Smartphone Test | Honor 9X Pro

Honor 9X Pro

Wir von Digitales für Einsteiger wünschen allen Lesern ein frohes und gesundes neues Jahr. Kaum fünf Tage sind vorbei und schon präsentieren wir unseren ersten Smartphonetest. Die Rede ist vom Honor 9X Pro, unserem ersten Testgerät aus dem Hause Huawei.

Vorerwartungen

Beim Kauf eines aktuellem Geräts aus dem Hause Huawei muss man sich die Frage stellen, ob man denn auch ohne Google Services und Google Play Store auf einem Smartphone zurecht kommen kann und stattdessen auf die Huawei App Gallery setzt. Genau dieser Frage möchten wir in unserem Test auf den Grund gehen.

Gemäß meiner zuvor gelesenen Testberichte sollte das Gerät mit einer allein für 250 € erstklassigen Performance punkten, dazu Huaweis starke Kamerasoftware und eine Pop-up-Kamera haben, eine gute Akkuleistung aufbieten und nicht zuletzt über 256 GB internen Speicher verfügen.

Ob all das die fehlenden Google Services aufwiegt, erfahren Sie in diesem Test.

Verpackungsinhalt

Die in weiß und blau gehaltene Verpackung des Honor 9X Pro zeigt die mir auch vorliegende violette Version des Geräts mit Front- und Rückseite, sowie den von violett nach türkis überlaufenen Schriftzug Honor 9X Pro. Ob nun der Karton der schwarzen Version dieses ebenfalls abbildet, kann ich nicht beurteilen. Das Erlebnis beim Auspacken des Geräts ist allerdings auch nicht größer, als bei einem Redmi Gerät. Man merkt hier also, dass man in der Mittelklasse unterwegs ist.

Neben dem Gerät finden sich in der Verpackung eine durchsichtige Schutzhülle aus Silikon, die allerdings weniger wertig, als bei der Konkurrenz ist, eine Sim-Nadel, ein USB-C-Ladekabel und ein europäisches Netzteil mit einer maximalen Ausgangsleistung von 10 Watt. Auf dem Gerät ist im Vorwege eine Schutzfolie ohne Bläschen angebracht. Die Kurzanleitung liegt in sieben Sprachen vor, darunter auch deutsch. Zudem liegt dem Gerät ein paar Kopfhörer bei. Das hatte ich lange nicht mehr.

Verglichen mit der Konkurrenz bietet man ein schwächeres Netzteil auf, dafür aber Kopfhörer.

Design und Verarbeitung

Das Honor 9X Pro misst 163,1 mm x 77,5 mm x 9,1 mm (9,9 mm an der herausstehenden Kamera) bei einem Gewicht von 212 g (ohne Simkarte). Im offiziellen Datenblatt wird von einer Tiefe von 8,81 mm gesprochen, womöglich liegt das an der vorinstallierten Schutzfolie. Die Rückseite ist an den Ecken abgerundet, wodurch das Gerät gut in der Hand liegt, obwohl es das bislang schwerste Gerät ist, das ich im Test hatte. Und das, trotzdem der Akku nur 4000 mAh misst. Durchaus empfinde ich das beim telefonieren ein wenig unangenehm.

Es fällt dabei auf, dass die Kamera ragt nur wenig aus dem Gerät heraus, wodurch es auf einem Tisch nicht kippelt. Die Schutzhülle geht über die Kamera hinaus und ist am oberen Ende vollends ausgespart, damit auch die Pop-up-Kamera ausfahren kann. Allerdings hat sich an dieser im Laufe der Zeit ein wenig Staub angesammelt, ein Problem, das ich bei der Hauptkamera nicht habe. Dieses Problem habe ich seiner Zeit beim Xiaomi Mi 9T nicht bemerkt.

Der Rahmen des Unibodys besteht vermutlich aus Metall, die Rückseite nach Angaben verschiedener Tester aus Kunststoff, was ich aber nicht bemerke, wenn ich nicht gerade auf die Rückseite klopfe. Es fühlt sich in jedem Fall deutlich wertiger an, als z.B. beim Elephone E10 und sieht auch schick aus.

Die mir vorliegende Farbe bezeichnet der Hersteller als Phantom Purple und ist in der Tat violett. Je nach Lichteinfall hat man verschiedene Farbverläufe, die wirklich schick aussehen. Durch Nutzung von Schutzfolie und -hülle habe ich in dem Monat Nutzung keine Kratzer in das Gerät bekommen.

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste, die gleichzeitig als Fingerabdrucksensor funktioniert und darüber die Lautstärkewippe. Die Lautstärkewippe ist aus Kunststoff, sitzt aber fest im Gehäuse und hat einen guten Druckpunkt. Auf der linken Seite befindet sich nichts. Unten befindet sich der USB-Typ-C-Anschluss, sowie der Monolautsprecher und der 3,5 mm Klinkenanschluss. Oben haben wir die Pop-up-Kamera und den Simschlitten.

Auch wenn ein wenig an Materialien gespart wurde, sieht das Honor 9X Pro schick aus und fühlt sich trotz Kunsstoff wertig an, was natürlich auch an dem hohen Gewicht liegt. Je nach Jahrgang bieten Redmi Geräte in dieser Preiskategorie aber zumeist Glas als Rückseitenmaterial.

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabruchsensor: Ja (Seite)
  • Face-Unlock: Nein

Durch die verbaute Pop-up-Kamera verzichtet das Honor 9X Pro auf eine Gesichtserkennung. Das Xiaomi Mi 9T hat dies seiner Zeit dennoch ermöglicht. Dafür funktioniert der seitlich verbaute Fingerabdrucksensor aber sehr zuverlässig und schnell.

Display

Das 6,59 Zoll große IPS LCD Display im 19,5:9 Format löst in FullHD+ auf. Durch die Pop-up-Kamera entfallen dabei etwaige Notches oder Bildschirmränder. Das sehe ich immer noch als einen sehr großen Vorteil an.

Bei maximaler Helligkeit konnte ich bei 429,5 Lux messen. Der Wert liegt zwischen dem Redmi Note 9 und dessen Pro Variante. Die Schwarzwerte lassen sich ab 5 unterscheiden, die Weißwerte bis 252. Die Blickwinkelstabilität ist super. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Auch sonst funktionieren alle Eingaben flüssig.

Für den Preis ist das Display also angemessen, hebt sich aber nicht von der Redmi Konkurrenz ab.

Software

Zum Zeitpunkt des Tests arbeitet das Honor 9X Pro immer noch auf Android 9 Basis, unter der hauseigenen EMUI in der Version 9.1.1. Der Sicherheitspatch ist vom 1. November 2020. Im Testzeitraum kamen mehrere Softwareupdates. Da das Gerät 2019 auf den Markt gekommen ist, habe ich hier den Eindruck, dass das System auch langfristig gepflegt wird.

Das DRM Security Level konnte ich testen, da die entsprechende Software nicht in der App Gallery von Huawei vorliegt.

Und jetzt komme ich zum großen Elefanten im Raum, mich stören die fehlenden Google Services noch mehr, als die ein oder andere App, die ich nicht installieren kann. Man muss sich im Klaren darüber sein, dass man neue Wege zur Synchronisation von Kalender, Kontakten, Cloud und dergleichen finden muss. Auch zahlreiche Banking Apps sind noch nicht in der App Gallery verfügbar. An vielen Stellen musste ich mir so über den Amazon App Store oder allgemein das Amazon System helfen. Natürlich geht das. Aber es ist ein Kompromiss und zwar kein kleiner. In jedem Fall ist in Wechsel auf iOS oder umgekehrt zu bewerkstelligen.

Solange ich das Gerät habe, können Sie mir gerne Fragen stellen, ob eine App mittlerweile bei Huawei funktioniert, im Grunde habe ich es genau zu dem Zweck gekauft.

Wer nun gerade mit seinem Privatgerät oder dem eines Familienmitglieds (vielleicht, damit die Auswahl der Apps kleiner ist) aus dem großen Google Kosmos ausbrechen möchte, der kann sicher auch mit dieser Restriktion leben. Auch habe ich keine Zweifel, dass wenn man erstmal bei Huawei ist, es kein Problem ist seine Synchronisation weiter zu betreiben. Aber ich selbst könnte aktuell nicht allein mit dem Gerät arbeiten.

Performance

An dieser Stelle erreicht das Honor 9X Pro seine stärkste Kategorie, denn hier schneidet es als Primus unter allen bislang getesteten Geräten ab:

Im Antutu Benchmark 8.5.2 komme ich auf 307180 Punkte, was dem ersten Platz von 22 getesteten Geräten seit November 2019 entspricht. Den Geekbench 5 konnte ich leider nicht installieren.

Das Gerät ist flott und auch im Alltag und bei Spielen (z.B. Traffic Rider) schneller, als alle zuvor getesteten Geräten, ohne, dass es jetzt einen gigantischen Sprung zum Snapdragon 732G macht. Aber der Kirin 810 von Huawei mit seinen 6 GB RAM ist bislang der Primus in dieser Klasse und das für 100 € weniger, als das Xiaomi Mi Note 10 Lite.

Lautsprecher

Sowohl in der Telefonie, als auch bei der Musikausgabe über den Monolautsprecher liefert das Gerät eine durchschnittliche Performance, liegt von der Tendenz her aber unter den Redmi Geräten.

Bei hoher Lautstärke blechert das Honor 9X Pro doch mehr, als die Konkurrenz. Dabei erreicht das Gerät eine maximale Lautstärke von 96,9 dB. Auch die Telefoniequalität empfinde ich etwas schwächer, als bei der Konkurrenz.

Der Kopfhörerausgang übersteigt meine Wohlfühlzone, sobald ich die 90 % übersteige. Auch hier bin ich von Redmi mehr gewohnt. Die beigelegten Kopfhörer habe ich im Test nicht ausprobiert.

All das hier genannte ist vollkommen in Ordnung, allerdings verliert man in dieser Kategorie gegen die meiste Konkurrenz auf gleicher Preisebene.

Kameras

Hauptkamera

Was Huawei in den letzten Jahren kann, ist Kamera und da macht das Honor 9X Pro, auch in dieser Preiskategorie, keinen Unterschied. Das Gerät setzt auf der Rückseite auf eine Triple Kamera mit einem 48 MP Hauptsensor (Blende f/1.8), einem 8 MP Weitwinkelsensor (Blende f/2.4) und einem 2 MP Tiefensensor (Blende f/2.4). Verzichten muss man also auf eine Makrolinse, was ich aber auch nicht als schlimm empfinde. Die Frontkamera löst mit 16 MP (Blende f/2.2) auf.

Hauptkamera

Bokehaufnahme

Besonders der Hauptsensor überzeugt auf voller Linie und liegt in Sachen Schärfe und Farbdynamik über dem des Redmi Note 9 Pro und knapp unter dem des Xiaomi Mi Note 10 Lite. Besonders auf dem Bildschirm des Smartphones sehen die Aufnahmen sogar noch besser aus. Hier ist Huaweis Software wirklich gut optimiert. Im Lowlight sehen Bilder auf dem Smartphone Display immer noch gut aus, das ändert sich aber leider deutlich, wenn man sie sich auf dem Monitor anschaut.
Bokehaufnhamen gelingen gut und heben sich sehr natürlich vom Hintergrund ab. Hier braucht man sich nicht vor teureren Geräten verstecken.

Nicht so gut sieht das Ganze beim Weitwinkel aus, hier verliert man zur o.g. Konkurrenz deutlich mehr an Schärfe und somit auch Nutzen.

Ultraweitwinkel

Frontkamera im Portraitmodus

Die Frontkamera liefert, ob mit oder ohne Portraitmodus, schöne und scharfe Aufnahmen, die jedoch leider ein wenig braun- oder rotstichig wirken. Hierdurch bleibt man durchaus hinter der Redmikonkurrenz zurück.
Videos lassen sich nur in FullHD aufnehmen, auf der Rückseite allerdings mit bis zu 60 Fps (30 Fps auf der Frontseite). Wo ich die Audioqualität der Lautsprecher oben ein wenig kritisiert habe, so muss ich die Mikrofone bei der Audioaufnahme hier doch im Vergleich zu Xiaomi loben.

In der Summe und in den wichtigen Disziplinen hat man hier gegenüber dem vergleichbaren Redmi Note 9 Pro die Nase vor, wenn auch nicht in allen Disziplinen.

Akkuleistung

Der Kirin 810 liefert in Kombination mit dem 4000 mAh großen Akku eine gute Laufzeit ab. Da auch AkkuBattery nicht auf dem Gerät installiert werden konnte, bleiben mir nur die herkömmlichen Testmethoden:

Auf mittlerer Helligkeit verbrauche ich für eine Stunde Youtube 8 %. Das ist gut und besser, als seiner Zeit das Redmi Note 8 Pro mit größerem Akku. Gemäß der integrierten Akkumessung komme ich als Testgerät auf über vier Tage (195 h) in der kombinierten Nutzung. Auch das ist gut.

Weniger zeitgemäß erscheinen da die Ladezeiten, da hier nur 10 Watt Laden möglich ist. Um 80 % aufzuladen brauch ich über zwei Stunden. Das ist mehr als doppelt so lange, wie bei dem Redmi Note 9 Pro oder dem Xiaomi Mi Note 10 Lite.

Konnektivitäten

Das Honor 9X Pro ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1/B2/B3/B4/B5/B7/B8/B18/B19/B20/B26/B38/B39/B40.

Das Gerät verfügt über einen Hybridslot. Man kann also zwei Simkarten verwenden, oder zusätzlich zu einer Sim-Karte den Speichers per Micro SD Karte erweitern. Der interne Speicher beläuft sich auf stolze 256 GB, von denen einem per Werk in etwa 234 GB zur Verfügung stehen. Für die Pro Version gibt es auch lediglich diese eine Speicherausbaustufe.

Der übliche WLAN-Test muss entfallen, da ich Speedtest nicht installieren konnte. Beim Surfen und streamen konnte ich aber keine Einschränkung feststellen.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet satte 47 Satelliten, von denen 44 benutzt werden und zu einer auf 4 m genauen Position kommen. Merkwürdig, andere Geräte finden deutlich weniger Satelliten (fast nur die Hälfte) können die Position aber um 1-2 m genauer bestimmen. Der Hardwarekompass funktioniert. Im Hinterkopf muss man behalten, dass auf dem Gerät kein Google Maps installiert ist und man dadurch auf andere Apps zurückgreifen müssen wird.

Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss. Zudem ist es NFC-fähig, wodurch man z.B. bargeldlos zahlen kann. Das gestaltet sich mangels Google Pay aber wiederum schwieriger. Vielleicht lässt sich dies mit der Sparkassen App oder den Bezahlfunktionen einiger Supermärkte umgehen. Die NFC-Kopplung mit meinem Anker Soundcore Boost lief problemlos.

Wie bereits oben erwähnt verfügt das Gerät über einen 3,5 mm Klinkenausgang.

Preis- und Preisleistung

Im Rahmen der Cyber Week konnte man das Honor 9X Pro für unter 170 € über Amazon erhalten. Normal liegt der Preis für das Gerät bei in etwa 215 €, z.B. bei Real.

Abgesehen von den fehlenden Google Services, für die ja eher der US Präsident verantwortlich ist, als der Huawei Konzern, macht man hier vieles richtig und ist in Sachen Hardware im Preisleistungsverhältnis auch zu Xiaomi durchaus konkurrenzfähig. Das gilt meiner Meinung auch immer noch für den vollen Preis.

Fazit

Die Frage, ob man auf die Google Services verzichten kann, muss jeder für sich selbst entscheiden, denn im Grunde ist dies der große Elefant im Raum, der mich an der Nutzung des Honor 9X Pro als Daily Driver hindern würde. Die Einschränkungen in App Vielfalt und Synchronisationsmöglichkeiten sind für mich auch nach fast zwei Jahren App Gallery immer noch zu hoch. Da würde ich lieber mehr Geld für die vergleichbare Hardware hinblättern. Allein für diesen Test fehlten mir zahlreiche Apps, auf die ich sonst zurückgreife.

Kann man darauf verzichten, weil man z.B. mit seinem Smartphone nur surft, WhatsApp nutzt, telefoniert und ein paar Fotos macht, dann kann man hier sicher sinnvoll sparen. Denn Prozessor und Kamera und das durch die Pop-up-Kamera freie Display bieten Dinge, die man für den Preis in Deutschland sonst nicht bekommt.

Wer also mit seinem Smartphone wenig macht, der bekommt hier viel für sein Geld.


Björn WinterbergÜber den Autor
Björn Winterberg unterstützt das Team von Digitales für Einsteiger seit Januar 2020 unentgeltlich. Dabei betreut er die neu eingeführte Kategorie Smartphone-Tests, einem Hobby dem er seit 2018 nachgeht. Normal ist er beruflich an einem Hamburger Gymnasium als Lehrer in den Fächern Mathematik und Informatik tätig.