Vorerwartungen

Alle Lesern dieses Blogs, die auf der Suche nach Abwechslung bzw. Neuem sind, muss ich in den kommenden Monaten leider ein wenig die Freude rauben. Zu gut waren die Angebote von Xiaomi bzw. der Tochterfirmen Redmi und Poco in den vergangenen Monaten. Somit werden in den Monaten April bis August satte vier von fünf Testberichten an diese Firmen vergeben.

Das heute vorgestellte Poco X6 Pro ist dabei zwar ein Gerät aus dem Vorjahr, aber im Vergleich zum jüngst vorgestellten Poco X7 5G auch eine Preisklasse drüber anzusiedeln, was in meinen Augen den quasi gleichen Preis mehr als rechtfertig.

Ob mein Testbericht diese Vorabeinschätzung nun auch bestätigen kann, erfahren Sie in diesem Bericht.

Verpackungsinhalt

Ein Riesenvorteil bei Xiaomi und dessen Tochterfirmen im Jahr 2024 gegenüber heute war, dass man noch den vollen Verpackungsinhalt geboten bekam. Das heißt den Blödsinn von wegen „Umweltschutz“ und „Ressourcen sparen“, der schlichtweg dazu da ist, den Kunden für das benötigte vollwertige Netzteil noch einmal extra zur Kasse zu beten, gab es damals noch nicht. Hier war einfach alles so im Lieferumfang dabei.

Dieser bestand aus:

  • ein weißes USB-C auf USB-A Daten- und Ladekabel,
  • ein europäisches 67 Watt Netzteil,
  • ein Sim-Eject-Tool,
  • Gantiebedingungen und Quickstart Guide in 14 Sprachen, darunter Deutsch,
  • eine schwarze Kunststoffschutzhülle,
  • eine bereits vorinstallierte Schutzfolie auf dem Display.

„Der Karton ist im klassischen Poco-Design gehalten. Der Deckel besteht aus schwarzem Karton mit gelben Lettern, beim Boden ist es umgekehrt. Wie üblich wird auf eine Darstellung des Geräts bei Poco verzichtet.“ Man beachte, dass ich diesen Paragraphen aus meinem Testbericht zum X7 5G abkopiert habe. Das Design unterscheidet sich aber in der Tat nur durch den anderen Schriftzug.

Von Generation zu Generation ist, bis auf das hier noch vorhandene Netzteil (Hurra!), also alles gleich geblieben. Kaum ein Hersteller bot bis 2024 in dieser Kategorie mehr als Xiaomi und dessen Untermarken.

Design und Verarbeitung

Die Maße des Geräts erreichen 160,3 mm x 74,1 mm x 8,2 mm (10,7 mm am Kameramodul), bei einem Gewicht von 188 g (inklusive Simkarte).

Am oberen Ende des Geräts finden wir ein Mikrofon, einen der beiden Stereospeaker und einen Infrarotblaster. Auf der rechten Seite befindet sich die Lautstärkewippe und darunter die Power-On-Taste. Beide haben einen sehr guten Druckpunkt. Am unteren Ende finden wir den Simschlitten, ein weiteres Mikrofon, den USB-C-Anschluss und den zweiten der beiden Stereospeaker. Die linke Seite ist clean gehalten.

Sowohl die Rückseite, als auch die Legierung des Rahmens, bestehen aus Kunststoff. Wer also bei seinem Smartphone Wert auf hochwertige Materialien legt, der ist hier raus. Ein Poco X7 5G fühlt sich hier deutlich wertiger an. Dafür aber ist das X6 Pro für die Dimension des Display kleiner und leichter, als viele Mitbewerber und vor allem sehr griffig in der Hand. Das Frontglas besteht, gemäß Hersteller, aus Corning® Gorilla® Glass 5. Es liegt ein planes Display mit sehr geringen Bildschirmrändern vor. Ein Samsung Galaxy A55 5G steckt man hier um Längen in die Tasche.

Mir liegt die graue Variante des Geräts vor, deren Kameramodul, wie bei allen Farbvarianten, sich dunkel im Design abhebt. Alternativ bekommt man das Gerät auch in Schwarz und Gelb. Die gelbe Variante, die optisch aus veganem Leder zu sein scheint, ist dabei aktuell zumeist vergriffen.

Ähnlich dem X7 5G, so muss man auch hier kritisieren, dass das Kameramodul Staub zieht und man vermutlich nicht umhinkommen wird, hier das eine oder andere Mal das Putztuch anzusetzen.

Das Gerät ist nach IP54 gegen das Eindringen von Staub und Wasser geschützt. In der neuen Generation ist die Zertifizierung mit IP68 mittlerweile höher.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern.

Allgemein enthält das Design Licht und Schatten. Während die Auswahl der Materialien eher schwach einzuschätzen ist, so sind die Leichtigkeit des Geräts, der feste Griff und das Display mit seinen wirklich kleinen Rändern zu loben. Für den typischen Deutschen, der sein Gerät in einer Schutzhülle trägt, sind das vermutlich die richtig gesetzten Akzente.

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (unter dem Display)
  • Face-Unlock: Ja

Die Entsperrmechanismen funktionieren zuverlässig und entsprechend der Prozessorleistung schnell. Wie schon beim X7 5G, so ist, in meinen Augen, auch ein performanteres Nubia Z60S Pro hier nicht schneller.

Display

Im Poco X6 Pro wurde ein planes , 6,67 Zoll großes, AMOLED Panel mit einer Auflösung von 2712 x 1220 (Pixeldichte: 446 ppi) und einer maximalen Bildwiederholrate von 120 Hz verbaut. Die Frontkamera verbirgt sich hinter einer zentral gelegenen Punchhole.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarz- und Weißwerte von 1-255 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 796,8 Lux messen. Das sind nochmal höhere Werte, als bei einem Redmi Note 13 Pro 5G, aber immer noch weniger als bei einem in der UVP günstigeren CMF Phone 1.

Wie bei den meisten Poco– und Redmi-Geräten, so lässt sich auch hier kein vollwertiges Always-On-Display einstellen. Selbiges deaktiviert sich stets nach ein paar Sekunden wieder. Das o.g. Samsung kann dies wiederum.

Es ist erstaunlich, dass man hier, abgesehen von dem nicht vollwertigen Always-On-Display, Samsung in seiner Paradedisziplin schlägt. Nur Nothing kann das in dieser Preisregion oder gar weniger, noch besser machen. Verglichen zu einem Poco X7 5G ist man hier knapp besser aufgestellt.

Software

Zum Zeitpunkt des Tests (16. Mai 2025) arbeitet das Poco X6 Pro auf Android 15 Basis, mit einem Sicherheitspatch vom 1. März 2025. Darüber liegt das hauseigene HyperOS in der Version 2.0.104.0. Das letzte Update erfolgte just beim Schreiben dieses Testberichts.

Ausgeliefert wurde das Poco X6 Pro noch mit Android 14, seine Versionsupdates soll es bis Android 17 bekommen. Ein Jahr länger, also bis 2028, werden Sicherheitspatches versprochen.

Bei der Einrichtung des Geräts muss man mit zahlreicher Bloatware leben, die sich aber vollständig deinstallieren lässt.

HyperOS selbst schätze ich wegen seiner vielen Einstellungsmöglichkeiten, die ich immer noch bei meinem Nubia Z60s Pro vermisse. In den System Apps müssen wir aber leider mit Werbung leben bzw. diese umständlich deaktivieren.

Das DRM Widevine Level liegt auf L1, wodurch sich Filme, über z.B. Netflix oder Prime Video, in FullHD oder 4k streamen lassen.

Die Google Services funktionieren hier uneingeschränkt. Der Google Play Store ist zertifiziert.

Performance

In Sachen Performance ist das Poco X6 Pro ein Knaller und braucht kaum einen Gegner scheuen. Der Dimensity 8300 aus dem Hause Mediatek mit seinen 8GB LPDDR5X RAM stellt eine andere Liga da, als das, was man beim X7 5G erlebt.

In den Benchmarks erreicht das Gerät die folgenden Werte und Platzierungen:

  • Geekbench 6: Single Core 1.246 (6. von 26), Multi Core 4.216 (4. von 26)
  • Antutu 10: 1.321.380 (3. von 37)

Die Kiste rennt wirklich zuverlässig und muss keine von mir getestete Konkurrenz fürchten. Das ist wirklich sehr stark.

Lautsprecher

In voller Linie überzeugen, können mich auch die verbauten Stereospeaker, die selbst bei voller Lautstärke (102,9 dBa) einen vollen Klang haben und so gut wie gar nicht blechern. Das ist sogar nochmal besser, als beim X7 5G.

Auch die Telefoniequalität ist gut und lässt keine Wünsche übrig.

Mittels eines Adapter von LeEco bietet auch die Kopfhörerleistung einen ordentlichen Klang, der mir bei 70 % der Ausgangsleistung zu laut wird. Auch das liegt höher, als beim X7 5G.

Im System sind DTS und Xiaomi Sound integriert. Zudem gibt es verschiedene vordefinierte Equalizereinstellungen oder man kann individuell nachsteuern. Wie professionell sich das am Ende nutzen lässt, vermag ich nicht zu sagen, da ich ausschließlich in meinen Testberichten anwende.

Daumen hoch, all das ist wirklich überzeugend.

Kameras

Im Poco X6 Pro ist auf der Rückseite nur ein Triple Kamera Setup verbaut. Wir haben eine 64 MP Hauptlinse (unbekannt, ƒ/1.7), eine 8 MP Ultraweitwinkellinse (unbekannt, f/2.2) und eine 2 MP Makrolinse (Unbekannt, f/2.4). Auf der Frontseite ist ein 16 MP Sensor (unbekannt, f/2.4) verbaut.

Hauptkamera

Grundsätzlich haben wir hier durchaus das Niveau eines Samsung Galaxy A55 5G oder eines Poco X7 5G, gegenüber letzterem kann man aber nicht ganz das Niveau des digitalen Zooms halten.

Hauptkamera (2-facher digitaler Zoom)

Dafür gefällt mir hier der Ultraweitwinkel wiederum ein wenig besser. Vielleicht sind es am Ende aber auch die etwas günstigeren Lichtbedingungen bei dem einen oder anderen Schuss.

Ultraweitwinkel

Auch bei diesem Smartphone habe ich der Makrolinse keine große Beachtung geschenkt. So beschränkte sich meine Verwendung auf das folgende Bild, dass Sie gerne selbst bewerten können. Mag sein, dass es besser ist, als bei anderen Geräten, aber ich nutze das einfach zu wenig, um mir da wirklich ein Urteil bilden zu können.

Die Lowlightaufnahmen habe ich diesmal aus kurzer Distanz in meiner Wohnung geschossen, was natürlich grundsätzlich einfacher ist, als nach draußen über eine längere Distanz. Dennoch habe ich hier den Eindruck, dass man ein Samsung Galaxy A55 5G oder ein Poco X7 5G hier knapp schlagen kann.

Hauptkamera (Low-Light)

Bzgl. der Frontkamera haben alle drei zuletzt genannten Geräte ihre Vorzüge. Samsungs Software pusht die Farben schön, dafür sehen sie hier einfach natürlicher aus, während ein Poco X7 5G im Portraitmodus sauberer ausschneidet. Für mich ist das aber eine Liga.

Frontkamera (Portrait)

Videos lassen sich auf der Rückseite (Hauptlinse) mit maximal 4k und 30 Fps oder 1080p und 60 Fps, wobei HDR bei 30 Fps vorbehalten ist. Auf der Frontseite ist man auf 1080p und 60 Fps limitiert. Auf einen optischen Bildstabilisator muss man leider verzichten. Gerade in Sachen Ton finde ich die Videos sehr gelungen, da ich bei den Videos diesmal nicht gelaufen bin, vermag ich den Nachteil des Fehlens eines Stabilisators nicht konkret einzuschätzen.

Alle drei hier genannten Gerät befinden sich auf einem recht gleichen Niveau, wobei ich vermutlich das Poco X7 5G bei einer reinen Kameraauswahl vorziehen würde. Persönlich würde ich bei den drei Geräten hier aber nicht die Entscheidung treffen, da das Niveau einfach zu gleich ist.

Akkuleistung

Im Poco X6 Pro wurde ein 5.000 mAh großer Akku verbaut. Mit dem Dimensity 8300 Ultra als Prozessor kommen wir auf die üblichen Laufzeiten bzgl. der Größe des Akkus.

Mit AccuBattery erhalten eine ScreenOn-Zeit von 8 Stunden und 40 min. Der kombinierte Verbrauch liegt bei fast drei Tagen. Ein Samsung Galaxy 5G schneidet hier in beiden Werten besser ab, das Poco X7 5G nur in der kombinierten Nutzung.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbraucht das Gerät 8 %. Auch das passt, aber andere Geräte kommen hier auch mal auf nur 6 %.

Für eine volle Ladung benötigt das Gerät etwas über eine halbe Stunde, so wie wir das bei Xiaomi in dieser Kombination kennen.

Kabelloses Laden und Reverse-Charging ist nicht möglich.

Konnektivitäten

Das Gerät ist LTE- und 5G-fähig und, gemäß Hersteller, kompatibel mit den folgenden Bändern: 1/2/3/5/7/8/20/28/38/40/41/48/77/78.

Per Dualsimslot lassen sich zwei Nanosimkarten parallel nutzen. Eine Speichererweiterung per MicroSD-Karte ist nicht möglich. Meine Version verfügt über einen internen Speicher von 256 GB, von denen per Werk 228,5 GB frei zur Verfügung stehen. Für den doppelten Speicher (und gleichzeitig 4 GB RAM extra) verlangt Xiaomi einen UVP Aufpreis von 70 €. Aktuell ist aber gerade die große Version wieder im Angebot.

Die WLAN-Messung mit Speedtest erreicht vor dem Router und ein Zimmer weiter fast die volle Bandbreite. Ein Zimmer weiter verlieren wir 20 % der Downloadrate, bei weiterhin gleichbleibender voller Uploadrate. Beide Raten können dann unverändert bis aufs Dach gehalten werden. Das sind gute Werte.

Der GPS Test, mit gleichnamiger Software kann die Position auf 2 m genau bestimmen, Dabei wurden 65 Satelliten gefunden und davon 48 für die Positionsbestimmung verwendet. Der Fix ist dabei blitzgeschwind da. Der Hardwarekompass funktioniert.
An übrigen Konnektivitäten haben wir: USB-C 2.0, NFC zum kontaktlosen Zahlen, sowie Bluetooth 5.4. und einem Infrarotport, um das Gerät als Fernbedienung nutzen zu können.

Preis- und Preisleistung

Ich habe das Poco X6 Pro am 20. Februar 2025 für 203,91 € über den deutschen Mi-Store erstanden. Die UVP meiner Version lag bei 349,90 €. Der aktuelle Marktpreis bei Amazon liegt bei ca. 270 €., im Mi-Store bei 280 € mit doppeltem Speicher.

Hier habe ich einfach einen Schnapper gemacht. Es ist ein Wahnsinn, was man hier in jeder Komponente für diesen Preis bekommt. Denn selbst bei den 270 € braucht man sich wirklich keine Gedanken machen

Fazit

Daumen hoch! Am Ende des Jahres wird dies hier einer der Top Deals des Jahres sein. Drei Tage nach dem Testbericht fand sich das Gerät jedenfalls schon in neuen Händen.

Das Poco X6 Pro leistet sich in keiner Disziplin einen Aussetzer, außer, man nimmt ihm seine panzergraue Farbe und die Materialwahl von Kunststoff übel. Aber Performance, Lautsprecher und Display sind hier einfach super.

Wer gerade ein Smartphone sucht, für den ist das hier eine klare Kaufempfehlung.