Wir haben bereits einiges gelesen und gehört über diese digitale Welt. Die nahezu allmächtige Präsenz von Google und Co., die Bedeutung von Twitter für den ägyptischen Frühling oder im Zusammenhang mit Flug MH17, das gewaltige Wachstum und die Wirtschaftsmacht dieser Firmen, die Risiken, die Sorgen und Bedenken um die Privatsphäre und die damit verbundene Skepsis vieler.
Was ist das für ein Phänomen? Was hat das mit „den Anschluss finden“ zu tun?
Ich könnte jetzt sagen, dass es auf der einen Seite die Fortschrittsgläubigen, die jede Neuerung mit Freuden aufnehmen, und auf der anderen Seite die Ewiggestrigen, die Sorgen- und Bedenkenträger gibt. Aber das wäre zu kurz gedacht.
Woher kommen diese extremen Gegensätze?
Der Anstieg von gut 5 Millionen deutschen Facebook-Nutzern im Jahr 2010 auf über 27 Millionen Nutzer in 2014
Eigentlich nichts neues sollte man glauben, unsere Geschichte hat schon immer Veränderungen hervorgebracht und es gab Vorbehalte. Trotzdem lässt sich meiner Meinung nach eine Erklärung ableiten.
Nehmen wir die Erfindung des Automobils. Mir geht es hier nicht darum zu philosophieren, wem man letztendlich diese Erfindung zuschreiben kann. Tatsache ist, dass zwischen dem ersten dreirädrigen Dampfwagen, der im Jahr 1769 von dem Franzosen Nicholas Cugnot gebaut wurde, bis zur Anmeldung eines Motorwagens durch Carl Benz im Jahr 1886 mehr als 100 Jahre verstrichen. All die genialen Entwicklungen, die in diesem Zeitraum erfolgten und schlussendlich zur Entwicklung des Automobils beitrugen, seien hier nicht erwähnt.
Das heißt für mich, dass die Menschen Zeit hatten, sich mit den Veränderungen auseinanderzusetzen und sie zu verstehen.
Warum reise ich so weit in die Vergangenheit zurück und ziehe diesen Vergleich? Ganz einfach: Er zeigt die unglaubliche Beschleunigung in den Entwicklungszyklen und die rasante Verbreitung im Vergleich zu all den historischen Veränderungsprozessen und damit den Kern unseres Problems. Kann es verwerflich sein, wenn man, selbst als gut ausgebildeter Mensch und beruflich erfolgreich eingebunden, nicht mehr über alle Entwicklungen der digitalen Welt Bescheid weiß? Und deshalb diese Entwicklungen mit einem fragenden Kopfschütteln, einem Unwohlsein bis hin zur Ablehnung beobachtet? Nein, das kann es meines Erachtens nicht!
Gleichzeitig müssen wir uns einen weiteren Aspekt bewusst machen. Jede Neuerung muss verstanden und der Umgang damit gelernt werden. Oftmals lassen sich die Folgen und der daraus resultierende Umgang anfänglich noch nicht beurteilen.
Mit Schrecken denke ich manchmal an unsere Umweltsünden in den 60er-/70er-Jahren zurück. Wieviel Plastik oder mit Quecksilber beschichtete Thermoskannen landeten einfach auf dem Müll. Welche Entwicklungen und Erkenntnisse mussten wir erlangen, um unsere Umwelt nicht auf Dauer zu gefährden. Wie lange dauerte es, um ein Bewusstsein und eine Sensibilität für die Auswirkungen zu erlangen.
Vor etwa zehn Jahren verbrachte ich einen längeren Urlaub in Indien und konnte erleben, welche fatalen Folgen es hat, wenn Entwicklungen im Eiltempo einziehen ohne gleichzeitige Maßnahmen für den bewussten und sorgfältigen Umgang. Alle plötzlich verfügbaren Plastikbeutel landeten, wie die seit Hunderten von Jahren weggeworfenen Bananenblätter, am Wegesrand. Seifen, Duschgel und Shampoo sind plötzlich überall verfügbar und werden verwendet, entweder direkt im Fluss oder landen dort ungefiltert. Das war meine persönliche Erfahrung und soll hier nicht als Vorwurf, sondern vielmehr als Beispiel dafür stehen, dass eine Entwicklung einen bestimmten Erkenntniswert erfordert. Nur so lässt sich ein nachhaltiger Nutzen erzielen ohne langfristigen Schaden zu verursachen.
Was heißt das nun für die digitale Welt mit ihren rasanten Entwicklungszyklen?
Manche Entwicklungen sind schneller und verbreiten sich schneller als man die Zeit hat, die nötigen Erkenntnisse im Umgang damit zu erlangen. Gerne hätten wir manchmal eine einfache Nutzungsrichtlinie wie z.B. eine Straßenverkehrsordnung. Oder haben Sie sich nicht auch schon einmal die Frage gestellt, wieviel Computernutzung gut für Ihre Kinder ist, oder auf was sie achten sollten im täglichen Umgang mit dem Internet? Edward Snowden hat hier eine Menge Aufklärung betrieben, aber, und wie ich glaube zurecht, auch viele Fragen aufgeworfen.
Ich persönlich plädiere dafür, sich den Themen der digitalen Welt nicht zu verschließen, sondern sich vielmehr ein Bild davon zu machen, um zu einem Urteil zu kommen. Das sehe ich unter anderem als wesentlichen Bestandteil unseres Portals an. Ihnen die Information zu bieten, die Sie benötigen, um eine Einschätzung vornehmen zu können.
Tatsache ist, das Auto ist erfunden. Tatsache ist, dass Facebook ein gigantisches soziales Netzwerk ist. Lernen Sie die sichere Nutzung der digitalen Welt so wie Sie Auto fahren. Erkennen Sie den Beginn und das Ende Ihres persönlichen Nutzens.
Eine kurze persönliche Anekdote zum Schluss. Auch ich bin kein begnadeter Facebook-Nutzer und war bisher eher zurückhaltend. Allerdings ertappe ich mich immer wieder bei dem Gedanken, wie hilfreich es gewesen wäre, hätte ich meine Nichten und Neffen auf Facebook als Kontakte gehabt; dann hätte ich öfters mal ein passendes Geburtstagsgeschenk erraten können…
In diesem Sinne sage ich: Kommen Sie mit, finden Sie den Anschluss, indem Sie informiert sind und urteilen können. Finden Sie den Anschluss in beruflichen und privaten Gesprächen, eröffnen Sie sich neue Chancen durch die die digitale Welt. Ich freue mich auf Sie und auf eine rege – gerne auch kontroverse – Beteiligung auf unserem Portal.
[1] Quelle: de.statista.com
Gerold Nagel ist einer der beiden Gründer der DIGITALES GmbH. Nach langjähriger Tätigkeit im IT Management internationaler Unternehmen, widmet er sich nun der Unterstützung der Generation 45plus bei der Erschliessung der digitalen Welt.