Smartphone Test

Foto mit dem Xiaomi Mi 8 Lite aufgenommen

Xiaomi Mi A3

Vorerwartungen

Wer gerne auf die Hardware von Xiaomi zurückgreifen möchte, dabei aber um das hauseigene Interface MiUI herumkommen möchte, der kann dies seit zwei Jahren mit der A-Reihe tun. Diese bedient sich des Android One Konzepts, welches auf Stock Android setzt und dem Nutzer mindestens drei Jahre die neuesten Softwareupdates verspricht.

Nachdem das hier vorgestellte Mi A3 zu einem Einstiegspreis von 250 € auf den Markt kam und es dabei wagte kein FullHD Plus Display zu verbauen, wurden bzgl. dieser Generation erstmal von vielen Seiten die Fackeln und Mistgabeln geschwungen. Das ist irgendwie schon verwunderlich, wenn man im Hinterkopf behält, dass man diesen Aufllösungsunterschied eigentlich nur im direkten Vergleich überhaupt wahrnimmt oder sich in Erinnerung ruft, dass Apple dies in seinem Einstiegsgerät, dem normalen 11er auch macht und dabei nicht einmal auf Amoledtechnologie setzt, dafür aber mehr als den dreifachen Einstiegspreis nimmt.

Als sich von mir dann aber die Chance bot, das Gerät für um die 150 € zu testen und mein Bruder im gleichen Zeitfenster ein neues Gerät suchte, schlug ich zu. Ich selbst bin bekennender Fan von MiUI, daher reizt mich das Android One Konzept weniger. Aber ein Amoleddisplay, Quadkamera, Snapdragon 665 Prozessor, ein Unibody mit Glasrückseite und ein 4000 mAh Akku für den Preis, da war ich im Vorwege sicher, für meinen Bruder ein gutes Gerät organisiert zu haben. Ob meine Einschätzungen für mich bzw. nun auch für Sie zutreffen, können Sie in diesem Test erleben.

Verpackungsinhalt

Die in weiß gehaltene Verpackung, mit einem Aufdruck des Geräts in verschiedenen Farben, beinhaltet, mit Ausnahme des Geräts: eine Simnadel ohne spezielles Label, ein Ladekabel (USB-Typ-C auf USB), ein europäisches Netzteil 5 V auf 2 A, eine mehrsprachige (auch in deutsch) Kurzanleitung, sowie Garantiebedingungen, und eine helle durchsichtige Silikonhülle.

Das ist im Grunde der Standard, den Xiaomi im Bereich unter 200 € stets mitliefert.

Design und Verarbeitung

Foto mit dem Xiaomi Mi 8 Lite aufgenommen

Das Xiaomi Mi A3 misst 153,1 mm x 71,7 mm x 8,5 mm (9,5 mm an der herausstehenden Kamera) bei einem Gewicht von 175 g (inklusive Simkarte). Das Gehäuse ist aus Metall hergestellt, mit einer Glasrückseite. Die Farbe ist weiß bzw. Permutt mit Regebogenakzenten bei Lichteinfall, was cool aussieht. Ich habe meinem Bruder gesagt, dass er wie John Wayne mit seinem weißen Colt aussehen wird. Positiv finde ich, dass die Fingerabdrücke, die zwar da sind, nicht gleich ins Auge stechen. Neben der uns vorliegenden Farbe bietet Xiaomi das Gerät auch in blau oder grau an. In den meisten Fällen muss man als Import für die weiße Farbe um die 15 € extra hinlegen, Amazon nimmt dafür aktuell sogar einen Aufschlag von 50 € [Stand: 1. Februar 2020].

Auf der rechten Seite befinden sich die Power Taste und die Lautstärkewippe. Alle Tasten sind top verarbeitet und haben einen guten Druckpunkt.

Auf der linken Seite befindet sich der Simschlitten. Auf der unteren Seite befindet sich der USB-Typ-C-Anschluss, sowie der Monolautsprecher. Oben finden wir den 3,5 mm Klinkenanschluss, sowie meines Erachtens einen Infrarotblaster, den ich aber nicht getestet habe.

Der Fingerabdrucksensor befindet sich auf der Vorderseite des Geräts unter dem Glas, was aus Designaspekt in jedem Fall ein Vorteil ist. Hier muss man anmerken, dass die meisten Hersteller einen Indisplayfingerabdrucksensor erst für 100 € mehr anbieten.

Für mich sind Design und Verarbeitung die größte Stärke des Geräts. Es sieht super aus, fasst sich hochwertig an und ist deutlich kompakter als alle anderen vergleichbaren Geräte.

Entsperrmechanismen

Codes: Ja

Fingerabruchsensor: Ja (auf der Vorderseite, unter Glas)

Face-Unlock: Ja

Wo der Fingerabdrucksensor unter Glas das Design nach vorne bringt, reagiert er auf der anderen Seite deutlich langsamer, als die normalen Xiaomi-Sensoren auf der Vorder- oder Rückseite, und das stört mich in der Nutzung tatsächlich so, dass ich in der Regel auf die Gesichtserkennung ausgewichen bin, die dem Prozessor entsprechend flüssig funktioniert.

So cool ich die Lage des Sensors aus Designaspekten fand, so klar bin ich jetzt wieder davon weg, das bei einem eigenen Gerät unbedingt haben zu müssen. Aber Gemecker dahin, die Gesichtserkennung tut ihren Zweck ja.

Display

Foto mit dem Xiaomi Mi 8 Lite aufgenommen

Der Hauptkritikpunkt vieler Tester war das 720p AMOLED Display auf der Front, wo die Vorgänger bislang immer eine FullHD-Auflösung anboten. Nominell ist das zwar ein Rückschritt und lege ich das Xiaomi Mi 8 Lite daneben kann ich tatsächlich feststellen, dass dies noch ein wenig schärfer ist, aber ich bezweifle, das dem normalen Nutzer dies auffällt, nachdem er sich seine dicke Schutzfolie aufgeklebt hat. Immerhin ist es ein AMOLED-Display, im Vergleich zu den vorab verbauten IPS LCD Displays.

Das Gerät setzt auf ein 6,09 Zoll großes Display mit einer Waterdrop Notch. Die Schwarzwerte lassen sich ab 8 unterscheiden, die Weißwerte bis 253. Für ein AMOLED-Display finde ich das zwar verwunderlich, da ja gerade hier mit den Schwarzwerten gepunktet werden soll. Die Farbdarstellung finde ich aber super. Bei maximaler Helligkeit messe ich 576 Lux, das ist deutlich über dem vergleichbaren Meizu 9 Note. Allgemein muss man aber schon in die höheren Helligkeitseinstellungen gehen (über 80 %), um heller zu sein, als vergleichbare IPS-Displays.

Die Blickwinkelstabilität ist gut. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt.

Auch wenn das Display nicht so scharf ist, wie ein FullHD-Display, so hat man doch eine gute Farbdarstellung und sehr hohe Helligkeit. Und was man sich auch immer vor Augen halten muss: Eine niedrigere Auflösung erhöht die Performance und die Akkulaufzeit. Das konnte ich schon bei vorherigen Xiaomi Geräten im Test bemerken.

Software

Das Gerät läuft auf Android 9 Basis unter dem Android One Konzept. Das bedeutet, dass das System so aussieht, wie Google es sich vorstellt und man immer schneller und länger mit Updates versorgt werden so. Und so ist es auch hier, denn der Sicherheitspatch ist vom 5. November 2019 [Stand:28.11.2019], nachdem es bereits nach einer Woche ein Systemupdate gab. Das ist top.

Obgleich Android One ohne ein zusätzliches UI auskommt, verbraucht das System doch mehr Speicher, als andere UIs. Vermutlich liegt das daran, dass die eine oder andere Google App zusätzlich installiert ist. Ich konnte diese aber entfernen.

Trotzdem es mittlerweile ein paar zusätzliche Bedienelemente gibt, ist mir Stock Android einfach zu langweilig, da man wenig einstellen kann. Verglichen mit MiUIFlyme oder der Lenovo Oberfläche hatte ich erstaunlicher Weise dennoch größere Probleme, mich zu orientieren. Das erstaunte mich, denn eigentlich habe ich mit so etwas keine Probleme und der Minimalismus sollte so etwas ja eigentlich vereinfachen. Schaut man sich jedoch in zahlreichen Foren um, so sehen dies viele Nutzer anders und schwören auf diesen Minimalismus.

Selbst würde ich daher immer ein anderes UI vorziehen, aber den Vorteil der schnellen und langen Updates kann man natürlich nicht von der Hand weisen. Für viele Nutzer ist gerade dies der Grund auf dieses Konzept zu setzen.

Performance

Der verbaute Snapdragon 665 mit seinen 4 GB Arbeitsspeicher performt im Grunde ähnlich, wie der im Redmi Note 7 oder Xiaomi Mi 8 Lite verbaute Snapdragon 660. Dies ergeben sowohl die Erfahrungen in der Alltagsnutzung, Spielen, wie auch die Benchmarks:

Im Antutu Benchmark 8.0.4 komme ich auf 173817 Punkte, der Geekbench 4 (Ich hatte das Gerät im November im Test, daher noch die alte Version.) erreicht 1518 Punkte im Single-Core und 5580 Punkte im Multi-Core.

Spiele, wie Asphalt 9 LegendsLast Day on Earth: SurvialSyberia liefen absolut flüssig. Gleiches gilt für den Start verschiedener Apps, einen Unterschied zu o.g. Prozessor konnte ich aber lediglich bei der Nutzung von datenbankhinterlegten Onlinesystemen, wie Amazon oder sozialen Netzwerken, wie Twitter erkennen. Hier war man noch ein wenig performanter. Ingesamt hat man eine wirklich gute Alltagsperformance. Dennoch muss man sich hinter den 700er Snapdragons, wie beim Lenovo Z6 Lite, einreihen.

An dieser Stelle bekommt man ein normales Mittelklasseerlebnis zum Stand Anfang 2020.

Lautsprecher

Der Monolautsprecher hinterlässt einen sehr guten Eindruck, sowohl beim abspielen von Musik, als auch noch besser bei der Telefonie und ist vermutlich der bislang beste getestete Monolautsprecher.

Der Lautstärketest mit meinem neuen Sound Level Meter von Cadrim kam auf 102,7 dB. Das ist mehr als alle bislang getesteten Geräte. Auch von der Qualität klingt man voller, als z.B. das Meizu Note 9.

Den Kopfhörerausgang finde ich hingegen ein wenig schwächer, als bei Xiaomi üblich. Ich muss schon bis auch über 80 % hochdrehen, um keine Erhöhung mehr zu wollen. Außerdem fehlen hier die Xiaomi üblichen Verstärkereinstellung für die eigenen Kopfhörer. was dem Android One Konzept verschuldet ist.

Kameras

Lowlightaufnahme mit dem Xiaomi Mi A3

Bokehaufnahme mit dem Xiaomi Mi A3

Das Xiaomi Mi A3 setzt auf eine 48 MP (Hauptkamera), eine 8 MP (Weitwinkel) und einen 2 MP (Tiefen) -Kamera auf der Rückseite, sowie eine 32 MP Kamera auf der Front. Alle Kameras werden auch verwendet und sind nicht nur ein Fake.

Wie bei Xiaomi üblich bekommt man ein gutes Kameraerlebnis, das insbesondere im Lowlight einen Sprung zur bisherigen eigenen Mittelklasse machen kann. Neben Lowlight punktet man, wie üblich, auch mit guten Bokehaufnahmen.

Die Weitwinkelkamera funktioniert zwar, ist aber deutlich schwächer, als die Hauptkamera. Allgemein kommt es zu mehr Unschärfe und größeren Einbrüchen bei schlechter Beleuchtung, als bei Haupt- und Frontkamera. Vergleicht man dies jedoch mit Panoramaaufnahmen, so hat man durch diese Option an geeigneter Stelle dennoch einen Mehrwert.

Videos lassen sich in 4k/30 fps oder FullHD/60 fps aufnehmen. Ich finde, dass hier auch in den Audioaufnahmen ein Sprung nach vorne gemacht wurde.

Frontkamer das Xiaomi Mi A3 im Bokehmodus

Sowohl bei den Bildern, als auch bei den Videos hatte ich keine Möglichkeit, Aufnahmen bei wirklich guten Lichtbedingungen zu machen, so dass ich nur davon ausgehen kann, dass man hier das Niveau der vorherigen Mittelklasse wieder erreicht.

Insgesamt bin ich mit dem Kameraerlebnis aber sehr zufrieden.

Akkuleistung

Die Akkuleistung ist, wie bei Xiaomi üblich, gut, aber nicht so gut, wie ich es erwartet hätte: Ein Stunde Youtube bei mittlerer Helligkeit verbraucht 8 %, das ist eigentlich ein guter Wert. In Kombination des 4030 mAh großen Akkus mit dem 720p AMOLED Display hätte ich aber einen besseren Wert, als beim Redmi Note 7 erwartet. Womöglich fehlt hier dann doch die Optimierung durch MiUI.

Mit der App AccuBattery komme ich auf eine Screenonzeit von 10h 26min. Damit müsste ich das Gerät bei meiner Nutzung alle 3-4 Tage aufladen.

Screenshot der App AccuBattery

Der 4050 mAh große Akku lädt mit dem beigelegten Netzteil 57 % in 60 Minuten auf, womit man das gesamte Gerät in 105 min aufladen könnte. Das ist ein normaler Wert.

Die Akkuleistung ist, wie bei Xiaomi üblich, gut, sorgt aber nicht für ein neues Level, verglichen mit der vorherigen Mittelklasse.

Konnektivitäten

Das Xiaomi Mi A3 ist LTE-fähig und kompatibel mit den folgenden Bändern: B1/B2/B3/B4/B5/B7/B8/B20/​B28/B38/B40.

Das Gerät verfügt über einen Hybridslot. Man hat also die Wahl zwei Simkarten oder eine Sim- und eine Micro SD Karte zur Speichererweitereung zu verwenden. Der interne Speicher beläuft sich auf 64 GB, von denen einem per Werk 48,56 GB zur Verfügung stehen.  Die alternative Speicherausbaustufe von 128 GB Festspeicher kostet in Deutschland einen Aufpreis von 15-20 €, was ich als fair empfinde.

Bedingt durch Arbeiten des Anbieters an meiner DSL-Leitung, während des Testzeitraums war der  WLAN/DSL-Empfang bei mir etwas komisch, so dass ich den gemessenen Werten wenig vertraue. Der Empfang vor dem Router war in jedem Fall gleiche, wie ein Zimmer daneben. Auf dem Dach halbierte sich der Download, bei gleichbleibendem Upload. Allgemein variierte die Zahl häufig.

Der GPS Empfang (GPS-Test) findet 28 Satelliten, von denen 18 genutzt wurden und zu eine auf 3m genauen Position berechneten. Der Kompass funktionierte

Das Gerät verfügt über einen USB-Typ-C-Anschluss. Die Blutoothkopplung mit dem Anker Soundcore 2 verlief problemlos. Das Gerät verfügt über einen 3,5 mm Klinkenausgang.

Das DRM Security Level steht auf L1, was aber unwichtig ist, da man eh nur über ein 720p Display verfügt und man daher nichts davon hat, dass es dem Gerät möglich wäre in einer höheren Auflösung zu streamen.

Eine weiße Benachrichtigungs-LED befindet sich auf der oberen Seite des Displays

Preis und Preisleistung

Im deutschen Raum erhält man das Xiaomi Mi A3 in der vorliegenden Ausbaustufe für um die 200 €. Als Import bekommt man das Gerät im Rahmen von Aktionen für unter 150 €

Dafür erhält man an besonderen Features in dieser Preiskategorie Android One, einen Fingerabdrucksensor unter dem Display, eine herausragend gute Verarbeitung, einen starken Lautsprecher und die bei Xiaomi üblich guten Kameras, Performance und Akkuleistung. Das Display löst zwar nur mit 720p auf, ist dafür aber auf AMOLED basierend.

Ohne Zweifel, das geht in Ordnung.

Fazit

Für unter 150 € gibt es an dem Gerät nichts zu meckern, das gilt auch für die 200 € aus Deutschland. Zwar löst das Gerät nicht auf FullHD auf, der Weitwinkel kann nicht mit der Hauptkamera mithalten, Android One ist nicht meins und der Fingerabdrucksensor unter dem Display ist nicht so flott, wie üblich, aber all das sind für mich keine Kaufgründe, wenn man die Summe betrachtet.

Denn wo der Fingerabdrucksensor zu langsam ist, hebt er das Design auf ein Toplevel. Der Lautsprecher ist über dem Schnitt. Die Performance, das Kameraerlebnis und die Akkuleistung sind gut und man kriegt halt richtig lange Updates. Da bin ich im deutschen Bereich normal locker auf 300-350 €.

Für den Preis konnte ich das Gerät meinem Bruder ohne schlechtes Gewissen vermachen.

Das Smartphone Handbuch


Björn WinterbergÜber den Autor
Björn Winterberg unterstützt das Team von Digitales für Einsteiger seit Januar 2020 unentgeltlich. Dabei betreut er die neu eingeführte Kategorie Smartphone-Tests, einem Hobby dem er seit 2018 nachgeht. Normal ist er beruflich an einem Hamburger Gymnasium als Lehrer in den Fächern Mathematik und Informatik tätig.