Vorerwartungen

Seit unserem Testbericht zum Motorola G14 gab es auf dieser Seite keinen Test eines wirklichen Budgetsmartphones mehr, obgleich dies mal unsere eigentliche Kerndisziplin war. Mit dem hier vorgestellten Poco C75 beamen wir diese Kategorie nun endlich in das Jahr 2025. Denn für unter 120 € sind wir hier, jedenfalls inflationsbereinigt, wieder im ganz günstigen Sektor angekommen. Rein vom Datenblatt her ist es in meinen Augen baugleich mit dem Redmi 14C.

Für diesen Preis bietet das Poco C75 eine 50 MP Hauptkamera, eine farblich interessant gestaltete Rückseite und einen fast 5.200 mAh großen Akku.

Für uns war das auf den ersten Blick einen Test wert, auch wenn man schon im Vorwege, durch günstige Angebote eines Redmi Note 12 4G oder eines Redmi Note 13 4G, die größte Konkurrenz wohl im eigenen Haus findet.

Was Sie bei dem Gerät erwartet, erfahren Sie in diesem Bericht.

 

Verpackungsinhalt

Der Preiskategorie entsprechend spartanisch zeigt sich der Verpackungsinhalt, der uns im Grunde das offeriert, was Apple, Google oder Samsung ihren Flagschiffen beilegen. In der Box befinden sich:

  • ein weißes USB-C auf USB-C Daten- und Ladekabel,
  • ein Sim-Eject-Tool
  • und ein Quickstart Guide in zwölf Sprachen, sowie EU-Sicherheitsvorschriften in 14 Sprachen.

Man kommt nicht umhin, auch bei Xiaomi Sparmaßnahmen, oder wie Samsung und Apple es ausdrücken, Ressourcensparmaßnahmen zum Wohle der Umwelt festzustellen. Zwar waren auch ein Redmi 9A (2022) oder ein Redmi 10C (2023) bereits mit einem geringeren Verpackungsinhalt ausgestattet, aber ein Netzteil gab es bislang immer.

Auch der Karton ist daher von Samsung inspiriert und fällt ein wenig flacher aus. Immerhin bleibt man dem klassischen Poco-Design mit seiner schwarz-gelben Farbgebung treu. In diesem Fall bekommen wir eine schwarze Schrift auf gelben Hintergrund. Die Spezifikationen sind auch bei diesem Gerät später aufgeklebt. Hier macht man sich aber die Mühe der Farbgebung mit einem schwarzen Hintergrund treu zu bleiben.

Ein Samsung Galaxy A55 5G hatte in dieser Kategorie zwar auch nicht mehr zu bieten, aber ein Xiaomi-Gerät kam mir noch nie mit einem so geringen Verpackungsinhalt daher.

 

Design und Verarbeitung

Die Maße des Geräts erreichen 171,9 mm x 77,8 mm x 8,2 mm (10,4 mm am Kameramodul), bei einem Gewicht von 205 g (inklusive Simkarte). Damit ist das Gerät wirklich groß, wenn auch gemessen an den Maßen, verhältnismäßig leicht. Das liegt daran, das der Rahmen und die Rückseite aus Kunststoff sind. Das Gerät liegt uns in Gold vor. Alternativ gibt es das Gerät auch in Schwarz oder Grün. Während mein Farbton oben eher klassisch matt in gold färbt, zeigt der untere Teil einen interessanten Farbeffekt.

Auf der rechten Seite finden wir zwei kapazitive Tasten: die Power-Taste (mit integriertem Fingerabdrucksensor) und eine Lautstärkewippe. Alle Tasten verfügen über einen hervorragenden Druckpunkt. Auf der linken Seite finden wir am oberen Ende den Simschlitten. Am unteren Ende finden ein Mikrofon, einen USB-C 2.0 Ausgang und den Monolautsprecher. Am oberen Ende haben wir eine 3,5 mm Klinkenanschluss.

Sowohl bei den verarbeiteten Materialien, als auch bei den Displayrändern, bleibt man klar hinter der Redmi Note 13 Serie zurück. Allerdings muss man bemerken, dass ein in der UVP fast 500 € teures Samsung Galaxy A55 5G in Sachen Displayrändern nicht wirklich besser aufgestellt ist. Man vergleiche hierzu gerne meine Bilder unter dem bereits verlinktem Test.

Weder das Displayglas, noch der Staub- und Wasserschutz, wir von Poco bzw. Xiaomi näher spezifiziert.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern.

 

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (seitlich)
  • Face-Unlock: Ja

Vergleiche ich die Geschwindigkeit der Sperrmechanismen, so komme ich nicht umher, hier einen Unterschied zu meinem aktuellen Nubia Z60S Pro festzustellen, was ja auch so sein muss. Hier ist man merklich langsamer aufgestellt, aber im Grunde wäre es ja auch schockierend, wenn man den Unterschied zu einem Flagschiffprozessor nicht bemerken würde.

Das Tempo geht aber in Ordnung und ist der Geschwindigkeit des Prozessors angemessen. In jedem Fall funktionieren dies Sensoren aber wirklich zuverlässig.

 

Display

Im Poco C75 wurde ein 6,88″ großes planes IPS-LCD-Panel im 20:9-Format, mit einer maximalen Bildwiederholfrequenz von 120 Hz verbaut. Es löst mit 1640*720 Pixeln auf und kommt auf eine Pixeldichte von 260 ppi. Die Kamera verbirgt sich hinter einer zentral gelegenen Tropfennotch, was ein wenig nostalgisch anmutet.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarz- und Weißwerte von 3-253 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 306,0 Lux messen.

All das, was man hier sieht, entspricht dem, was wir auch von älteren Budgetgeräten des Herstellers her kennen. Grundsätzlich lässt sich damit arbeiten, aber die Redmi Note Reihe bietet für einen wirklich geringen Aufpreis einfach deutlich hochwertigere AMOLED-Panels.

 

Software

Zum Zeitpunkt des Tests (19.02.2025) arbeitet das Poco C75 auf Android 14 Basis, mit einem Sicherheitspatch vom 1. Januar 2025. Darüber liegt das hauseigenen HyperOS in der Version 1.0.7.0. Der Hersteller verspricht zwei Jahre Systemupdates (bis 2026) und vier Jahre Sicherheitsupdates (bis 2028). Für ein Gerät dieser Preisklasse ist das enorm und wäre vor zwei Jahren noch nicht denkbar gewesen.

Wie bei allen Xiaomi Geräte ist auf dem Gerät reichlich Bloatware vorinstalliert, die sich aber vollständig wieder deinstallieren lässt. Störender ist da die Werbung in der Systemsoftware, so dass ich beim Musik Player stets auf alternative Software zurückgreife.

Dafür aber bietet HyperOS zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten zur Individualisierung des Geräts. Und ich muss bei der Nutzung meines aktuellen Daily Drivers (Nubia Z60S Pro) eingestehen, dass mir manche dieser Möglichkeiten, wie z.B. der App-Kopierer, die Notizen App oder der Poco-Launcher doch fehlen.

Das DRM Widevine Level liegt auf L1, wodurch sich Filme, über z.B. Netflix oder Prime Video, in FullHD oder 4k streamen lassen. Jedenfalls wäre das in der Theorie der Fall, das verbaute 720p Panel lässt dies freilich nicht zu.

Die Google Services funktionieren hier uneingeschränkt. Der Google Play Store ist zertifiziert.

 

Performance

Im Poco C75 wurde der Helio G81 Ultra aus dem Hause Mediatek verbaut. Ihm zur Seite stehen 6 GB (bzw. 8 GB) LPDDR4X RAM zur Verfügung. Dieser lässt per Memory Expansion auf bis zu 16 GB erweitern.

In den Benchmarks erreicht das Gerät die folgenden Werte und Platzierungen:

  • Geekbench 6: Single Core 414 (19. von 22), Multi Core 1.396 (20. von 22)
  • Antutu 10: 266.207 (29. von 32)

Wie vom Preissegment her zu erwarten, ist das Poco C75 keine Rakete und bedarf doch merklich längerer Ladezeiten, als Geräte der 200er-Preiskategorie. Es wäre für mich aber noch immer in der Alltagsnutzung ausreichend. Auch einfache Spiele, wie Adventure Escape Mysteries, Domino oder Bus out lassen sich nach der etwas längeren Ladezeit problemlos spielen.

Ob sich die Bildwiederholrate von 120 Hz hier wirklich lohnt, wage ich aber zu bezweifeln. Hier hätte ich mir gewünscht, eher auf ein wenig mehr Prozessorleistung zu setzen und dafür auf das Feature des Displays zu verzichten.

 

Lautsprecher

Gegenüber einem Motorola G14 muss man sich in Sachen Medienlautsprecher geschlagen geben. Mit einer maximalen Lautstärke von 99,0 dBa werden wir zwar etwas lauter als der direkte Konkurrent, sind aber in der Klangqualität schwächer aufgestellt.

Die Telefoniequalität ist aber wirklich gut, besser als bei einem deutlich teureren CMF Phone 1.

Vielleicht lassen meine Kopfhörer langsam nach oder mein Gehör, aber über den 3,5 mm Klinkenausgang wird mir die Lautstärke erst bei über 80 % zu laut. Auch finde ich den Klang hier bei anderen Geräten deutlich besser.

Im System haben wir die Möglichkeit von acht vordefinierten Equalizereinstellungen, oder aber, wir können manuell nachbessern.

In dieser Kategorie schneidet das Gerät wirklich ordentlich ab, insbesondere, was die Kerndisziplin des Telefonierens angeht.

 

Kameras

Hauptkamera

Im Poco C75 ist auf der Rückseite nur ein Dual Kamera Setup verbaut, für das ich keine Herstellerspezifikationen bei Xiaomi oder anderen Testern gefunden habe. Wir haben eine 50 MP Hauptlinse (unbekannt, ƒ/1.8) und eine 5 MP Tiefenlinse (unbekannt, f/2.4). Auf der Frontseite ist ein 13 MP Sensor (unbekannt, f/2.0) verbaut.

Hauptkamera (Portraitmodus)

Gegenüber einem Redmi Note 12 4G gibt man sich hier keine Blöße. Die Aufnahmen sind, in meinen Augen, konsistenter und wirken weniger aufgepoppt. Auch der Unterschied zum Redmi Note 13 4G ist wirklich kein nennenswerter Sprung. Nur bei schlechterer Beleuchtung hat man gegenüber den beiden teureren Modellen das Nachsehen. Ein Motorola G14 steckt man aber klar in die Tasche.

Frontkamera (Portraitmodus)

Das gilt in meinen Augen auch für die Frontkamera, auch wenn ich bei all meinen Testaufnahmen nicht mit schlechten Belichtungsverhältnissen konfrontiert gewesen bin.

Hauptkamera (digitaler 2-fach-Zoom

Auf weitere Brennweiten müssen wir aber leider verzichten. Weder gibt es einen Ultraweitwinkel, noch eine Makrolinse. Der digitale Zoom des 50 MP Sensors ist in meinen Augen nicht zu gebrauchen. Verglichen mit dem CMF Phone 1 hat man hier aber vielleicht sogar die Nase vorn.

Videos lassen sich auf beiden Seiten in bis zu 1080p mit 30 Fps aufnehmen. Eine mögliche Stabilisierung lässt sich nicht einstellen. Allgemein finde ich die Videos sehr verwackelt und gerade die Rückseite bildet ordentlich Artefakte bei der Aufnahme. Auch vom Klang bekommt man für wenig Geld schon deutlich mehr geboten.

Kann man auf Videoaufnahmen verzichten, so findet ich das hier erhaltene wirklich gut und sinnvoll eingespart. Klar ist das keine Flagschiffkamera, aber ein CMF Phone 1 für den doppelten Preis, schneidet hier nicht wirklich besser ab (sieht man mal vom Lowlight ab). Womöglich ist sogar das Setup gleich.

 

Akkuleistung

Auf dem Papier ist die größte Stärke des Geräts der große Akku. Hier wurde ein 5.160 mAh großer Akku verbaut, der in Kombination mit dem leistungsschwachen Helio G81 Ultra aus dem Hause Mediatek eigentlich auf starke Akkulaufzeiten kommen sollte.

Jedenfalls im Benchmarktest mit AccuBattery wird dies auch bestätigt. Wir erhalten eine ScreenOn-Zeit von über 12,5 Stunden. Der kombinierte Verbrauch liegt bei über 11 Tagen. Dabei habe ich das Gerät als Testgerät, mit adaptiver Helligkeit und einer Bildwiederholfrequenz von 120 Hz genutzt.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbraucht das Gerät 9 %. Hier schneiden die meisten Geräte, bedingt durch die verbauten AMOLED Panels, mittlerweile aber besser ab

Abstriche muss man in der Ladegeschwindigkeit hinnehmen, denn das Poco C75 ist auf 18 Watt kabelgebundenes Laden beschränkt. Mit passenden Xiaomi Netzteil lädt das Gerät in einer Stunde und zwei Minuten um 70 %-Punkte auf. Damit würde eine volle Ladung knapp unter 90 Minuten dauern. Das passt zur genannten Leistung

Kabelloses Laden und Reverse-Charging ist nicht möglich.

 

Konnektivitäten

Das Gerät ist LTE-fähig und, gemäß Hersteller, kompatibel mit den folgenden Bändern: 1/3/4/5/7/8/12/17/20/28/38/40/41/66. Eine Kompatibilität zu 5G fehlt explizit.

Per Dualsimslot lassen sich zwei Nanosimkarten parallel nutzen und gleichzeitig der Speicher per Mikro SD Karte erweitern. Meine Version verfügt über einen internen Speicher von 128 GB, von denen per Werk über 105,2 GB frei zur Verfügung stehen. Für den doppelten Speicher (und gleichzeitig 2 GB RAM extra) verlangt Xiaomi einen UVP Aufpreis von 20 €. Das ist grundsätzlich mehr als fair, man sollte aber im Auge behalten, dass man das Gerät ja eigentlich gerade deshalb kauft, weil es 20-50 € günstiger ist, als die nächste Qualitätsstufe des Herstellers. Ein Kompatibilität für eine eSim liegt nicht vor.

Die WLAN-Messung mit Speedtest erreicht vor dem Router und ein Zimmer weiter fast die volle Bandbreite. Auf dem Dach bricht nur der Download auf die Hälfte ein. Das sind ordentliche Werte.

Der GPS Test, mit gleichnamiger Software kann die Position auf 2m genau bestimmen. Dabei wurden 52 Satelliten gefunden und davon 26 für die Positionsbestimmung verwendet. Wer immer argumentiert, dass Qualcomm-Prozessoren besser sind, als jene von Mediatek, der sollte immer im Auge behalten, dass diese nur auf 3m genau die Position bestimmen können, während Mediatek hier selbst im Budgetsmartphone näher herankommt. Der Fix dauert, entsprechend der Prozessorleistung, allerdings ein wenig länger. Der Hardwarekompass funktioniert.

An übrigen Konnektivitäten haben wir: USB-C 2.0, NFC zum kontaktlosen Zahlen, sowie Bluetooth 5.4. Auf ein Infrarotport oder eine LED-Leuchte müssen wir verzichten.

 

Preis- und Preisleistung

Ich habe das Poco C75 zum Release am 07.11.2024 für unter 120 € im deutschen Mi-Store erstanden. Der aktuelle Amazon Preis für die große Speicherausbaustufe liegt in etwa bei dem gleichen Preis. Die UVP für meine Variante lag bei 149,90 €.

Preislich geht das in Ordnung, ist aber kein No-Brainer. Hier sollte man deutlich Preise vergleichen.

 

Fazit

Das Poco C75 ist ein Budgetsmartphone, mit dem man alles machen kann und das alles bietet, was man braucht. Für den günstigeren Preis spart es, in meinen Augen, so gut wie immer an der richtigen Stelle. Und gerade, wenn man seinem Kind das erste Smartphone geben möchte, sind am Ende die gesparten Euros womöglich wichtiger gewesen, weil das Gerät drei Monate später auf dem Boden zerschellt.

Aber, die Preisdifferenz zur einfachen Redmi Note Reihe ist, in meinen Augen, so gering, das ich einfach die 20-50 € Aufpreis bei Eigenverwendung zahlen würde, um eben das bessere Display, mehr Performance, das schnellere Laden, die besseren Lautsprecher und den Ultraweitwinkel zu erhalten.

Für wen die genannte Summe keine Rolle spielt, der sollte hier lieber die paar Euro mehr investieren.