Smartphone Test | Motorola One Macro
Motorola One Macro
Wer unter unserer Rubrik der Smartphone Tests endlich mal auf ein nicht chinesisches Gerät gewartet hat, der wird heute fündig. Denn mit dem Motorola One Macro steht erstmals ein Hersteller im Focus, der zum einen amerikanischer Herkunft und zum anderen schon länger in Deutschland erhältlich ist.
Vorerwartungen
Obgleich die Marke Motorola in Sachen Smartphones immer für ein gutes Preis-Leistungsverhältnis stand, habe ich immer einen Bogen um diese Marke gemacht. Gut das Razor war zu Zeiten des Handys irgendwie cool, aber die Smartphones fand ich optisch immer nur wenig bis gar nicht ansprechend. Über die Motorola One Reihe kann ich dieses Vorurteil allerdings nicht mehr halten. und so nutzte ich den Lieferverzug in China mal dazu ein Motorola Gerät mit den hochgelobten Xiaomi/Redmi Geräten zu messen.
In diesem Test soll sich zeigen, ob das Preis-Leistungsverhältnis von Xiaomi/Redmi nun wirklich so unschlagbar ist, oder ob Motorola hierzu eine Alternative ist bzw. diese Geräte gar in ihre Schranken verweisen kann.
Nach zuvor gelesenen deutschen Testberichten sollte das One Macro nämlich über eine tolle Akkuleistung, gute Performance und auch eine ordentliche Kamera verfügen. Ich war gespannt.
Verpackungsinhalt
Die in violett gehaltene Verpackung des Motorola One Macro verzichtet auf ein Bild des Geräts, sondern setzt stattdessen auf das in weiß gehaltenen Motorola Logo.
Neben dem Gerät befinden sich hier eine durchsichtige Silikonhülle, im Gegensatz zu den Redmi Geräten der 8er-Serie aber ohne einen Verschluss des USB-Ports, ein nicht individualisiertes Sim-Eject-Tool, ein USB-Typ-C- Ladekabel, ein europäisches Netzteil 5 V auf 2 A (beides in schwarz gehalten), sowie die Kurzanleitung und Garantiebedingungen in sieben verschiedenen Sprachen, darunter auch deutsch.
Design und Verarbeitung
Das Motorola One Macro misst 157,2 mm x 75,2 mm x 8,8 mm (9 mm an der herausstehenden Kamera) bei einem Gewicht von 185 g (inklusive Simkarte). Grundsätzlich macht keiner dieser Werte einen großartigen Unterschied zum o.g. Vergleichsmodell, in der Summe gewinnt man das Kompaktheitsduell aber mit 3:2, denn die Kamera steht deutlich weniger heraus, schließt aber immer noch gut mit der Silikonhülle ab, da diese dünner ist. Behält man aber im Hinterkopf, dass das Redmi Note 8 eine größere Bildschirmdiagonale hat, ist es diesen Unterschied wohl nicht wert.
Der Kunststoffunibody ist in violett mit einem spiegelnden Farbverlauf gehalten, der ähnlich dem Redmi Note 7 ist. Alternativ gibt es das Gerät auch in dunkelblau. Die Preise, welche Farbe günstiger ist, variierten im Rahmen des Tests mehrfach. Sauber hinterlässt er einen sehr schicken Eindruck und gefällt mir wirklich sehr. Leider ist das Gerät der bislang größte Fingerabdruckmagnet, der mir untergekommen ist. Das muss ich leider auch auf der Frontseite unterstreichen, wodurch man diesen Nachteil auch nicht wegreden kann, wenn man die Hülle verwendet. Haptisch verliert das Kunsstoff der Rückseite hier aber weniger, als bei anderen Geräten.
Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste und die Lautstärkewippe. Die Tasten sind meiner Meinung nach aus Metall, haben aber einen guten Druckpunkt und wackeln nicht. Die Power On Taste hat eine gekerbte Oberseite, damit sie haptisch von der Lautstärkewippe zu unterscheiden ist. Diese Variante ist interessant.
Auf der linken Seite befindet sich der Simschlitten. Auf der unteren Seite befindet sich der USB-Typ-C-Anschluss, sowie der Monolautsprecher. Den 3,5 mm Klinkenanschluss finden wir auf der Oberseite.
Entsperrmechanismen
Codes: Ja
Fingerabruchsensor: Ja (auf der Rückseite)
Face-Unlock: Ja
Die Entsperrmechanismen funktionieren alle schnell und zuverlässig. Hier braucht man sich in keiner Weise hinter der Konkurrenz verstecken. Da habe ich nichts zu meckern.
Display
Das 6,2 Zoll große HD+ IPS LCD Display im 19:9 Format mit einer Water Drop Notch kommt auf eine maximale Helligkeit von 486,8 Lux. Auch wenn man hier auf eine geringere Auflösung zurückgreifen muss, so ist die Helligkeit doch auf fast dem gleichen Niveau, wie beim Redmi Note 8. Allerdings muss man den Helligkeitsregler des Motorola One Macro schon in die oberen Prozente bewegen, ansonsten ist es mir doch zu dunkel. Dies wirkt sich dann leider auch auf die Akkuleistung aus.
Die Schwarzwerte lassen sich ab 9 unterscheiden, die Weißwerte bis 253.
Die Blickwinkelstabilität ist in Ordnung, erreicht aber nicht ganz das Niveau der Konkurrenz. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt.
Das Display ist in Ordnung, insbesondere mit Blick auf die Helligkeit, dennoch muss man sich in jeder Kategorie dem Redmi Note 8 geschlagen geben.
Software
Obgleich im Vorwege davon ausging und immer noch ausgehe, dass das die Motorola One Reihe unter dem Android One Prinzip läuft und somit drei Jahre immer mit den neuesten Android Updates versorgt wird, läuft das Motorola One Macro auch heute (Stand: 21. März 2020) immer noch auf Android 9 Basis mit einem Sicherheitspatch vom 1. Januar 2020. Das ist zwar immer noch recht aktuell, aber zwei Xiaomi Geräte in meinem Haushalt laufen hier aktueller (einmal Sicherheitspatch, einemal Android Version).
Motorola ermöglicht dem Nutzer die Bedienung mit den sogenannten Moto Actions anzupassen. So ist z.B. die Bedienung über einen Knopf oder Gesten möglich, die Kamera lässt sich mit Hilfe einer Drehbewegung einstellen oder die Taschenlampe mit einer Schüttelgeste. Diese Spielereien gefallen mir.
Auch wenn ich hier nicht die bessere Aktualität der Software bestätigen kann, gefällt sie mir und läuft zuverlässig. Wo ich sonst bei vielen Stock Android Geräten die fehlenden Einstellungsmöglichkeiten kritisiere, bleibt diese Kritik hier aus. Ich will nicht sagen, dass ich das System MiUI vorziehe, aber auf gleichem Level ist es sicher.
Performance
Der verbaute Helio P70 von Qualcomm mit seinen 4 GB Arbeitsspeicher liefert eine solide Mittelklassperformance und ist für alle Alltagsaufgaben vollkommen zufriedenstellend aufgestellt. Insbesondere kommt hier mal wieder die geringere Auflösung zu Gute, die trotz ähnlichen Benchmarkzahlen einfach schneller wirkt, als z.B. beim Redmi Note 8, jedenfalls in der von uns getesteten Version mit 3 GB RAM.
Im Antutu Benchmark 8.2.4 komme ich auf 162852 Punkte, der Geekbench 5 misst 281 Punkte im Single-Core und 1448 Punkte im Multi-Core.
So funktioniert hier auch Asphalt 9 wieder flüssig. Beim Laden von längeren PDFs (200 Seiten in Farbe) merkt man den Unterschied zu vergleichbaren Geräten jedoch nicht mehr.
Lautsprecher
Der Lautsprecher des Motorola One Macro hinterlässt einen guten Eindruck, insbesondere in der Telefoniequalität.
Mit einer maximalen Lautstärkeleistung von 97,8 dBA ist man zwar nicht so hoch, wie manch anderes Gerät, dafür ist die Klangqualität aber wirklich immer noch gut, auch bei maximaler Lautstärke.
Der Kopfhörerausgang bietet zwar keine gesonderten Equalizereinstellungen, ist aber ordentlich laut, so dass ich nicht über die 70 % hinaus gehen muss, um eine zu hohe Lautstärke zu erreichen.
Kameras
Das Motorola One Macro verfügt über eine Triple Kamera auf der Rückseite (13 MP Hauptkamera, 2 MP Tiefensensor, 2 MP Makrokamera) und eine 8 MP Frontkamera. Grundsätzlich sind das nur Zahlen, aber auch in der Realität muss man sich hier klar hinter der Redmi Konkurrenz einreihen, meiner Meinung nach sogar nach dem Xiaomi Redmi 5, das ich im Mai 2018 für um die 100 € im Test hatte. Seitdem wurden die Kameras dieser Reihe stetig verbessert.
Damit will ich nicht sagen, dass die Kameras unbrauchbar sind, sondern lediglich, dass man im Vergleich zu Xiaomi/Redmi eine geringere Schärfe und Farbdynamik hat. Und dies gilt durch die Bank weg, selbst im Vergleich zum Redmi 5 von vor zwei Jahren. Allgemein kann man aber festhalten, dass alle vier Kameras funktionieren und kein Fake sind.
Der Bokeheffekt funktioniert grundsätzlich gut, funktioniert aber häufiger mal nicht, als bei den Redmi Geräten. Im Lowlight kommt es zu größeren Einbrüchen, als bei der Konkurrenz.
Die Makrokamera liefert auch beim Motorola One Macro wieder keinen so rechten Mehrwert, denn bei all meinen Testaufnahmen war eigentlich das Resultat der Hauptkamera besser, als das der speziellen Makrokamera. Allerdings fällt sie hier grundsätzlich nicht hinter den Makrokameras der Konkurrenz zurück. Wer nun aber das Gerät gerade wegen dieses Features kauft, schließlich ist sie ja der Namensgeber, dem würde ich abraten.
Einen besseren Eindruck hingegen hinterlassen die Videos, denn diese überzeugen durch gute Audioqualität und einen sehr schnellen Fokus. Leider sind jedoch keine 4k-Aufnahmen möglich.
Akkuleistung
Mit meinen üblichen Akkutests lässt sich das Motorola One Macro mit seinem 4000 mAh großen Akku nicht so ganz bewerten, da ich diese für gewöhnlich bei mittlerer Helligkeit des Displays durchführe. Da ich hier aber gezwungen bin, die Helligkeit auf um die 80 % zu drehen weichen die Werte ab.
So komme ich in der Messung im AccuBattery auf eine Onscreenzeit von lediglich 6h 45 Minuten, da hier durch die höhere Helligkeit auch der Verbrauch steigt. Gehe ich hier mit der Helligkeit runter pendelt sich der Verbrauch auf 8,8 %/h ein, was bei knapp unter 11h 30 min liegen würde.
Stelle ich bei meinem Youtubetest die Helligkeit auf 50 %, verbrauche ich in 30 min lediglich 2 %, was wiederum der bisherige Bestwert wäre und das mit Abstand zur Konkurrenz.
Im Mittel wird sich die Akkulaufzeit nach meiner Einschätzung auf eine gute Leistung einpendeln, die ähnlich dem Redmi Note 8 sein wird.
Mit dem mitgelieferten Netzteil lädt das Gerät in 42 Minute um 32%-Punkte auf, wodurch sich eine hochgerechnete Gesamtladezeit von 131 Minuten ergibt. Da sind andere Geräte deutlich schneller.
Konnektivitäten
Das Motorola One Macro ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1/B3/B4/B5/B7/B8/B12/B17/B18/B19/B20/B26/B28/B38/B40/B41.
Das Gerät verfügt einen Hybridslot, man muss sich also entscheiden, entweder zwei Simkarten oder einen Simkarte und eine Micro SD Karte zur Speichererweiterung zu verwenden. Der interne Speicher beläuft sich auf 64 GB, von denen einem per Werk 50,79 GB zur Verfügung stehen. Das Gerät verfügt über einen 3,5 mm Klinkenausgang.
Wie schon beim WLAN-Test des Redmi Note 8 Pro, so scheint auch der Test des Motorola One Macro durch irgendetwas gestört zu sein, denn die gemessenen WLAN-Werte ergeben keinen Sinn. Immerhin kann ich bestätigen, dass die Werte genau vor dem Gerät die gleichen sind, wie oben auf dem Dach.
Der GPS Empfang (GPS-Test) findet das Gerät 29 Satelliten, von denen 17 benutzt werden, wodurch die Position auf 2 m genau bestimmt werden kann. Der Kompass funktionierte. Das ist in Ordnung
Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss.
Das DRM Security Level steht zwar auf L1, was aber unwichtig ist, da das Diplay lediglich auf 720p auflöst. Das Gerät ist nicht NFC-fähig. Auf eine Benachrichtigungs-LED muss man ebenfalls verzichten.
Preis und Preisleistung
Das Motorola One Macro bekommt man seit Ende Februar für um die 154 € über Amazon.
Das Gerät zeigt, dass man für knapp über 150 € auch in Deutschland ein funktionstüchtiges Smartphone bekommt. Für 165 € bekommt man bei Amazon aber bereits das Redmi Note 8 in der Speicherausbaustufe 4 GB/64 GB, was in Sachen Verarbeitung, Display und Kameras klar die Nase vorn hat.
Dennoch stellt das Motorola One Macro eine ordentliche Alternative im preisgünstigen Bereich dar, wenn man Zweifel an chinesischen Geräten hat.
Fazit
Das Motorola One Macro ist vom Preisleistungsverhältnis her sicherlich eine Alternative. Man bekommt das Gerät ohne Probleme aus Deutschland und hat eine gute Performance, Software und Akkuleistung.
Auch wenn man sich in Qualität und PLV hinter Xiaomigeräten einreihen muss, so hat man hier doch mal eine günstige, nicht chinesische Alternative auf dem deutschen Markt.