Das Wunder der SMS
Als ich vor knapp 20 Jahren das erste Mal von der SMS-Funktion auf Mobiltelefonen hörte, war das wie eine Offenbarung für mich. Ich bin jemand, der zwar gerne redet, der aber das Telefonieren vor allem für eins hält: für eine Belastung. Deshalb war die Vorstellung, mit einer kurzen schriftlichen Nachricht das mitzuteilen, was man sonst telefonisch erledigen würde, für mich für lange Zeit die beste Erfindung der Welt.
Ich lernte, wie man umfassende Botschaften auf 160 Zeichen reduziert, damit der Preis nicht über die damals üblichen 39 Pfennig pro SMS hinausgeht. Und ich schaffte es, gleich mit mehreren Leuten auf direktem, kurzen Wege in Verbindung zu sein, ganz nebenbei sozusagen.
Und dann blicke auf mein heutiges Kommunikationsverhalten und muss staunen, wie viel sich seither schon wieder verändert hat. Ich wähle mich mit meinem Smartphone in jedes verfügbare WLAN-Netz ein und versende Kurznachrichten über WhatsApp kostenfrei – in beliebiger Länge, bei Bedarf mit Fotos, Videos oder Tonaufnahmen.
Von überall auf der Welt nach überall auf der Welt. Dabei habe ich gleich mehrere Gruppen, mit denen ich in sogenannten Gruppenchats kommuniziere. Entweder, um mich mit meinen engsten Freundinnen auszutauschen, oder um eine Reisegruppe zu bilden, oder um mich gleichzeitig mit mehreren Nachbarn zu unterhalten oder oder oder. Für fast jeden Anlass habe ich inzwischen eine eigene Gruppe.
Einfacher war das Kommunizieren noch nie, schon gar nicht, wenn die beteiligten Freunde überall auf der Welt verteilt leben oder beruflich auf ganz unterschiedliche Weise eingespannt sind.
Aber so überwältigt und begeistert wie bei meiner Entdeckung der SMS war ich trotz aller Errungenschaften nie wieder. Irgendwie gewöhnt man sich an diese Art von Wundern.
Über die Autorin
Nina Conze arbeitet als freie Texterin für Unternehmen und Agenturen in Hamburg. Sie betreibt das Texternetzwerk Schreiberschaft und berät bei der Entwicklung von Kommunikationskonzepten, PR-Kampagnen und Buchprojekten. (www.schreiberschaft.de)
