Vorerwartungen

Das Nubia Focus 5G ist auf den Papier schon einmal ein interessantes Gerät. Denn gerade in der Einsteiger- bzw. unteren Mittelklasse kommt man eigentlich nie an den günstigeren Xiaomi-Marken Redmi oder Poco vorbei.

Für regelmäßig unter 140 € z.B. bei MediaMarkt, bekommt man hier einen 108 MP Hauptkamerasensor und einen 20 % performanteren Prozessor, als beim Redmi Note 14 4G. Außerdem liegt ein interner Speicher von 256 GB vor. Klar finden wir auf dem Papier schon Werte, bei denen der Konkurrent besser abschneidet. Aber das ist auf den ersten Blick schon einmal eine interessante Alternative, vor allem, wenn man nicht bei Xiaomi landen möchte.

Ob mein regelmäßigerer Rat zu Redmi und Poco in dieser Preisklasse nun tatsächlich ein Ende findet, erfahren Sie in diesem Bericht.

 

Verpackungsinhalt

Ein Blick auf den Verpackungsinhalt bringt einen dann tatsächlich zum Staunen, denn mein Hocker ist hier endlich mal wieder voll. Die Verpackung beinhaltet:

  • ein weißes USB-C auf USB-A Daten- und Ladekabel,
  • ein europäisches 22,5 Watt Netzteil,
  • ein Sim-Eject-Tool,
  • Gantiebedingungen in 19 Sprachen und Quickstart Guide in 21 Sprachen, darunter Deutsch und sehr wertig,
  • eine Schutzfolie,
  • kabelgebundene In-Ear-Kopfhörer.

Wir müssen hier also lediglich auf eine Schutzhölle verzichten. Kabelgebundene Kopfhörer hatte ich aber wirklich schon lange nicht mehr im Paket.

 

Design und Verarbeitung

Das Design des Geräts ist tatsächlich sehr an die wertigeren Geräte des Herstellers, wie das von mir verwendete Nubia Z60S Pro, angelehnt. Das gefällt mir, denn es schafft eine Herstelleridentität. Ich werde tatsächlich sehr häufig in meinem Umfeld bzgl. der Optik meines Geräts angesprochen. Keiner wird hier davon sprechen, dass das Design an Apple angelehnt ist. Es ähnelt eher einer Kompaktkamera.

Die Maße des Geräts erreichen 163,2 mm x 74,5 mm x 8,6 mm (13,7 mm am Kameramodul), bei einem Gewicht von 212 g (inklusive Simkarte). Damit ist es ein großes und ein schweres Gerät mit einem sehr weit herausstehenden Kameramodul.

Das oberen Ende des Geräts ist clean. Auf der rechten Seite befindet sich die Lautstärkewippe und darunter die farblich rot abgesetzte Power-On-Taste (mit integriertem Fingerabdrucksensor). Beide Tasten sind, in meinen Augen, aus Kunststoff, haben aber einen sehr guten Druckpunkt. Am unteren Ende finden wir den USB-C-Anschluss, ein Mikrofon und einen 3,5 mm Klinkenausgang. Die linke Seite beinhaltet am oberen Ende den Simschlitten. Interessant ist das Fehlen eines Medienlautsprechers. Hier wird ausschließlich auf die Hörmuschel gesetzt.

Der Rahmen besteht aus Kunststoff, die Rückseite, gemäß Hersteller, aus Glas (woran ich allerdings meine Zweifel hege). Die Farbauswahl beschränkt sich auf Schwarz, die Lieblingsfarbe des männlichen Deutschen. Auf jeden Fall bekommt man keine schlaflosen Nächte, obgleich der großen Überlegungen zur Farbauswahl. Allgemein muss man hier einräumen, dass das Gehäuse recht anfällig für Fingerabdrücke und Staubablagerungen ist. Hier wird man regelmäßig das Mikrofasertuch ansetzen müssen. Davon abgesehen, habe ich es gerne in der Hand, aber ich mag auch schwere Geräte.

Auf der Frontseite haben wir ein planes Display, das über recht große Bildschirmränder, aber vor allem ein gewaltiges. Kinn, verfügt. In der Summe ist das nicht besser, als beim Redmi Note 14 4G. Grundsätzlich befinden wir uns hier aber auch im unteren Preissegment, da muss man Abstriche hinnehmen.

Das Glas wird vom Hersteller nicht näher spezifiziert. Auch eine Spezifikation zum Staub- und Wasserschutz bleibt man schuldig.

Im Rahmen des Testzeitraums blieb das Gerät frei von Kratzern.

In der Summe haben wir ein großes und schweres Gerät, mit einem außergewöhnlichem Design, das dem Hersteller eine eigene Identität verleiht. Verglichen mit teureren Geräten des eigenen Hauses muss man Abstriche bei der Materialienauswahl und den Bildschirmrändern hinnehmen. Aber hier sieht man eindeutig, an welchen Stellen man sein Geld gespart hat. Das finde ich eigentlich positiv.

 

Entsperrmechanismen

  • Codes: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Ja (seitlich im Power-Button)
  • Face-Unlock: Ja

Die Entsperrmechanismen funktionieren schnell und zuverlässig. Hier gibt man sich auch gegenüber performanteren Geräten keine Blöße.

 

Display

Im Nubia Focus 5G wurde ein planes, 6,66 Zoll großes,IPS Panel im 20:9 Format, mit einer Auflösung von 1612 x720 Pixeln (Pixeldichte: 267 ppi) und einer maximalen Bildwiederholrate von 120 Hz verbaut, die sich sogar adaptieren lässt. Die Frontkamera verbirgt sich hinter einem zentral gelegenen Punchhole.

Im Graustufentest des Antutu Benchmark lassen sich die Schwarz- und Weißwerte von 4-254 unterscheiden. Im Multitouch werden alle zehn Finger parallel erkannt. Als maximale Helligkeit konnte ich 350,3 Lux messen. Auch hier fehlt eine Herstellerangabe bzgl. maximalen Helligkeit, die viele Mitbewerber mittlerweile abgeben.

Durch das verbaute IPS Panel, müssen wir auf ein Always-On-Display verzichten.

Verglichen mit einem Redmi Note 14 4G, bleibt man hier deutlich hinter dem Mitbewerber. Das gilt sowohl für die Helligkeit, als auch die Auflösung. Ganz klar wird man in dieser Kategorie schlichtweg abgehängt.

Im unteren Preissegment halte ich es aber durchaus für keine schlechte Entscheidung, nur auf eine 720p-Auflösung zu setzen, da man hierdurch die Perfomance und Akkuleistung des Geräts erhöht.

 

Software

Zum Zeitpunkt des Tests (26.07.2025) arbeitet das Nubia Focus 5G auf Android 14 Basis, mit einem Sicherheitspatch vom 5. Mai 2025. Darüber liegt das hauseigene MyOS in der Version 14.0.2.Z2357N_EEA1.

Nach KI soll das Nubia Focus 5G drei Jahre Sytem- und Sicherheitsupdates ab Kauf bekommen. In der Tat habe auch ich schon ein Android Versionsupdaten von 13 auf 14 in meiner Testspanne erhalten. Verglichen mit anderen Herstellern, kommen diese aber in größerem Zeitabstand. Außerdem leben wir aktuell ja bereit seit einiger Zeit im Android 15-Zeitalter.

Leider muss ich ein Rückmeldung zur vorinstallierten Bloatware schuldig bleiben. Ich kann mich schlichtweg nicht mehr daran erinnern und das ist potenziell ungerecht gegenüber dem Gerät, denn das Nubia Z60S Pro hatte keine Bloatware vorinstalliert. Im System kommt man auf jeden Fall ohne Werbung aus.

Allgemein macht MyOS einen sehr aufgeräumten Eindruck. Die integrierten KI-Funktionen sind hier aber nochmal spärlicher, als bei den teureren Geräten aus dem eigenen Haus. Außerdem hat man hier nicht die Möglichkeit, auf den Google News Feed zuzugreifen, sondern ist auf ein ZTE-eigenes Pendant limitiert.

Das DRM Widevine Level liegt lediglich auf L3, wodurch sich Filme, über z.B. Netflix oder Prime Video, nicht in FullHD oder 4k streamen lassen. Das kann man aber durch das schwächer auflösende Display eh vernachlässigen.

Die Google Services funktionieren uneingeschränkt. Der Google Play Store ist zertifiziert.

 

Performance

Sehr positiv schlägt sich das Nubia Focus 5G in Sachen Performance. gegenüber der preislichen Mitbewerber. Der T760 aus dem Hause UNISOC mit seinen 6 GB LPDDR4X RAM leistet hier wirklich mehr, als die preisliche Konkurrenz.

In den Benchmarks erreicht das Gerät die folgenden Werte und Platzierungen:

  • Geekbench 6: Single Core 747 (19. von 27), Multi Core 2.191 (18. von 27)
  • Antutu 10: 498.910 (21. von 38)

Damit befindet man sich in der unteren Mittelklasse, ist aber 10-25 % über einem Redmi Note 14 4G anzusiedeln. Gerade in Kombination mit dem schwächer auflösendem Display, macht sich das aber wirklich bemerkbar.

In der Alltagsnutzung haben wir hier wirklich eine tolle Performance.

 

Lautsprecher

Abstriche muss man allerdings bei den nicht verbauten Medienlautsprechern hinnehmen. Zwar wird die Hörmuschel, mit einer maximale Leistung von 96,6 dBa, recht laut, aber verglichen mit den Stereospeakern des Redmi Note 14 4G, ist man hier mindestens eine Liga schlechter aufgestellt.

Die Telefoniequalität geht allerdings wiederum in Ordnung. Da gibt es nichts auszusetzen.

Über den 3,5 mm Klinkenausgang lassen sich kabelgebundene Kopfhörer ohne einen Adapter nutzen. Der Klang ist satt und wird mir bei etwa 50 % der maximalen Lautstärke zu laut. Meiner Erinnerung nach, war hier noch kein anderes Gerät lauter im Test.

Im System ist DTS integriert und nutzbar. Ich gehe davon aus, dass man davon aber nur was bei Kopfhörernutzung merkt. Per Werk können wir zwischen drei Klangprofilen für Musik, Filme und Spiele wählen.

Nutzt man den Medienlautsprecher des Geräts viel, so muss man hier klare Abstriche zu einem Redmi Note 14 4G hinnehmen. Man sollte sich aber die Frage stellen, wie relevant das in der alltäglichen Nutzung wirklich ist? Denn spiele ich Musik am Ende nicht über eine separate Box ab?

 

Kameras

Hauptkamera

Im Nubia Focus 5G ist auf der Rückseite nur ein Dual Kamera Setup verbaut. Wir haben eine 108 MP Hauptlinse (Samsung S5KHM6, ƒ/1.8) und eine 2 MP Tiefenlinse (unbekannt, f/2.4). Auf der Frontseite ist ein 8 MP Sensor (unbekannt, f/2.2) verbaut.

Hauptkamera (Portraitmodus)

In der Tat spielt man auch bei der Hauptkameras in der gleichen Liga, wie ein Redmi Note 14 4G. In der Summe tendiere ich aber dazu, dass Redmi hier in den meisten Fällen die Nase leicht vorne hat, ohne sich aber wirklich klar abzusetzen. Am ehesten ist das Nubia aber im Lowlight unterlegen.

Hauptkamera (Lowlight)

Gar nicht so schlecht macht sich der digitale 2-fach-Zoom, bei dem man sogar leicht die Nase vorne gegenüber Redmi hat. Gerade, wenn man keine Poster damit drucken will, ist das durchaus brauchbar.

Hauptkamera (digitaler 2-fach-Zoom)

Klar schwächer präsentiert man sich, nicht nur auf dem Papier, bei der Frontkamera. Die 8 MP-Kamera hat deutlich größere Schwierigkeiten mit schweren Belichtungsverhältnissen umzugehen, als dies beim Redmi Note 14 4G der Fall ist. So wirken die Bilder deutlich überbelichteter. Brauchbar sind sie aber in jedem Fall noch.

Frontkamera (Portrait)

Videos lassen sich auf der Rückseite (Hauptlinse) mit maximal 4k und 30 Fps aufnehmen. Auf der Frontseite ist man auf 1080p und 30 Fps limitiert. Ein optischer Bildstabilisator ist nicht verbaut. Bei der Frontkamera zeigen sich die Probleme mit der Überbelichtung auch in den Videos. Auf der Hauptkamera hat man die Möglichkeit 10-fach digital zu zoomen. Aber hier ist man Redmi klar unterlegen.

Allgemein ist man durchaus in der gleichen Liga, wie ein Redmi Note 14 4G. In der Summe ist man hier aber leicht unterlegen.

 

Akkuleistung

Im Nubia Focus 5G wurde ein 5.000 mAh großer Akku verbaut. Mit dem UNISCOC T760 als Prozessor, erreichen wir aber schlechtere Werte, als bei anderen Prozessoren mit gleicher Akkugröße:

Mit AccuBattery habe ich leider sehr unterschiedliche Werte erhalten. Im anliegenden Screenshot habe ich zwar eine sehr gute Screen-On-Zeit von über 12 Stunden, kommen aber nicht mal über den Tag mit dem Gerät. Ein derer Durchlauf kam auf keine fünf Stunden Screen-On-Zeit bei einem kombinierten Verbrauch von über vier Tagen. Somit weichen die Messwerte dieser Software zu deutlich ab, um eine klare Aussage zu treffen.

Für eine Stunde YouTube auf mittlerer Helligkeit und Lautstärke verbraucht das Gerät 12 %. Das ist ein doppelt so hoher Verbrauch, wie bei dem hier sehr gut abschneidenden Redmi Note 14 4G.

Allgemein bleibt in jedem Fall festzuhalten, dass meiner Wahrnehmung nach das Gerät häufiger an das Netzteil muss, als dies bei anderen 5.000 mAh Akkus der Fall ist

Abstriche muss man auch bei den Ladezeiten hinnehmen, denn hier ist maximal 22,5 Watt-Laden möglich. In einer Stunde lädt der Akku somit nur von 0-60 % auf. Hier sind die meisten Mitbewerber besser aufgestellt.

Kabelloses Laden und Reverse-Charging ist nicht möglich. Das ist in der Preisklasse aber auch bei den Mitbewerbern nicht der Fall.

 

Konnektivitäten

Das Gerät ist LTE- und sogar, wie der Namen verrät, 5G-fähig und, gemäß Hersteller, kompatibel mit den folgenden Bändern: 1/2/3/4/5/7/8/20/28/38/40/41/78.

Per Dualsimslot lassen sich zwei Nanosimkarten parallel nutzen. Eine Speichererweiterung per MicroSD-Karte ist jedoch nicht möglich. Dafür aber werden uns satte 256 GB interner Speicher geboten, von denen per Werk 232,05 GB frei zur Verfügung stehen.

Die WLAN-Messung mit Speedtest erreicht vor dem Router die volle Bandbreite. Ein Zimmer weiter reduziert sich Downloadrate auf 50 %, bei weiterhin gleichbleibender voller Uploadrate. Auf dem Dach haben eine unveränderte Downloadrate, bei nur noch 25 % der Uploadrate. Andere Geräte sind hier besser, arbeiten lässt sich damit freilich immer noch.

Der GPS Test, mit gleichnamiger Software, kann die Position auf 1 m genau bestimmen, Dabei wurden 23 Satelliten gefunden und davon 19 für die Positionsbestimmung verwendet. Offenbar verfügt das Nubia Focus 5G aber über keinen Hardwarekompass.

An übrigen Konnektivitäten haben wir: USB-C 2.0, NFC zum kontaktlosen Zahlen, sowie Bluetooth 5.0.

 

Preis- und Preisleistung

Die UVP des Geräts liegt bei 230 €, was deutlich zu teuer ist. Regelmäßig bekommt man das Gerät aber mittlerweile für unter 140 € in großen Elektronikmärkten. Der beste von mir gesehene Preis lag bislang bei knapp unter 120 €

Gehen wir einmal von den 140 € aus, so schlägt sich das Gerät ordentlich und hat in einigen Kategorien sogar die Nase gegenüber meinem Referenzprodukt vorne.

 

Fazit

Das Nubia Focus 5G und das Redmi Note 14 4G liegen preislich eng beieinander und auch bei dem, was man geliefert bekommt:

Für den Kauf des Nubia Focus 5G sprechen dann die bessere Performance, die Kompatibilität zu 5G, das individuelle Design, der doppelte Speicher und der größere Lieferumfang, während das Redmi Note 14 4G mit einem deutlich besseren Display, einer besseren Akkulaufzeit, regelmäßigeren Softwareupdates und besseren Lautsprechern ausgestattet ist.

Bei gleichem Preis würde ich daher vermutlich zum Redmi Note 14 4G greifen. Wer aber keine Lust auf Xiaomi hat oder aber den hier genannten Vorteilen eine höhere Gewichtung zuspricht, den kann ich durchaus verstehen, wenn er hier zum Nubia greift.