frontkamera leistet sich im Vergleich zum Redmi Note 13 4G weniger Aussetzer und bietet allgemein ordentliche Bilder, ob mit oder ohne Portraiteffekt. In dieser Disziplin braucht man sich auch hinter dem Poco M6 Pro nicht zu verstecken bzw. hat man vielleicht sogar die Nase etwas vorne.

Frontkamera (Portraitmodus)

Auf die üblichen Ultraweitwinkel- oder Makrolinsen verzichtet Nothing in seinem Einsteigermodell. Und vielleicht ist das für viele Nutzer von solchen Geräten auch eine richtige Entscheidung, hier Kosten einzusparen.

Auf der Rückseite lassen sich Videos in bis zu 4k mit 30 Fps oder 1080p mit 60 Fps aufnehmen. Geht man auf 1080p und 30 Fps runter, so besteht die Möglichkeit einer elektronischen Bildstabilisierung und eines HDR-Modus. Für ein Beispielvideo werden Sie unter diesem Link auf YouTube weitergeleitet.

Allgemein ist der Ton des Videos gar nicht schlecht. Bei meinem Upload auf YouTube muss etwas schlecht komprimiert worden sein. Auf dem Smartphone macht das Video einen besseren Eindruck.

Die Kameraleistung ist in Ordnung, ohne dass man sich positiv von dem in der UVP 40 € günstigeren Redmi Note 13 4G absetzen kann. Wer hier für den Preis mehr will, sollte aber zum Poco M6 Pro greifen.

 

Akkuleistung

Gute Ergebnisse kann das CMF Phone 1 auch bei der Akkuleistung erzielen. Der 5.000 mAh große Akku in Kombination mit dem Mediatek Dimensity 7300 5G machen hier einen guten Job.

Meine Messung mit AccuBattery ergab eine Screen-On-Zeit zwischen 9-10 Stunde und einen kombinierten Verbrauch von über acht Tagen. Dabei habe ich das Gerät als Testgerät mit adaptiver Helligkeit und eine Bildwiederholfrequenz von 120 Hz verwendet. Je mehr das Smartphone genutzt wird, um so besser wird die Screen-On-Zeit, während dafür die Gesamtnutzung abnimmt. Man braucht sich hier jedenfalls auch vor einem Redmi Note 13 4G nicht zu verstecken.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbraucht das Gerät 6 %. Das ist ein guter Wert.

Das Gerät lässt sich kabelgebunden mit maximal 33 Watt aufladen. Für die Dimension des Akkus sollte man somit in etwa eine Stunde brauchen. Leider funktioniert dies, wie ursprünglich auch beim Nothing Phone 1, nur mit der hauseigenen Hardware, die sich der Hersteller für 35 € vergüten lässt. Benutze ich hingegen ein 67 Watt Netzteil von Xiaomi, so muss ich Ladezeiten von über 90 min hinnehmen. Das ist schlichtweg eine Frechheit, die ich sonst bei den großen Herstellern Apple, Google und Samsung ebenso kritisiere.

Interessant ist, dass man die Möglichkeit hat, mit 5 Watt kabelgebunden über den USB-C-Anschluss zu beladen. So kann man z.B. seinen lehren Kopfhörern oder der Smartwatch neuen Saft verleihen. Kabelloses Laden in in beide Richtungen hingegen nicht möglich.

Allgemein sind das gute Werte. Zusammengefasst ist die lange Laufzeit, gerade in Kombination mit der Geschwindigkeit des Prozessors, wirklich gut. Die Preispolitik bzgl. des nicht mitgelieferten Netzteils und der ansonsten Drosselung der Ladeleistung ist eine Frechheit.

 

Konnektivitäten

Das Gerät ist LTE- und 5G-fähig und, gemäß Hersteller, kompatibel mit den folgenden Bändern: 1/3/5/7/8/20/28/38/40/41/66/77/78.

Das Gerät verfügt über einen Hybridslot, wodurch wir entweder zwei Nanosimkarten parallel nutzen können, oder alternativ die Möglichkeit haben, Speicher per Micro-SD-Karte um bis zu 2 TB zu erweitern. Meine Version verfügt über einen internen Speicher von 128 GB, von denen per Werk 110 GB frei zur Verfügung stehen. Für die größere Speicherausbaustufe mit 256 GB internem Speicher verlangt Nothing einen Aufpreis von 30 €, was fair ist.

Überzeugend ist der WLAN-Test mit Speedtest abgelaufen. In der Downloadrate konnte ich vor dem Router über 90 % erreichen, ein Zimmer weiter waren es 75 % und auf dem Dach immer noch über 60 %. Die Uploadrate erreichte auf allen drei Distanzen über 90 % der möglichen Rate.

Mit GPS Test konnte ich eine auf 2m genaue Position bestimmen. Dabei wurden 49 Satelliten gefunden und davon 35 für die Positionsbestimmung verwendet. Der Hardwarekompass funktionierte korrekt.

An übrigen Konnektivitäten haben wir: USB-C 2.0, Bluetooth 5.3, jedoch kein NFC, wodurch man das Gerät nicht zum kontaktlosen Zahlen verwenden kann. Auch auf eine Benachrichtigungs-LED müssen wir verzichten.

 

Preis- und Preisleistung

Ich habe das CMF Phone in einer Angebotsaktion für unter 200 € erstanden. Der Bestpreis lag nach meinen Recherchen bislang bei 179,90 € (direkt beim Hersteller). Die UVP lag bei 239,90 €.

Gerade, wenn man an den Stärken des Geräts interessiert ist, so ist dies ein auch in Sachen Preisleistung guter Deal, aber ohne Frage nicht alternativlos, gerade wenn man den Fokus auf andere Disziplinen legt.

 

Fazit

In der Summe tendiere ich dazu, dass man bei Redmi oder Poco einen von der Preisleistung her besseren Deal machen wird. Die hier häufig zitierten Redmi Note 13 4G oder Poco M6 Pro bieten in meinen Augen für den Preis in der Summe mehr. Und  einem sollte klar sein, dass man für den höheren Preis beim CMF Phone 1 keine bessere Kamera bekommt.

Aber: Um eine höhere Leistung zu erhalten, muss man schon bereit sein, 150 € mehr in die Hand zu nehmen. Ohne Frage bekommt man auch hier was besonderes geboten. Und wenn man Bock auf Nothing OS mit seinem Design und Klangeffekten oder das Feature der austauschbaren Rückseite hat, so bieten das andere Hersteller nun einmal nicht.

In keiner Kategorie leistet sich das CMF Phone 1 einen Aussetzer. Wenn man wirklich Kritik ansetzen will, dann beim spartanischen Verpackungsinhalt oder der Preispolitik des eigenen Netzteils.